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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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Wand auf ihn prallte. Er kämpfte sich hindurch, stöhnte innerlich und mit dem Wissen, dass er sich immer noch in Meeresnähe befand, ein Luftzug, der die Temperaturen erträglicher werden ließ, daher durchaus im Bereich des Möglichen lag. Auch wenn er auf dem weiteren Weg nichts davon bemerkte.
    Denn allzu weit entfernten sie sich nicht vom Strand. Trotzdem zupfte Vincent an dem Hemd, das bereits an seinem Körper klebte, bewunderte insgeheim, dass es Eduard gelang, seines trocken zu halten. Er bewunderte auch, wie locker dieses an dem schlanken Körper herabfiel, der nun, befreit von dem Tresen und der gewollt schmeichelhaften Beleuchtung in der Eingangshalle, auf wundersame Weise, noch besser aussah, als es der Fall sein dürfte. Vor allem wenn Vincent an sich selbst herabsah, schweißnass und immer noch von europäischer Blässe, die - auch wenn sie sich für seine Begriffe längst in ein intensives Braun verwandelt hatte, dem Vergleich mit Eduard kein Stück standhielt.
    Auch kam er nicht an dessen Leichtfüßigkeit heran, an den federnden Gang, der beim besten Willen nicht an den Turnschuhen und den langen Socken lag, die der trug. Betreten blickte Vincent wieder auf, bemerkte, dass Eduard ihn ansah und lächelte. Er deutete auf seine sockenfreien Füße. "Sind hier Milben oder andere Tiere im Gras?", erkundigte er sich besorgt und obwohl es sich nicht um Gras handelte, durch das sie liefen?
    Eduard schüttelte den Kopf. "Ich würde hier nicht barfuß laufen, aber deine Schuhe reichen vollkommen aus. Ich trage die Socken nur, weil es gefährlichere Ecken auf der Insel gibt."
    "Schlangen?", erkundigte Vincent sich und verwünschte die Tatsache, dass seine Stimme belegt klang.
    Eduards Lächeln verbreiterte sich. "Nicht hier", beruhigte er Vincent. "Keine Sorge. Ich kenne mich aus."
    Vincent seufzte. "Das hoffe ich", murmelte er und Eduard lachte, zeigte nach vorne. "Da ist es."
    "Wow", entfuhr es Vincent und seine Augenbrauen wanderten nach oben. "Das sieht doch gut aus."
    "Solange man nicht näher kommt", entgegnete Eduard. "Es stammt aus der Kolonialzeit, ist dementsprechend betagt. Meine Stiefmutter kaufte es von der Lebensversicherung meines Vaters. Von außen wirkt es größer als von innen, was auch an den vielen Leuten liegt, die hier wohnen. Die ganze Verwandtschaft kommt hier unter."
    "Gibt es noch mehr solche Häuser hier?", erkundigte sich Vincent.
    "Wenige", antwortete Eduard. "Manche stürzten ein, weil sie auf Sandboden errichtet worden waren. Andere hat die Flut geholt. Aber ich gehe davon aus, dass mit den heutigen Techniken eher analysiert werden kann, warum zum Beispiel ausgerechnet dieses Gebäude hält. Oder welche Art und Weise der Konstruktion sich für dieses Klima am sinnvollsten auswirkt." Er blieb stehen, sah Vincent an. "Ich habe immer ein Auge darauf geworfen, wenn hier renoviert oder angebaut wurde. Aber leider fehlt es mir an Fachwissen." Er lächelte entwaffnend und Vincent lächelte zurück, ohne zu wissen warum.
    "Ich habe schon gesagt, dass ich nicht viel versprechen kann", gab er zu.
    Eduard nickte, immer noch lächelnd, sah an ihm vorbei. Doch Vincent konnte seinen Blick nicht von ihm lösen. Trotz der Schwüle hatten sich hellgraue Wolken gesammelt, kämpfte sich nun eine schwache Brise vom Meer aus durch die Palmen und zu ihnen durch, bewegte Eduards Haar, von dem Vincent erst jetzt bemerkte, dass er es nun offen trug.
    Er sah umwerfend aus, unglücklicherweise musste Vincent das zugeben. Doch bevor er seine Gedanken tatsächlich begreifen konnte, sah Eduard auf und winkte ihm näher.
    Ohne sich umzusehen, ging er weiter und Vincents Blick wanderte an dem schlanken Körper herab. Verdammt, was dachte er sich dabei? So ging das nicht weiter, keineswegs.
    Er war keiner dieser Typen, die Wert auf einen Urlaubsflirt legten. Derartiges läge jenseits von Dummheit und entbehrte jeden Sinns.
    Er schüttelte den Kopf, folgte dennoch Eduard in das Gebäude. Die Hitze darin war noch unerträglicher als draußen und ihm lief immer noch der Schweiß Rücken und Gesicht herab.
    Dazu kam der Lärm, der sich bereits draußen angedeutet hatte, aber im Haus anschwoll. Getrappel von unzähligen Schritten, Möbel die rückten, Quietschen und Knarzen, dass es eine Freude war. Vincent ließ seine Finger über die Wand gleiten, vergewisserte sich, dass sie hart und stabil schien. Er konnte keine Risse entdecken, Decke und Boden wirkten eben.
    Eines der Geräusche näherte sich, das Quietschen,

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