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Tybee Island

Tybee Island

Titel: Tybee Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Clarks
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»Danke.«
    Über den Kaffeedampf hinweg musterte sie ihn. Hätte sie ihn nicht schon so lange gekannt, hätten seine Größe und die vielen Muskeln womöglich Angst einflößend gewirkt. So war sie in erster Linie beeindruckt. Bereits in seiner Jugend hatte er einen Körper, der sich sehen lassen konnte, aber heute … heute musste sie sich bemühen, nicht loszusabbern.
    »Woran kannst du dich noch erinnern?«, fragte er und lehnte sich mit einer Tasse Kaffee gegen die Küchenfront.
    »Äh …« Sie legte die Stirn in Falten. »An eine Party?« Ja, genau. Mel und sie wollten ursprünglich gemeinsam auf Erics Party, aber Mel hatte sich irgendeinen Virus eingefangen und war lieber zu Hause geblieben.
    »Und weiter?« Mit todernster Miene betrachtete er sie.
    »Hm …« Sie versuchte, seinem Blick standzuhalten. Vermutlich verwendete er denselben Blick bei seinen Kriegsgefangenen. »Ich hab mich mit Matthew unterhalten.« Mit Matthew Stewart. Einem Typen, dem sie normalerweise nicht sonderlich viel abgewinnen konnte. Aber nach der fünften Tequilarunde war er viel attraktiver als sonst gewesen .
    »War das der Typ, mit dem du auf dem Zimmer warst?«
    Sie riss die Augen auf. »Ich bin mit ihm auf ein Zimmer gegangen?« So dämlich konnte sie doch nicht gewesen sein.
    Craig seufzte. Er stieß sich von der Küchenfront ab und kam auf sie zu. »Weißt du noch irgendetwas, was bei Eric zu Hause passiert ist oder danach?«
    Sie setzte ihren unschuldigsten Hundeblick auf, den sie zu bieten hatte, um in seinen strengen Augen zumindest ein bisschen Erbarmen zu finden. »Nicht so wirklich«, sagte sie kleinlaut.
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Dachte ich mir.« Mit der Kaffeetasse schlenderte er aus der Küche ins angrenzende Wohnzimmer. Dort ließ er sich in aller Seelenruhe auf dem Sofa nieder und griff nach einer Zeitung.
    »Was ist denn nun passiert?« Als er nicht antwortete, seufzte sie auf. Sie rutschte von dem Barhocker und folgte ihm.
    Er achtete nicht auf sie, sondern trank seinen Kaffee und las in der Zeitung.
    Sie setzte sich auf den breiten Sessel neben ihm und sah ihn erwartungsvoll an. Wenn sie das nur lange genug durchhielt, würde er schon irgendwann mit der Sprache rausrücken.
    »Ich hätte ja gern Mel angerufen, um sie zu informieren, dass du hier bist, aber der Akku deines Handys ist inzwischen leer. Und bei deinen Eltern hebt niemand ab. Sie sind wohl tatsächlich verreist.«
    »Du kennst Mel?«
    Er hob den Kopf und betrachtete sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. »Nein, leider nicht.«
    »Wärst du so nett und würdest mir erzählen, wie ich hierhergekommen bin?« Sie fuchtelte mit der Hand in der Luft herum. »Und wo bin ich eigentlich?«
    »Im Haus meiner Eltern auf Tybee Island.«
    »Und wie komm ich nun hierher?«
    Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen, legte die Zeitung beiseite und stellte die Kaffeetasse ab. »Du hast mich angebettelt, dich mitzunehmen, damit ich dich flachlegen kann.«
    »Hab ich nicht«, erwiderte sie prompt.
    Er lachte auf. »Woher willst du das wissen?«
    »Weil du selbst gesagt hast, dass ich mit Matthew in ein Zimmer verschwunden bin.« Nicht dass diese Alternative wirklich so viel besser gewesen w ä re.
    Er zog die Augenbrauen hoch und griff wieder nach der Zeitung. »Gut, dann hab ich dich eben aufgelesen, nachdem dich dieser Matthew flachgelegt hat.«
    Bilder, wie sie kichernd mit Matthew in ein dunkles Zimmer verschwand und mit einem Arm an seinem Hals hing, blitzten auf. »Ich hab mit Matthew geschlafen?« Sie wünschte, ihre Stimme würde nicht ganz so verzweifelt klingen.
    Erneut lachte er. »Ich fürchte, ja.«
    »O mein Gott.« Sie stützte ihren Kopf mit einer Hand ab. Was hatte sie bloß getan? Und warum hatte sie nur so viel getrunken? »Hat das irgendwer mitbekommen?«
    »Mit Sicherheit«, antwortete er und gönnte sich einen kräftigen Schluck Kaffee.
    Für einen Moment schloss sie die Augen, ehe sie sich erhob. Sie stellte ihre Tasse auf dem Couchtisch ab und schlenderte zur Terrassentür. Draußen bedeckten nur wenige Wolken den ansonsten strahlendblauen Himmel. Unterhalb der Terrasse lag ein feiner Sandstrand, der in regelmäßigen Abständen von Wellen des Atlantiks angespült wurde. Ein Bild der Ruhe und des Friedens. Eines Friedens, den sie sich für sich zurückwünschte. Sie musste mit dem Party machen endlich aufhören, bevor sie noch richtig abstürzte und nicht mehr hochkam. Daniel hatte sie vor über sechs Monaten verlassen. Es gab also

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