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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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den Film.
    Es konnte, durfte so nicht weitergehen. Olaf musste dem Einhalt gebieten, und doch konnte er dies nicht, war es ihm unmöglich.
    *
    Von einem Tag auf den anderen, verloren seine Gefühle, seine Einwände an Bedeutung, wurden sie ersetzt von etwas Größerem, von einem Schrecken, den sich auszumalen Olaf nie wagen würde.
    Es war eine Routineuntersuchung, nicht mehr und nicht weniger, ein paar einfache Tests im Rahmen von Christians Ausbildung, die den Verdacht auf die Krankheit nahelegten, die sich so lange still verhalten hatte.
    Lange genug, als dass sie beide sich erlaubt hatten, diese zu vergessen.
    Und mit einem Mal war alles nebensächlich, löschte sich jeder Gedanke an Schuld oder Scham im Angesicht der wirklichen Bedrohung, im Angesicht einer Krankheit, die die Macht besaß, Olaf den einzigen Menschen zu nehmen, der ihm mehr bedeutete, als sein eigenes Leben.
    „Es besteht lediglich der Verdacht“, sagte Christian. „Wenn ich nicht in meiner Kindheit krank gewesen wäre, kämen sie nicht einmal auf die Idee, mich daraufhin zu testen.“
    „Was bedeutet das?“ Olafs Stimme klang fern und fremd in seinen Ohren.
    Christian sah ihn ernst an, zuckte dann mit den Schultern. „Die Anzahl an Leukozyten kann viele Ursachen haben. Es existiert kein Grund, sich aufzuregen.“
    Olaf schluckte trocken. „Aber sie haben mit dir darüber gesprochen, dich zu weiteren Tests bestellt.“
    Christian nickte. „Morgen. Danach heißt es abwarten.“
    „Erinnerst du dich an damals?“ Olaf brachte die Worte kaum hervor.
    Christian schlug die Augen nieder. „Ein wenig, ganz schwach.“
    Olaf holte tief Luft, drängte die Angst zurück.
    „Ich bin für dich da.“
    Christian lächelte. „Du hast mich auch damals gerettet. Du kannst mich wieder retten.“
    Olaf schloss seine Augen, presste die Lippen zusammen. „Ich kann dich nicht retten.“ Seine Stimme versagte. „Ich… weiß selbst nicht, was ich tun soll.“
    „Doch, das weißt du.“
    Olaf spürte, dass Christian näher kam. „Du weißt es immer.“
    Und dann schlug Olaf seine Augen wieder auf und begegnete dem vertrauensvollen Blick des Jüngeren und der Schmerz durchschnitt ihm das Herz wie ein Messer.
    „Ich kann es nicht“, krächzte er. „Ich bin schwach. Siehst du nicht, dass ich schwach bin, dass ich niemals all das zulassen dürfte, dich all dem aussetzen… dass ich niemals…“
    Ein Schluchzen brach sich in Olaf Bahn.
    Und dann fühlte er Christians Arme um sich.
    „Es ist okay“, sagte der Jüngere leise. „Wir wissen nicht, was geschehen wird. Wir wissen nicht, was richtig ist und was falsch. So ist das Leben – unser Leben.“
    Olaf lehnte die Stirn auf Christians Schulter, ließ es zu, dass der andere seinen schwankenden Körper hielt, ihn sanft hin und her wog, ihn tröstete, als wäre er es, der diesen Trost brauchte.
    Er ließ es zu, dass Christian ihn zu Boden zog, ließ es zu, dass der Jüngere ihn führte.
    Er ließ es zu, dass Christian seine Jacke und sein Hemd abstreifte und dass er bei sich selbst das Gleiche tat.
    Ließ es zu, dass Christian ihn küsste, wie schon so oft zuvor und doch anders, mit einer neu gewonnenen Sicherheit, dem Bewusstsein, dass sie nichts zu verlieren hatten, nicht mehr.
    Christian saugte an Olafs Brustwarzen. Seine Hände wanderten an Olafs Körper hoch und hinunter, erforschten jede Wölbung, jeden Muskel, jede Sehne.
    Christian küsste ihnwieder  und presste seinen Unterleib gegen den des Älteren, bis dieser in seinen Mund hinein stöhnte. Und dann begann er eine rhythmische Bewegung, einen Tanz, in den Olaf einfiel, als hätten sie ihn bereits unzählige Male zuvor getanzt.
    ‚Vergessen‘, dachte Olaf. Er wollte nur vergessen, was Christian gesagt hatte, genug spüren, um nicht an die Gefahr zu denken, die im Inneren des Bruders lauerte.
    Er stieß seine Hüften in die Höhe, fühlte das harte Glied des Jüngeren durch den Stoff hindurch, hörte das leise Ächzen, das der andere hervorstieß, als er auf seine Bewegungen reagierte.
    Sie wurden schneller und schneller, ihre Lippen lösten sich voneinander, als sie beide gezwungen waren, nach Luft zu schnappen.
    Christian keuchte in die Kurve zwischen Olafs Hals und Nacken hinein und Olaf hob seinen Kopf und erreichte mit den Lippen Christians Ohr, als er kam, als sein Körper aufblitzte vom Kopf bis zu den Zehen und er die Feuchtigkeit in seine Hose schießen fühlte.
    Als Olafs Atem sich beruhigte, lag Christian schwer und warm und ruhig

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