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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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irgendwas Übles, das er vermeiden möchte. Er besitzt sämtliche brauchbaren Seekarten, Doc. Wir folgen einfach seiner Führung.«
    »Mitten in die Leere See hinein?«
    »Delagard ist nicht verrückt«, sagte Cadrell. »Über kurz oder lang werden wir wieder nordwärts abdrehen. Daran zweifle ich gar nicht.«
    »Und der Gedanke, ihn zu fragen, was der plötzliche Kurswechsel soll, der ist dir nie gekommen?«
    »Ich sag dir doch, ich nehme an, das hatte einen guten Grund. Ich nehme an, er weiß schon, was er tut.«
    »Du nimmst verdammt viel einfach nur so an«, sagte Lawler.
    THARP SCHAUTE von seiner Funkkonsole auf. Die gewöhnlich tief in runzligen Fleischfalten versteckten Augen funkelten groß vor Verblüffung.
    »Das Leere Meer?«
    »So sieht es aus.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn!«
    »Ja, nicht wahr? Aber tu bitte so, als wüßtest du von nichts, Dag. Für kurze Zeit, ja? Und jetzt ruf mir Martin Yanez.«
    »Nicht Stayvol? Den rufst du doch sonst immer zuerst.«
    »Yanez«, sagte Lawler fest und kämpfte gegen die Erinnerung an Joses Gesicht an, das lernbegierig zu ihm heraufgelächelt hatte.
    Hantierungen an Knöpfen und Hebelchen, und dann drang die quäkende Stimme des Funkers der Three Moons durch die Statik - es war eins der Hain-Mädchen, Lawler war nicht sicher, welches -, dann, einen Moment später, kam die tiefe ruhige Stimme von Martin Yanez: »Nichts zu berichten, Doc. Gesundheitlich ist hier alles in Ordnung.«
    »Das ist kein beruflicher Routineanruf«, sagte Lawler.
    »Was dann? Habt ihr was von der Golden Sun gehört?« Auf einmal war Erregung in der Stimme zu hören, Hoffnung.
    »Nichts, leider«, sagte Lawler ruhig.
    »Ach.«
    »Ich wollte rausfinden, was du von unserer Kursänderung hältst.«
    »Was für eine Kursänderung meinst du?«
    »Komm mir nicht mit solchem Scheiß, Martin, ich bitte dich!«
    »Seit wann macht sich der Doktor Sorgen um Navigationsprobleme?«
    »Ich hab gesagt, komm mir nicht mit so ‘nem Scheiß!«
    »Bist du jetzt der Navigator, Doc?«
    »Ich bin ein davon Betroffener. Das sind wir alle. Und es handelt sich unter anderem auch um mein Leben. Also, was geht hier vor, Martin? Oder hat Delagard dich dermaßen fest im Genick, daß du es mir nicht sagen willst?«
    »Du klingst schrecklich aufgeregt«, sagte Yanez. »Wir haben einen Abstecher nach Süden gemacht. Na und?«
    »Und warum?«
    »Das solltest du besser Delagard fragen.«
    »Hast du ihn gefragt?«
    »Das brauche ich nicht. Ich folge einfach seinen Anweisungen und seiner Führung. Er segelt nach Süden - ich segle nach Süden.«
    »Bamber hat so ziemlich das gleiche gesagt. Seid ihr Kerle denn allesamt bloß seine Marionetten und laßt euch von ihm herumschubsen, wie es ihm paßt? Himmel, Martin, wieso steuern wir denn nicht mehr Richtung Grayvard?«
    »Ich hab dir schon gesagt, frag Delagard.«
    »Das hab ich auch vor. Aber vorher wollte ich herausfinden, was die übrigen Schiffskapitäne davon halten, daß wir ins Leere Meer fahren.«
    »Ach, fahren wir dorthin?« Yanez’ Stimme war so ruhig wie immer. »Ich dachte, wir machen nur einen kurzen Abstecher nach Süden, und Delagard will aus irgendeinem Grund nicht darüber sprechen. Soweit ich weiß, ist unser Fernziel immer noch Grayvard.«
    »Und das glaubst du wirklich?«
    »Wenn ich dir sage, es ist so, würdest du mir glauben?«
    »Ich möchte schon.«
    »Es ist die Wahrheit, Doc. So wahr ich meinen Bruder geliebt habe, es ist bei Gott die Wahrheit. Delagard hat kein Wort über eine Kursänderung gesagt, und ich hab nicht gefragt, und auch Bamber und Poilin nicht. Und ich nehme an, die Schwestern haben noch nicht mal bemerkt, daß wir vom Kurs abgewichen sind.«
    »Aber du hast mit Cadrell und Stayvol darüber gesprochen?«
    »Aber sicher.«
    »Stayvol ist mit Delagard ziemlich dick befreundet. Dem trau ich nicht. Was hat er gesagt?«
    »Er steht genauso vor einem Rätsel wie wir anderen.«
    »Und du glaubst, das stimmt?«
    »Ja. Aber was macht das schon für einen Unterschied? Wir alle folgen Delagards Führung. Wenn du wissen willst, was los ist, dann frag ihn selbst. Und wenn er es dir sagt, dann informiere mich, Doc!«
    »Versprochen.«
    »SOLL ICH STAYVOL jetzt auch noch anrufen?« fragte Dag Tharp dann.
    »Nein. Ich glaube, den überspringe ich vorläufig.«
    Tharp zerrte an den Wammen unter seinem Kinn. »Heilige Scheiße!« sagte er. »Ach du allerheiligste Scheiße! Meinst du, es ist ‘ne Verschwörung? Daß die ganzen Käptns da was Linkes

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