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Tybee Island

Tybee Island

Titel: Tybee Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Clarks
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quer durch das Wohnzimmer, zwischen allen Gästen hindurch nach draußen. Frische Nachtluft schlug ihr entgegen und erinnerte sie daran, dass sie lediglich ein schulterfreies Top und einen kurzen Rock trug.
    »Wohnst du bei deinen Eltern?«, fragte er und sah sie an.
    Er meinte es tatsächlich ernst. Er wollte sie nach Hause bringen. Himmelherrgott, warum konnte er sich nicht wie ein Normalsterblicher benehmen und sie sich selbst überlassen? Endlich schaffte sie es, sich loszureißen. »Nein, tu ich nicht.« Sie war bei ihrer Freundin Mel untergekommen. Das Letzte, das sie nach dem Desaster mit Daniel hatte brauchen können, war eine Wohngemeinschaft mit ihren Eltern. »Ich wohne bei einer Freundin.«
    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, aus denen er sie musterte. »Welcher Freundin?«
    »Geht dich nichts an.« Er konnte ja seine Gefangenen so verhören, aber sicher nicht sie. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und kam erneut ins Taumeln.
    Sofort ergriff er wieder ihren Arm und führte sie von der Haustür fort zum Bürgersteig. »Warst du schon immer so bockig, oder erst, seit ich fort bin?«
    »Ach nö, schon immer.« Ohne Gegenwehr lief sie neben ihm her. Alles andere wäre ohnehin zwecklos gewesen.
    Schließlich blieb er vor einem dunklen Grand Cherokee stehen. »Steig ein.«
    »Ich denk nicht dran.«
    »Ich sagte, du sollst einsteigen!«
    Erneut verschränkte sie die Arme vor der Brust. Dieses Mal, ohne dabei ins Wanken zu geraten. »Warst du schon immer so herrisch, oder erst, seit du bei den Navy SEALs bist?«
    Mit Schwung riss er die Beifahrertür auf und deutete mit einer Hand ins Innere. »Steig endlich in dieses gottverdammte Auto!«
    Sie neigte den Kopf und ließ ihren Blick über das Innere des Wagens gleiten. Alles penibel geputzt und aufgeräumt. Was sonst. »Ach nö, ich laufe lieber.«
    »Deine Eltern wohnen fast zehn Kilometer von hier entfernt.«
    »Ich hab doch gesagt, ich wohne nicht bei ihnen.« Er sollte wirklich mal zuhören.
    »Und ich glaub dir kein Wort.« Noch immer hielt er die Autotür auf.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Dein Pech.« Als sie sich umdrehen wollte, um das Ganze endlich zu beenden, packte er sie am Arm und schubste sie ins Auto. »Hey!« Aber da hatte er ihr bereits die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Ein Mann, der gerade den Bürgersteig entlangspazierte, blieb stehen. »Sie ist meine Schwester«, antwortete Craig auf seinen fragenden Blick.
    »Das bin ich nicht«, rief sie durch die Fensterscheibe, aber der Mann nickte nur kurz und ging weiter.
    Nachdem sich Craig hinter das Steuer gesetzt hatte, warf sie ihm einen möglichst vernichtenden Blick zu. »Das nennt man Kidnapping.«
    Dieses Mal zuckte er mit den Schultern. »Verklag mich doch.«
    Sie seufzte und schloss die Augen. Sie war einfach zu müde, um weiter mit ihm zu streiten. Sollte er sie doch zu ihrer Freundin kutschieren. Sparte sie sich zumindest das Geld fürs Taxi.
     
    Das sanfte Schaukeln des Wagens wirkte einschläfernd, und erst ein grobes Rütteln an ihrer Schulter riss sie aus dem Schlummer.
    »Aufwachen, Aschenputtel. Wir sind da.«
    Mühsam lugte sie unter den Lidern hervor. Obwohl sich die Häuser alle glichen, hätte sie die violetten Chrysanthemen im Vorgarten jederzeit wiedererkannt. Denn w enn sie sich mit etwas auskannte, waren das Blumen. Was wollten sie hier? »Ich hab doch gesagt, dass ich nicht bei meinen Eltern wohne.«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Craig, während er sich abschnallte. »Du wohnst ja bei irgendeiner ominösen Freundin.«
    »An Mel ist nichts ominös.«
    »Jetzt hat sie zumindest schon einen Namen.« Er kletterte aus den Wagen, umrundete ihn und öffnete die Beifahrertür. Mit dem Kopf deutete er ihr, auszusteigen. »Los, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit.«
    »Ich wohn hier aber nicht.«
    »Für heute Nacht schon.«
    »Meine Eltern sind aber nicht da.«
    »Das wäre auch zu einfach gewesen«, sagte er und seufzte. Er griff ins Auto und zerrte sie hinaus. »Ich bin mir sicher, du hast einen Schlüssel zu dem Haus. Benutz ihn einfach.«
    »Ich habe meinen Schlüssel nicht dabei.«
    »Dann wirst du sicher wissen, wo du einen Reserveschlüssel findest. Irgendwo werden deine Eltern schon einen versteckt haben.«
    »Nein, haben sie nicht.« Das war die Wahrheit. Sie hatte ihren vor ein paar Wochen verloren und ihre Eltern hatten ihr stattdessen den Reserveschlüssel unter der Porzellanschnecke gegeben, aber seither noch keinen nachmachen lassen.

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