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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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räusperte sich. „Deshalb werde ich nichts sagen“, fuhr sie fort. „Ich denke an das Kind und ich denke an seine Zukunft.“
    „Wieso hast du mit ihm gesprochen?“ Olafs Stimme klang rau.
    Carola betrachtete ihre Nägel. „Ich hatte so eine Ahnung, dass es mit uns schwierig werden könnte.“
Kurz sah sie auf. Ihr Blick traf Christian, nur eine Sekunde lang.
    „Und ich wollte mich versichern, wie die Familie dazu steht.“
    Olaf schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was… was ich sagen soll. Was… du von mir hören willst.“
    Carola seufzte. „Dein Vater besteht auf Heirat und auf Kontakt zu seinem Enkel.“
    Wieder sah Carola auf Christian. „Doch… ich bin nicht sicher, ob ich den Kontakt zu dir zulassen sollte.“
    „Du bekommst alles, was du dir vorstellst.“ Olaf bemühte sich Festigkeit in seine Worte zu legen, doch der Versuch misslang.
    „Ich werde für dich und das Kind sorgen, so gut…“
    „Natürlich“, unterbrach Carola ihn. „Ich werde dafür sorgen, dass du deine Pflicht erfüllst.“
    Sie erhob sich, packte ihre Handtasche fester, blickte in Olafs Augen.
    „Und ich werde dafür sorgen, dass dieses Kind niemals von deinen Perversionen erfährt.“
    Sie ging zur Tür, drehte sich dort noch einmal um. „Übrigens, dein Vater will dich sprechen. Er erwartet dich.“
    Ihr verächtlicher Blick traf Christian. „Euch beide“, fügte sie hinzu und verließ die Wohnung.
    „Carola… bitte…“
    Olaf stand auf, wollte ihr folgen, doch ein warnender Blick hielt ihn zurück.
    „Fass mich nicht an!“, zischte sie und lief zur Tür, drehte sich noch einmal um.
    „Und regle das mit deinem Vater. Er steht praktisch schon auf deiner Schwelle.“
    *
    Nachdem die Tür hinter Carola zugefallen war, blieb Olaf inmitten des Raumes stehen und regte sich nicht.
Seinen Blick hatte er auf die Stelle gerichtet, an der Carola zuletzt gestanden hatte, und doch sah er nichts, fühlte er nichts.
    Langsam erhob sich Christian und trat hinter ihn.
    „Wird sie es ihm erzählen?“ Die Stimme des Jüngeren klang schmal und unsicher, ängstlicher als Olaf sie seit langem gehört hatte.
    Der Ältere schüttelte seinen Kopf. „Nein – das würde sie nicht tun.“
    Dessen fühlte er sich beinahe vollkommen sicher. Wie er sie einschätzte, tat Carola alles, um unangenehmem Gerede vorzubeugen.
    Auch, wenn sie zusehen musste, wie ihre Zukunftspläne bröckelten, so war er doch bereit, jeden Eid zu schwören, dass es ihr leicht fallen sollte, stets das Beste für sich und aus ihrer Situation herauszuholen.
    Skandale passten nicht in diesen Plan, unangenehme Familiengeheimnisse aufzudecken noch weitaus weniger.
    Olaf fühlte Christians Hand auf seiner Schulter. Er ergriff diese und führte sie an seine Lippen, drehte die schlanken Finger dann in den seinen und küsste die Handinnenfläche.
    „Irgendwie bekommen wir das hin“, versprach er, und obwohl seine Stimme zitterte, wuchs doch die Überzeugung in ihm, dass sein Versprechen sich erfüllen würde, erfüllen musste, allein um Christians Willen.
    „Du könntest um sie kämpfen“, schlug Christian leise vor. „Du… du solltest an das… das Kind denken.“
    Olaf drehte sich um und nahm ihn in seine Arme. „Es ist zu früh“, flüsterte er. „Das… ist ihre Entscheidung. Es… es sollte mich wundern, wenn sie nicht geplant hätte… wenn sie nicht…“
    Christian legte ihm zwei Finger auf die Lippen. „Das wissen wir nicht. So etwas passiert.“
    „Ja.“ Olaf barg den Kopf an des Jüngeren Schulter und dachte an einen Moment so lange Jahre zuvor, an die Vorwürfe, die ihr Vater seiner Mutter gemacht hatte.
    „Ich werde alles für sie… und für das Kind tun“, versprach er mehr sich selbst als dass er zu Christian sprach.
    „Das weiß ich“, sagte dieser. „Das solltest du. Und vielleicht… vielleicht kann Carola irgendwann verstehen…“
Olaf schüttelte seinen Kopf. „Niemand kann das verstehen. Das ist etwas zwischen uns und nur zwischen uns. Es gehört uns allein.“
    „Ja.“ Christian nickte und lehnte sich an den Älteren. „Nur uns allein“, flüsterte er.
    *
    Olaf richtete einen Sparfonds und ein Guthaben für Carola ein. Er unterzeichnete jede Vereinbarung, die sie ihm erstaunlich schnell vorlegte, erklärte sich mit allem einverstanden und zeigte sich nicht im Geringsten überrascht, als Hannibal nur einen Tag später die Schließung der Filiale anordnete und ihn, sowie Christian nach Hause beorderte.
    Er verlor nicht

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