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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ihnen nicht gelungen war, ihre letzte Idee durchzusetzen, nämlich die Ministerin für Gleichstellung, Mona Sahlin, dazu zu überreden, sechshunderttausend Kronen dafür auszugeben, daß sich hier gerade Frauen gegen Gewalt einsetzten.
    Und jetzt saßen die Damen also wieder zusammen und hatten mehr als fünf Millionen in der Kasse. Fünf Millionen, welche die äußerste Gewalt repräsentierten, mit der man nämlich anderen Menschen das Leben nimmt.
    Voller Tatkraft beschlossen sie, im »Cirkus« eine neue Manifestation einzuberufen. Sie waren sich jedoch in der Frage uneinig, ob sie im Foyer große Porträtfotos des Spenders aushängen oder ihm bei der Begrüßung nur schnell danken sollten.
    Es kam den Damen nie in den Sinn, daß in diesem Geschenk so etwas wie Ironie liegen könnte, denn Hamilton war schließlich ein ganz bezaubernder Mensch, besonders in Uniform, und auf seine nette Weise war er bestimmt auch gegen Gewalt. Noch weniger kam es den Damen in den Sinn, daß er den Wert seiner Sammlung vielleicht unterschätzt haben könnte.
    Die nächste Spur Carls war konkreter und wichtiger. Auf einer kleinen Insel vor Birka, knapp zwei Kilometer von Carls Stenhamra entfernt, machten einige Paddler einen bemerkenswerten Fund.
    Militärs und Polizisten, die daraufhin erschienen, konnten schnell feststellen, worum es sich handelte. Angesichts des Vorrats an militärischem Notproviant und Konservendosen hatte sich hier jemand vielleicht länger als einen Monat versteckt gehalten. Der Müll und der Abfall waren säuberlich geordnet und nicht einfach in den Mälarsee gekippt worden.
    Die kleine Basis war professionell geschickt getarnt gewesen. Der Mann, der sich dort aufgehalten hatte, war mit Sicherheit nicht nur Überlebensexperte, sondern auch Taucher.
    Und als würde das noch nicht genügen, um zu erkennen, worum es sich handelte, fand sich dort noch etwas, was man fast als eine Mitteilung des Mannes verstehen konnte, der sich dort versteckt hatte. Auf einer Art Bettpfosten über dem Schlafplatz, wo immer noch ein perfekt zusammengerollter Schlafsack und eine Iso-Matte lagen, klebte ein kleiner Farbdruck mit einem Wappenschild. Auf rotem Grund zeigte er einen nach oben gedrehten Halbmond in Silber in der Mitte, der von drei heraldischen Blüten umgeben war.
    Der Fund wurde von der Polizei von Södertälje feierlich einem Experten im Riddarhuset in Stockholm übergeben. Dieser sollte das Wappen identifizieren. Sein Bescheid kam für die Polizeibeamten natürlich nicht unerwartet.
    »Hamilton, das Grafengeschlecht der Hamilton«, stellte der Experte sofort fest.
    Dies war das letzte Lebenszeichen Carls in Schweden. Die Fahndungsleitung der Polizei, die unter dem persönlichen Oberbefehl des Reichspolizeichefs »einen eisernen Ring« um das Land geschlagen hatte, sobald die Nachricht von Carls Flucht aus der Haftanstalt Hall bekannt wurde, hatte keine Mühe, die Bedeutung dieses Funds zu verstehen. Der ausgebrochene Lebenslängliche hatte auf seiner Insel etwa einen Monat abgewartet. Er hatte sich einen Bart wachsen lassen und dann unauffällig das Land verlassen, obwohl unbekannt war, wie. Finanzielle Mittel fehlten ihm nachweislich nicht. Alle finanziellen Spuren Carls endeten jedoch an dem eisernen Bankgeheimnis Luxemburgs.
    Linda Martinez arbeitete als Oberschwester in der chirurgischen Notaufnahme eines der größten Krankenhäuser in Los Angeles. Das bedeutete, daß sie ständig mit jungen Schwarzen oder hispanics – sie war selbst südamerikanischer Abstammung – umgehen mußte, die mit Schußverletzungen eingeliefert wurden. Da Los Angeles in manchen Stadtteilen eine Art Kriegszone ist, hatte sie in jeder Nacht mehrmals mit dem Tod zu tun. Linda Martinez wußte so gut wie alles über Verletzungen durch Messer und Schußwaffen.
    An manchen Wochenenden, wenn sie mehrere Tage hintereinander frei hatte, fuhr sie nach San Diego hinunter, um ihre beiden jüngeren Schwestern zu besuchen, um die sie sich große Sorgen machte. Sie waren zwar geborene US-Amerikanerinnen, waren also auf US-Territorium groß geworden. Trotzdem war es ihnen nicht leicht gemacht worden, als Amerikanerinnen aufzuwachsen. Das war keinem in der Familie leichtgefallen.
    Die älteste der beiden, Corazon, befand sich wegen Drogenbesitzes auf Bewährung in Freiheit. Sie lief Gefahr, für fünf Jahre ins Gefängnis zu gehen, wenn man sie erneut mit Drogen erwischte. Die jüngste Schwester, Teresia, hatte sich vermutlich prostituiert, doch dessen

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