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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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erinnern. Mann! Wenn aber jetz’ Belials Geist
hinter uns her is’, dann steht’s ja noch schlimmer um uns, als ich gedacht
hab’!«
    Aber Henny kicherte, als er das sagte,
und Mrs. Fescue gab den Versuch zu lächeln endgültig auf.
    »Mr. Horsefall«, lamentierte sie, »Sie
haben es mir doch so gut wie versprochen.«
    »Zum Teufel, das hab’ ich nich’!
‘tschuldigung, Ladies, ich fluch’ sons’ nich’ in Gegenwart von Damen, mit denen
ich nich’ verwandt bin, aber die Frau hier hat mich schon seit Tagen zur Weißglut
getrieben. Sie haun besser wieder ab zu Ihrem Gunder Gaffson, Mrs. Fescue, un’
von mir könn’ Sie ihm bestellen, er soll sein Ding bauen, wo er verdammt
nochmal will, solang es nich’ auf unsrem Land hier is’. Das hier is’ die
Horsefall-Farm un’ war’s seit 143 Jahren, un’ solang noch ‘n Horsefall am Leben
is’, um sich drum zu kümmern, wird sie’s auch bleiben. Wenn ihr mich jetz’
entschuldigt, ich glaub’, ich geh’ rein un’ kipp’ mir einen. Ich glaub’, ich
hab’s echt nötig.«
    »Gehen Sie ruhig, Horsefall«, sagte
Shandy und unterdrückte den Impuls, den alten Mann zu küssen. »Hilft gegen alle
Leiden. Wir werden mitgehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich würde gern noch
ein paar Worte mit Ihrer Tante wechseln, bevor wir den Präsidenten in Angriff
nehmen.«
    »Da kommt man ruhig mit. Wie ich sie’s
letzte Mal gesehen hab’, war sie mit Doktor Svenson im Wohnzimmer.« Henny
führte sie durch das Haus, drehte sich aber plötzlich um und entschuldigte
sich. »Ach du Schande, die macht mich zur Schnecke, wenn die rauskriegt, daß
ich euch Ladies durch die Küche reingebracht hab’! War nich’ genug Zeit, alles
aufzuräumen, bei all dem Krams hier.«
    Tatsächlich ließ sich eine gewisse
Unordnung nicht leugnen. Die Kuchenplatte, von der Shandy gegessen hatte, stand
auf dem viereckigen Kieferntisch, und ein auf einen mattroten, fleckigen
Hintergrund hingekleckster grellbunter Vogel schimmerte durch die letzte
Schicht aus Zuckergußresten und Krümeln. Die durchlöcherte Blechtüre, die zu
einem kleinen Schränkchen gehörte, in dem Miss Hilda die Pasteten aufbewahrte,
stand offen und gab den Blick auf Regalbretter frei, die von Pastetenresten
überquollen, die während des großen Ansturms nach der Beerdigung nicht ganz
verzehrt worden waren. Etwa fünf Generationen Teller und Tassen füllten die Steinspüle.
Sieglinde und Helen sahen sich vielsagend an.
    Shandy bemerkte ihre Blicke und schaute
sie finster an. »Ich denke, Miss Horsefall ist ganz gut damit fertiggeworden,
wenn man bedenkt, was alles passiert ist.«
    »Ich glaube, sie hat alles noch besser
im Griff, als sie überhaupt denkt«, sagte Sieglinde und schob vorsichtig den
abgenutzten Schaukelstuhl zur Seite, um ihre imposante, elegante Gestalt durch
den engen Türrahmen in den Flur zu manövrieren. »Ist sie hier in diesem Raum?«
    Sie fanden sie tatsächlich. Sie hätten
zwar einen schlechteren Moment erwischen können, um in das Wohnzimmer zu
platzen, aber offenbar hatten sie diesen Moment nur um Haaresbreite verpaßt.
Miss Hilda hatte ihre Kleidung noch nicht wieder ganz in ihren früheren Zustand
versetzt, und Onkel Svens Schnurrbart befantTsich in einem Zustand höchster
Unordnung. Während er noch versuchte, ihn schnell mit den Fingern zu kämmen,
richtete Sieglinde auf Schwedisch einige scharfklingende Worte an ihn, und die
Bartenden fielen für einen Moment schlaff herab, schnellten jedoch sofort
wieder hoch und kringelten sich nach oben. Shandy glaubte, nie einen
glücklicheren Schnurrbart gesehen zu haben.
    »Eh, laßt euch nicht stören, Leute«,
sagte er. »Wir kommen gleich noch mal zurück. Mrs. Svenson wollte nur sehen, ob
mit dem Onkel des Präsidenten alles in Ordnung ist, bevor wir hinüber zu den
Ausgrabungen gehen.«
    Sie zogen sich wieder zurück und
versuchten so zu tun, als ob sie nichts von dem gesehen hatten, was sie
zweifellos sehr wohl alle gesehen hatten, besorgten sich ein paar Taschenlampen
und bestiegen erneut Odin und Freya, wobei Shandy hinter Helen auf Freya saß.
Heute abend standen wieder viele Autos auf der Hügelstraße, doch die Polizei
ging äußerst streng mit jedem um, der sich auffällig verhielt. Die Balaclava
Blacks 1 ; ganz zu schweigen vom ungewohnten Anblick der
Präsidentengattin mit ihrem wallenden Haar, schüchterten die Leute offenbar
gewaltig ein. Diesmal gelang es Shandy ohne Schwierigkeiten, auf den
Holzfällerweg vorzudringen.
    Die

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