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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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reich sind an Nahrung.« Lawler sann eine Weile nach und tastete in seiner Erinnerung umher. »Er wäre am liebsten für immer dort geblieben, so angenehm war dieser Ort. Aber eines Tages, als er draußen war und fischte, blies ihn ein Sturm hinaus aufs offene Meer, er verlor seinen Kompaß, und ich glaube, dann erfaßte ihn auch noch zu alledem die WOGE, und als er sein Boot wieder unter Kontrolle bekam, war er schon halbwegs wieder daheim und hatte keine Möglichkeit mehr, zu der Fläche zurückzukehren. Also fuhr er einfach weiter bis zurück nach Sorve. Und dann hat er sich bemüht, Leute zu finden, die mit ihm zusammen wieder dorthin fahren würden, aber niemand hatte dazu große Lust. Sie haben ihn alle ausgelacht, und keiner hat auch nur ein Quentchen von dem geglaubt, was er berichtete. Und irgendwann ist er dann verrückt geworden. Stimmt das so?«
    »Ja«, sagte Delagard. »Im Kern ist das die Geschichte.«
    »Es ist eine phantastische Geschichte. Wenn ich zehn Jahre alt wäre, ich würde jetzt fast durchdrehen bei der Vorstellung, daß wir genau dorthin segeln.«
    »Das könntest du trotzdem, Doc. Es wird nämlich das eine große Abenteuer in unser aller Leben sein.«
    »Ach, wirklich?«
    »Als Jolly zurückkam, war ich vierzehn«, sprach Delagard weiter. »Und ich habe genau zugehört, was er uns erzählt hat. Ganz, ganz genau. Vielleicht war er ja verrückt, aber mir kam das nicht so vor, jedenfalls anfangs nicht. Und ich glaubte ihm aufs Wort... Eine ausgedehnte, fruchtbare reiche und unbewohnte Insel... die nur darauf wartete, von uns in Besitz genommen zu werden... und keine stinkigen Gillies weit und breit, die uns in die Quere kommen könnten! Für mich klingt das wie das Paradies. Ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Ein Wunderland. Du möchtest doch auch unsere Gemeinschaft beisammenhalten, ja? Also - warum sollten wir uns dann mit einem eklig engen Fleckchen, das sonst keiner haben will, auf der Insel von irgendwem sonst zufriedengeben und wie Bettler von der mildtätigen Duldung dieser Leute leben? Was für eine bessere Möglichkeit gäbe es denn für mich, unsere Leute zu entschädigen, für den Schaden, den ich ihnen zugefügt habe, als daß ich sie wegbringe, um den Globus herum, damit sie in einem Paradies leben können?«
    Lawler starrte ihn sprachlos an.
    »Nid, du hast völlig den Verstand verloren!«
    »Nein, das glaub ich nicht. Das Land liegt da irgendwo in Reichweite für den, der’s nimmt, und wir können es uns nehmen. Die Gillies sind dermaßen voller abergläubischen Vorstellungen darüber, daß sie da nie hinziehen würden. Na schön, aber wir können es. Und wir können es besiedeln, darauf bauen, es gestalten. Wir können es so gestalten, daß es uns das gibt, was wir am meisten ersehnen.«
    »Und was wäre das, das wir am meisten ersehnen?« soufflierte Lawler in einem Gefühl, als hätte er sich leicht von dem Planeten gelöst und in die Luft erhoben und sei darin in die Schwärze des Weltraums geschwebt.
    »Macht«, sagte Delagard. »Die Kontrolle. Wir wollen dieses Land beherrschen. Wir haben lang genug auf Hydros gelebt wie klägliche erbarmungswürdige Flüchtige und Asylanten. Es ist höchste Zeit, daß wir das ändern und dafür sorgen, daß die Gillies uns in den Arsch kriechen müssen. Ich möchte dort eine Siedlung aufbauen, die zwanzigmal größer ist als jede existierende Gillie-Insel - ach was, fünfzigmal größer! - und eine richtige Kommune auf die Beine stellen, fünftausend, zehntausend Menschen, und einen Raumflughafen errichten und Handelsbeziehungen zu anderen von Menschen bewohnten Planeten in dieser beschissenen Galaxie, und ich will, daß wir endlich anfangen können, wie richtige Menschen zu leben, anstatt als elende Seegrasfresser auf gut Glück durch den Ozean zu driften, wie wir das seit hundertfünfzig Jahren tun.«
    »Und dabei bleibst du so ruhig, deine Stimme klingt so vernünftig...«
    »Ach, du denkst, ich bin verrückt?«
    »Möglich. Vielleicht auch nicht. Was ich allerdings wirklich glaube, das ist, daß du ein monströser egozentrischer Hundesohn bist. Uns alle als Geiseln zu nehmen, für deine absurde Wunschvorstellung. Du hättest einen Teil von uns auf fünf, sechs verschiedenen Inseln aussteigen lassen können, wenn Grayvard uns nicht alle aufnehmen wollte.«
    »Du selbst hast gesagt, daß du das nicht willst. Weißt du nicht mehr?«
    »Aber ist das hier besser? Daß du uns hier ins Nichts mitschleppst? Unser aller Leben aufs

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