Über jeden Verdacht erhaben
sagte ihm mit Entschiedenheit, daß nicht nur Philipp II. von Makedonien, sondern auch die sizilianische Mafia sowie mit Sicherheit auch Hamilton wußten, daß keine Mauer so hoch ist, daß ein mit Gold beladener Esel sie nicht überwinden könnte.
Dies machte dem Kommissar jedoch nichts aus. Hamiltons Flucht amüsierte ihn insgeheim wie übrigens die meisten Schweden.
Die erste konkretere Spur Hamiltons brachte die Fahndung zwar nicht weiter, war dafür aber komisch. Die Auktionsfirma Sotheby’s in London konnte nämlich plötzlich die Versteigerung der bemerkenswertesten Ordens und Medaillensammlung ankündigen, die je angeboten worden sei.
Das Sammeln von Medaillen und Orden wird in vielen Ländern gepflegt, vor allem aber in Großbritannien. Die Wertkriterien erinnern ein wenig an die der Philatelisten, weisen aber einige Besonderheiten auf, die nur bei Orden und Medaillen gültig sind.
Das erste Kriterium ist natürlich, ob die fragliche Auszeichnung interessant ist. In der angelsächsisch dominierten Sammlerwelt würde ein alter schwedischer Vasa-Orden demnach wohl ziemlich weit unten rangieren.
Zweites Kriterium: ob die Auszeichnung einer berühmten Person gehört hat. Somit könnte selbst ein Vasa-Orden einen großen Sammlerwert haben, wenn er etwa Winston Churchill gehört hätte.
Das dritte Kriterium: eine geschlossene Sammlung von Auszeichnungen, die alle ein und derselben Person gehört haben. Viertes Kriterium: der Bekanntheitsgrad dieser Person.
Also. Sotheby’s konnte jetzt eine einzigartige Sammlung anbieten, die einer weltbekannten Person gehört hatte. Die Experten des Auktionshauses hatten nur kurze Zeit gebraucht, um festzustellen, daß die Auszeichnungen dem Schweden Hamilton gehört hatten, dem realen Gegenstück zu James Bond.
Die Sammlung war außerdem exquisit und enthielt mehrere wirkliche Raritäten, die auf dem Markt überhaupt nicht existierten. Schweden hatte zufällig nicht nur die beiden seltensten Briefmarken der Welt zu bieten, die gelben Drei-Schilling-Banko-Marken, sondern auch die beiden einzigen bekannten Exemplare der goldenen Medaille für »Tapferkeit im Feld«.
Das Großkreuz des Sankt-Georgs-Ordens war unter Umständen genauso exklusiv, obwohl sich die Experten da nicht einig waren. Diese Auszeichnung war im zaristischen Rußland einige Male vergeben worden, und ein Exemplar befand sich in der Schatzkammer des Kreml-Museums in Moskau. In der neuesten Zeit war sie jedoch nur noch ein einziges Mal vergeben worden, was allgemein bekannt war, nämlich an Hamilton. Doch danach hatte der russische Präsident es sich anders überlegt, was die höchste Auszeichnung Rußlands betraf. Er hatte einen neuen Orden gestiftet, »Held Rußlands«, der genauso aussah wie die frühere sowjetische Auszeichnung »Held der Sowjetunion«. Es war eine Urteilsfrage, ob man dieses Großkreuz folglich als exklusivste Auszeichnung der Welt betrachten konnte, da es in der neueren Zeit nur ein einziges echtes Exemplar gab, oder ob sie von eher zweifelhaftem Wert war oder gar ein Juxartikel.
In der Sammlung befanden sich jedoch auch einzigartige Kombinationen. Etwa die des sowjetischen Roten Sterns mit dem britischen Distinguished Service Order – eine Zusammenstellung, die es in der Welt nur einmal gab. Oder die Palästinensische Ehrenlegion (deren Wert umstritten war) im Verein mit dem amerikanischen Navy Cross.
Solche Kombinationen konnte es nie wieder geben, das stand fest.
Diese Sammlung wurde bei Sotheby’s für den bisher höchsten Preis ausgerufen, für zweihundertfünfzigtausend Pfund, und wurde nach einem harten Bietgefecht vom Herzog von Hamilton für dreihundertachtundsiebzigtausend Pfund ersteigert.
Die Wirkung für Schweden war wieder einmal sehr positiv. Der Kurs der schwedischen Krone stieg erneut.
Bei dem erst vor kurzem entschlafenen Verein »Volksfront für Menschen gegen Gewalt«, den ein paar Millionärsfrauen in dem Villenvorort Djursholm gegründet hatten, war die Wirkung jedoch noch durchschlagender.
Der »anonyme« Einlieferer bei Sotheby’s hatte die Kaufsumme ausgerechnet diesem schwedischen Verein vermacht, der sich schnell wieder konstituierte. Man hatte ein Treffen für schwedische Manager im Stockholmer »Cirkus« veranstaltet. Mehrere Manager hatten ebenso wie die Frauen schöne Reden gegen die Gewalt gehalten, sich aber unwillig gezeigt, Bargeld zu spenden. Folglich hatten die Djursholm-Frauen beschlossen, den Verein aufzulösen. Nicht zuletzt, da es
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