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Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen

Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen

Titel: Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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mich. Ich kenne mich nur mit Briefen aus. Sehe ich aus, als würde ich beim Paketdienst oder beim Personentransport arbeiten?«
    »Nein«, sagte der Bär.
    Die Taube nahm den Brief in den Schnabel und flog sofort los. Obwohl sie ihren freien Tag hatte. Wirklich nett von ihr.
    »Viel Glück!«, rief der Bär ihr hinterher. »Ich hoffe, du findest sie.«
    Er winkte ihr nach. Als er sie am Himmel nicht mehr erkennen konnte, ging er nach Hause.
    Er wartete.
    Wartete.
    Schlief.
    Stand auf und wartete weiter.
    Inzwischen war der Brief vielleicht angekommen. Vielleicht auch nicht. Er wusste ja nicht, wie weit die Bärin weg war und wie lange die Taube fliegen musste.
    Und wenn sie den Brief nun einer anderen Bärin gab? Wenn sie den Brief unterwegs verlor? Wenn sie vom Weg abkam? Nein, so etwas durfte nicht passieren! Weg mit diesen Gedanken!
    Der Bär wartete noch eine Stunde, dann hielt er es nicht mehr aus und lief zum Baum der Taube. Er klopfte an, und tatsächlich: Sie war schon wieder da.
    »Und?«, fragte er. »Hast du den Brief abgegeben?«

    »Natürlich. Was dachtest du denn?«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Danke.«
    »Sonst nichts?«
    »Sonst nichts. Und jetzt lass mich in Ruhe. Ich bin erschöpft.«
    Damit verschwand die mürrische Taube wieder.
    »Danke schön!«, rief der Bär trotzdem.
    Er schlenderte nach Hause. Immerhin: Jetzt hatte die Bärin seinen Brief erhalten. Doch würde sie tatsächlich kommen? Hatte sie überhaupt Zeit? Und Lust?

Das Deckentier
    Der Brillenbär überlegte hin und her, was er noch tun konnte, außer zu warten. Nicht viel. Er konnte wieder einmal seine Hütte aufräumen, denn das hatte er schon seit Wochen nicht mehr getan. Gute Idee! Wenn die Bärin kam, konnte er ihr ein sauberes, gemütliches Heim präsentieren. Außerdem vermisste er ein paar Zettel mit Sprichwörtern. Er hoffte, sie bei dieser Gelegenheit wiederzufinden.
    Er räumte alle Möbel aus dem Haus und stellte sie auf die Wiese. Er trug die schöne rote Fransendecke, die er am Tag über das Bett breitete, ebenfalls nach draußen und hängte sie auf die Leine zum Auslüften.

    Dann machte er sich ans Putzen. Schnell fand er zwei der vermissten Zettel. Auf dem einen stand: Ein blinder Hund findet auch mal ein Korn. Das verstand der Brillenbär nicht. Welcher Hund ist schon blind? Und was will er mit einem Korn?
    Also nahm er sich den zweiten Zettel vor: Hühner, die bellen, beißen nicht.
    Der Bär las den Zettel dreimal durch. Dann begriff er, dass hier irgendjemand etwas verwechselt hatte. Aber er begriff nicht, dass er selbst dieser Irgendjemand war. Er hatte die Sprichwörter im Radio gehört und mal wieder viel zu lange fürs Aufschreiben gebraucht. Da kann schon einiges durcheinandergeraten.
    Achselzuckend legte er die Zettel zu den anderen Zetteln, die sich auf dem Tisch häuften. Irgendwann einmal würde er diesen Zettelberg ordnen müssen.
    Einstweilen aber hatte er mit dem Saubermachen genug zu tun. Nach einer halben Stunde tat ihm der Rücken weh vom vielen Bücken. Er trat vor seine Hütte und streckte sich ausgiebig. Bei dieser Gelegenheit bemerkte er, dass etwas fehlte. Die Wäscheleine, auf die er vorhin die rote Decke gehängt hatte, war noch da. Sie hing wie eh und je zwischen zwei Rotbuchen. Aber sie war allein. Vollkommen deckenlos.
    Manch einer hätte jetzt gerufen: »Hilfe! Diebe! Haltet sie!«
    Nicht so der Brillenbär. Er rief: »Hilfe! Der Wind hat meine Decke fortgeweht! Haltet ihn!«
    Er merkte selbst, wie sinnlos sein Aufruf war. Es war niemand da, der ihn hören konnte. Und wie sollte jemand den Wind aufhalten?
    Dann war aber doch jemand da, nämlich der Löwe, der genau in diesem Moment seinen besten Freund besuchen wollte.
    »Wieso ist dein Wohnzimmer jetzt im Freien?«, fragte er. »Und warum schreist du denn in der Gegend herum?«
    »Das Erste, weil ich drinnen sauber mache. Das Zweite, weil meine rote Decke eben noch auf der Leine hing. Meine schöne rote Decke. Jetzt ist sie fort.«
    Der Löwe bot sofort an, dem Bären beim Suchen zu helfen.
    Sie suchten die nähere Umgebung ab, zunächst ohne Erfolg. Dann erblickten sie die Decke in einiger Entfernung. Sie glitt aufrecht über die Wiese, gerade so, als würde sie von Geisterhand getragen. Für eine Decke ein merkwürdiges Verhalten. Das sah gar nicht nach einem Windstoß aus. Eher nach einem seltenen und gespenstischen Tier.
    Der Brillenbär bekam Angst vor diesem seltsamen Wesen. Er wollte dies aber nicht zeigen und sagte leichthin:

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