Über Stock und Runenstein
noch mannhaft gegen
seinen Schmerz über den Verlust von Orm Tokesson ankämpfte, wandte sich
Sieglinde an die beiden Archäologen. »Gelehrte Herren, Sie haben sich den
ganzen Tag umsonst angestrengt. Mein Mann wird Sie jetzt zu uns nach Hause
geleiten, und unsere Töchter werden für Ihr leibliches Wohl sorgen. Ich kann
nur hoffen, daß unser delikater Hering eine angemessene Entschädigung für Ihre
Mühen und Entbehrungen sein wird.«
»Ich bin kein bißchen müde«, log der
jüngere Archäologe galant. »Für mich war es eine besondere Ehre und
Auszeichnung, mit Präsident Svenson zusammenzuarbeiten, und ich bin einfach
verrückt nach Hering.«
»Ich kann Hering nicht vertragen«,
sagte der ältere Archäologe. »Und ich war von Anfang an davon überzeugt, daß
sich all das hier als Betrug herausstellen würde. Ich habe daher nicht umsonst
gearbeitet. Das tue ich niemals. Ich schreibe an einem Buch über archäologische
Fälschungen. Mrs. Shandy, falls Sie tatsächlich Mrs. Shandy sind«, fügte er mit
einem kühlen Blick auf Peters Arme hinzu, die Helens wohlgeformten Körper so
eng umschlungen hielten, daß es zweifellos Sieglinde eine andere Runde Hering
gekostet hätte, wenn die beiden nicht bereits ehelich vereint gewesen wären und
ihr daher nicht moralisch anstößig erschienen. »Ich nehme an, daß Sie mir Einblick
in die Tagebücher von Belial Buggins gewähren werden?«
»Das müßte ich vorher mit dem Leiter
unserer Bibliothek, Doktor Porble, klären«, erwiderte Helen zurückhaltend,
»aber ich nehme an, daß er nichts dagegen einzuwenden hat, daß Sie sich die
Bücher ansehen. Und ich bin wirklich Mrs. Shandy.«
»Oh. Schade. Vielleicht darf ich Ihnen
meine Karte überreichen, für den Fall, daß Sie irgendwann in der nächsten Zeit
eine Scheidung erwägen?«
»Vielen Dank. Ich werde sie in den
Ordner mit den anderen Bewerbungen heften. Peter, Liebling, mußt du heute nacht
noch weiter als Detektiv arbeiten, oder kann ich dich zur Abwechslung dazu
verlocken, nach Hause zu Weib und Familie zu kommen?«
»Es bleibt immer noch das winzige
Problem zu lösen, wer Spurge Lumpkin umgebracht hat, meine Liebe. Ich glaube,
es wird das Beste sein, zurückzureiten und eine kleine Unterredung mit Miss
Horsefall zu führen, das heißt, wenn es ihr gelingt, ihre Aufmerksamkeit von,
eh, dringenderen Angelegenheiten abzuwenden.«
»Ah ja«, sagte die Gattin des
Präsidenten. »Ich muß auch noch mit Miss Horsefall reden.«
»Dann laß Peter bitte den Vortritt,
wenn es dir nichts ausmacht, Sieglinde«, bat Helen, »du weißt ja, wie leicht du
dich von dem Thema Smörgäsbord mitreißen läßt. Was ist eigentlich mit den Arnes’?«
»Roy und Laurie hielten es für besser,
Tim zu Doktor Melchett ins Krankenhaus zu fahren, damit er genau untersucht
werden kann«, erklärte Peter. »Er hat sich am Rücken verletzt, als er zu
verhindern versuchte, bei der Explosion lebendig begraben zu werden, was ein
zusätzlicher Grund dafür ist, warum ich die Angelegenheit so schnell wie
möglich geklärt haben möchte.«
»Aber natürlich, mein Lieber. Heb mich
nur wieder auf das nette kleine Pferdchen, und dann laß uns die Sache hinter
uns bringen.«
Kapitel
21
W ährend sie wieder den Hügel
hinaufritten, fragte Helen: »Peter, wieviel hat dieser Gaffson eigentlich Mr.
Horsefall für die Farm geboten?«
»Ich bin mir nicht sicher. Grob
geschätzt würde ich sagen, etwa 50 000 Dollar.«
»Für den ganzen Besitz?«
»Den Eindruck hatte ich.«
»Gütiger Himmel! Sieglinde, hast du
gehört? Peter sagt, Mr. Horsefall hätte 50 000 Dollar für seinen Besitz
bekommen, wenn er verkauft hätte. Kannst du dir das vorstellen?«
Beide Frauen bekamen einen etwas
hysterischen Lachanfall.
»Was soll so lustig daran sein?« fragte
Peter.
»Lustig ist, daß du es nicht lustig
findest, du dummer alter Gelehrter. Sieglinde, Männer wissen wohl nie etwas?«
»Männer wissen alles, bloß nicht die
wirklich wichtigen Dinge. Thorkjeld würde es auch überhaupt nicht lustig
finden, daß Mr. Horsefall 50000 Dollar ausgeschlagen hat. Er fände es edel und
heldenhaft.«
»Nun, das ist es vielleicht sogar. Aber
es ist trotzdem lustig.«
Sie schüttelten sich wieder vor Lachen.
Shandy, der hinter Helen auf dem Pferd saß und seine Arme um sie gelegt hatte,
drückte sie warnend.
»Madam, wenn Sie dieses unpassende
Gelächter nicht unterlassen, könnte ich mich gezwungen sehen, ein Stück aus
Ihrem Nacken zu
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