Ueber den Horizont hinaus - Band 1
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Es hatten die Tropen sein müssen, keine Frage. Und letztendlich waren sie es auch, kamen zumindest der Vorstellung nahe, die sich in seinem Verstand festgesetzt hatte. Es gab Palmen und das Meer war so blau, dass es unecht aussah. Der Strand fast weiß, als lachte er aus einem Poster auf ihn herab, oder vielleicht auch über ihn. Zwischen den Zehen spürte er keinen Sand, hatte zu viel Angst, dass der heiß genug war, um seine Fußsohlen zu verbrennen. Oder vor dem Getier, dass sich darin tummelte, erpicht darauf, ihn in die Zehen zu zwicken. All das Gedanken, die er sich vor seiner Abreise nicht überlegt hatte, die ihn erst nach und nach einholten, während die Wirklichkeit den Traum besiegte. Auch wenn das Meer, das einem Traum entsprungen schien, am Horizont mit dem Blau des Himmels verschmolz, und dessen leises Plätschern jeden Cent wert war, den er für diesen Urlaub springen ließ.
Denn hinein ging er nicht. Sooft er auch davon geträumt hatte, warme Wellen Salzwasser über seine Füße fließen zu sehen, in den weichen Sandboden einzusinken, sich nach einer Muschel zu bücken, die durch das klare Wasser deutlich zu erkennen war, begriff er doch, dass es fahrlässig wäre, das Risiko einzugehen. Auch wenn er sich in den Ferien befand, hatte er seinen Verstand nicht zuhause gelassen, hörte auf Warnungen, las Schilder und erinnerte sich an Dokumentationen über giftige Quallen, über Fische, die sich im Sand eingruben und nur darauf warteten, dass jemand auf sie trat. Oder über all die anderen Seeungeheuer, die in Breitengraden wie diesen auf ihre Opfer lauerten. Oh nein, so dumm war er nicht.
Natürlich enttäuschte es, dass er nicht auf das karibische Blau zu rannte, es um Füße, Knie und Hüften spürte, bevor er ganz darin eintauchte. Doch erinnerte er sich, dass die Einheimischen ebenfalls nicht dumm genug waren, ihr Leben oder ihre Gesundheit zu riskieren, indem sie im Ozean planschten. Denn Einheimische gab es tatsächlich, sogar hier in diesem Ferienparadies. Zeigten sich allerdings verhältnismäßig selten. Hatten vielleicht besseres zu tun, oder waren angehalten, den Gästen nicht die Ferienlaune zu trüben. Denn so viel weiße Haut wie in dieser Ansiedlung von Strandhäusern, hatte er das letzte Mal in einem Dorf auf dem Land gesehen. Nicht einmal die Vorstadt wirkte derart trostlos.
Touristen waren es hier, die unter sich blieben, die in dem Schwimmbad, das luxuriös und frei von Getier und Geziefer war, ungehemmt johlten und kreischten. Die sich bereits am Vormittag betranken und am Nachmittag an den Bars lungerten, voluminöse Cocktails aus Kokosnüssen schlürften, welche mit ihren Schirmen und Fruchtspießen garniert ins Auge sprangen.
Er hatte nicht darüber nachgedacht, in welcher Gesellschaft er seinen Urlaub verbringen werde. Schon gar nicht war er darauf gekommen, dass ihn die anderen Gäste deprimierten. Selbst wenn er im Schwimmbad seine Bahnen zog und hin und wieder einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Ozean warf, kam es ihm vor, als störte deren Lautstärke, deren Lebenslust seinen Frieden. Erinnerten ihn daran, dass es etwas anderes gewesen war, was er sich insgeheim vorgestellt hatte. Dass er seit seiner Ankunft, vielleicht bereits zuvor, an die Geschichten seiner Kindheit dachte, in denen ein Erzähler gegen den Stamm der Palme lehnte, die sich im Wind bog. In der er als Freibeuter über das Meer gereist kam. In denen von Schiffen und Abenteuern berichtet wurde, von Schätzen und einsamen Inseln.
Nun, die Insel hatte er nun vor sich, deren Boden unter sich. Aber von Einsamkeit konnte keine Rede sein. Eher von einem lukrativen Geschäft, einem Lockruf, der sich an Bewohner der nördlichen Halbkugel richtete, die, ausgehungert nach Sonnenschein, Flüge und Geldverlust für in Ordnung befanden, wenn sie im Gegenzug ihren Traum eines praktisch vertraglich
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