Über Morgen
ich auch überhaupt nicht mehr an ihn denken. Und plötzlich überkommt mich der Gedanke, dass ich nicht einmal mehr diese Nachrichten erhalten möchte. Ich möchte nach vorn sehen.
Wie kann ich diese Software loswerden? , frage ich ihn.
Du hast sie immer noch? Wie schön.
Ja, aber wie kann ich sie löschen?
Du musst es an deine Box anschließen. Ich schicke dir die Anleitung.
Danke.
Es folgt eine Pause von circa fünf Minuten. Dann piepst mein GSRcx erneut. Warum bist du nicht länger dort geblieben? , fragt er.
Wann?
nach dem Rennen.
Ich war doch da. Du hast dich nicht blicken lassen. und dann hat dein Chef mir dieses Angebot unterbreitet.
Ich bin immer noch gelaufen.
Wie geht das denn?
Ich bin kein Läufer. Ich bin zu schnell durchgestartet und dann sind alle an mir vorbeigezogen. Ich habe eine Stunde zehn bis ins Ziel gebraucht.
Ich lächle. und ich dachte, du hättest mich abgehängt und dich dann verzogen, als dein Job erledigt war.
und ich bin davon ausgegangen, du denkst, ich sei ein Verlierer.
Tut mir leid.
Wo bist du?
In meinem Restaurant. Es liegt an der uferpromenade, in entgegengesetzter Richtung unseres Rennens. Es heißt ‚Chill out’.
Kann ich vorbeikommen und dich treffen?
Ich denke fast zu lange darüber nach.
Dann schreibe ich: Klar.
Etwa fünf Minuten später tritt ein großer Mann mit lockigem Haar und einem grünen T-Shirt ein. Wir schauen uns an, als wären wir alte Freunde, die einander zufällig getroffen haben. Dann schenke ich ihm ein Glas Wein ein.
Anhang:
Alphabet für Gedankenkontrolle
A
Apfel
B
Ball
C
Clown
D
Dinosaurier
E
Ei
F
Fisch
G
Gitarre
H
Haus
I
Igel
J
Jacke
K
Katze
L
Löwe
M
Mond
N
Nuss
O
Orange
P
Pinguin
Q
Qualle
R
Regenbogen
S
Stern
T
Tisch
U
Uhr
V
Vogel
W
Wal
X
Xylophon
Y
Yak
Z
Zebra
Leerzeichen
Langboot
Punkt
Loch
Fragezeichen
Hammer
Apostroph
Ohr
Ausrufezeichen
Trompete
Weitere Informationen zu
Fotonik
http://newsroom.intel.com/docs/DOC-1132
http:// www.youtube.com/watch?v=0U4Af2qmgFA
http:// www.youtube.com/watch?v=U5HhRB2W-DA
„Augenblick“
Markus Heitz
A lexin blätterte im Prospekt. „Am Anfang war die Haut“, prangte es auf dem Cover. So lautete die Maxime von Professor Wilhelm Zarger, nach dem Zarger Industries benannt wurde. Der Konzern hatte die Maxime übernommen und werbewirksam erweitert: „Am Anfang war die Haut. Heute gibt es KI und Zarger Sensor Technology.“
Haut. Einer der natürlichsten Sensoren, den man sich vorstellen konnte. Sie bemerkte Wärme, Druck, Feuchtigkeit, Wind und ziemlich viel von dem, was die Umwelt einem Menschen begegnen lassen konnte.
Alexin bewegte sich in seinem Sessel ansatzweise vorwärts, und die winzigen Sensoren darin reagierten: Das Möbel kippte leicht nach vorne und erleichterte ihm das Aufstehen; dann ging er durchs Wohnzimmer.
Seine Körperwärme und seine Bewegungen wurden registriert, Licht wurde ein und ausgeschaltet, sodass Alexin sich trotz der Nacht nicht durch ein dunkles Haus bewegen musste. Türen öffneten sich von selbst, und als er ins Bad trat und vor der Toilette stehen blieb, hob sich der Deckel fast geräuschlos; die Sitzhöhe passte sich automatisch an. Alexin vergeudete seine Zeit nicht mit Tasten drücken, Schalter betätigen, Schubladen aufziehen oder dergleichen.
Die lebenserleichternden Sensoren waren bereits im Garten angebracht.
Sobald Alexin sein Grundstück betrat, musste er fast keinen Handgriff mehr tätigen – abgesehen vom Zubereiten der Speisen, zumindest was das Schneiden und Rühren anging, oder dem Wechseln der Kleidung. Oder dem Hinsetzen auf der Toilette. Kleinigkeiten eben.
Er hatte gelernt, den Hauscomputer mit Blicken zu steuern und stumme Befehle zu geben. Unsichtbare Kameras beobachteten Alexin, jede einzelne Regung, und die KI achtete darauf, ob die Bewegung des Menschen ein Befehl darstellte odernicht. Sogar seine Augen wurden überwacht. Gerade die Augen ...
Alexin hatte eines Tages aus Spaß ausgerechnet, wie viel kostbare Minuten er mit Banalem verschleuderte, und er war auf ein erschreckendes Ergebnis gekommen: Pro Tag büßte er mehr als eine Stunde durch Schalter, Taster, Klinken und Co ein. Das wollte er nicht mehr, und so hatte er seine Karriere bei Zarger gestartet und sich mit der Vereinfachung des Alltäglichen auseinandergesetzt. Hochgerechnet auf zwanzig Jahre hatte er fast ein Jahr an mehr Handlungsmöglichkeiten erhalten. Alles dank der Sensoren. Und doch fühlte sich Alexin unsäglich müde. Er saß auf dem Klo und
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