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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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beißen. Was ist also lustig daran?«
    »Also Peter, ehrlich! Womit haben wir
denn in den letzten Wochen unsere Freizeit verbracht?«
    »Das weißt du verdammt gut. Muß ich
Sieglindes sittliches Empfinden verletzen, indem ich es ausposaune?«
    »Das habe ich doch nicht gemeint. Ich
meinte die Seemuschel für die Etagere.«
    »Du meinst, von einem
Antiquitätengeschäft ins andere zu rennen? Ich nehme an, daß du das amüsant
findest. Ich selbst habe mich noch nicht in jene Höhen des Amüsements erheben
können. Warum Menschen freiwillig astronomische Beträge ausgeben für den alten
Plunder von anderen — «
    »Sie tun es eben. Das ist ja das
Lustige daran. Statt jedesmal knurrend dazustehen wie ein Vielfraß in der
Falle, wenn ich etwas erstehen wollte, wie zum Beispiel den süßen
Briefbeschwerer aus Glas, den ich mit dem Geld kaufen wollte, das Tante Betty
uns für ein Hochzeitsgeschenk geschickt hat, hättest du die Gelegenheit besser
nutzen und dich umsehen sollen, dann hättest du nämlich gesehen, für welche Art
von Plunder die Leute diese astronomischen Summen bezahlen. Die Horsefalls
haben wahrscheinlich allein in ihrer Küche Plunder für mindestens 50 000
Dollar, und ich bin fast sicher, daß das Wohnzimmersofa ein Original von Beiter
ist.«
    »Du meinst diesen holzgeschnitzten
Alptraum mit all den Höckern und Schnörkeln? Helen, weißt du, was du da sagst?«
    »Helen weiß haargenau, was sie da sagt,
Peter«, sagte Sieglinde. »Aber Thorkjeld würde einen echten Beiter auch nicht
erkennen.«
    »Und würde Nute Lumpkin das?«
    »Wenn er es nicht würde, hat er seinen
Beruf verfehlt«, meinte seine Frau. »Dieses unfaßbar verzierte Möbelstück ist
leicht zu identifizieren, und es ist ein sehr seltenes Stück. Beiter hat
natürlich nur ganz wenige davon gemacht, zu mehr hätte er auch kaum Zeit
gehabt. Außerdem steigen die Preise für viktorianische Möbel buchstäblich von
Minute zu Minute, vor allem jetzt, wo die alten Stücke fast alle vom Markt
sind. Aber die Horsefalls haben auch echte Möbel im Kolonialstil und Möbel aus
der Zeit des Bürgerkrieges. Ich möchte meinen Kopf dafür verwetten, daß der
Küchentisch und dieses durchlöcherte Schränkchen mit den Pasteten mindestens
200 Jahre alt sind.«
    »Gütiger Gott! Dann sitzen die
Horsefalls ja schon all die Jahre, in denen sie sich so abgerackert haben, auf
einer richtigen Goldmine.«
    »Ja, aber diese hohen Preise zahlt man
erst seit ein paar Jahren«, erklärte Sieglinde. »Wenn sie nicht darauf gesessen
hätten, wäre es jetzt auch keine Goldmine. Für die Horsefalls sind es sowieso
keine Antiquitäten, für sie ist es Großtante Mathildes Hochzeitsservice. Sie
denken nicht in materiellen Dimensionen, für sie haben die Stücke
Erinnerungswert.«
    »Mag sein«, erwiderte Shandy, »aber ich
glaube, ich weiß schon, was Henny Horsefall sagen wird, wenn wir ihm das
mitteilen.«
    Shandy hatte vollkommen recht. Einige
Minuten später standen Odin und Freya im Scheunenhof und fraßen Hafer, und
Henny hörte mit offenem Mund zu, wie Helen und Sieglinde ihm ihre vorsichtigen
Schätzungen über den momentanen Marktwert seiner Familienerbstücke
unterbreiteten.
    »Natürlich hat all das für Sie und Ihre
Familie einen großen Erinnerungswert schloß Helen etwas verlegen.
    »Hölle auch«, unterbrach Henny, »den
kann man aber verdammt nochmal nich’ essen.«
    Shandy nickte. »Verdammt richtig,
Horsefall. Ich wußte, daß Sie das sagen würden. Finden Sie jemanden, der mehr
Geld als Verstand hat, und verkaufen Sie ihm einen Teil von dem Zeug. Mit dem
Geld können Sie anbauen. Lassen Sie Eddie und Ralph losen, wer welche Räume
bekommt, und alles ist in Butter. Verkaufen Sie noch ein paar Sachen, und legen
Sie sich ein paar anständige Arbeitspferde und einen ordentlichen Viehbestand
zu, womit ich natürlich nichts gegen Bessie sagen möchte. Roden Sie das
Dornengestrüpp im unteren Feld, und bauen Sie dort Mais für den Winter an.
Legen Sie sich einen großen Gemüsegarten an. Wenn Ihr Vorrat an Antiquitäten zu
Ende geht, trägt die Farm sich selbst, und Sie haben keine Sorgen mehr.«
    »Bis die Antiquitäten weg sind, bin ich
wohl selbs’ auch längs’ weg«, sagte Henny, aber er klang nicht so, als meinte
er es ernst. Er schien plötzlich um 20 Jahre jünger zu sein und bereit, noch
älter zu werden als Miss Hilda. »Wissen die beiden Ladies vielleicht zufällig,
wie man’s am besten anfängt, Antiquitäten zu verkaufen, ohne übers Ohr

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