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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Zimmerdecke.
    „Wir? Du
jedenfalls nicht! Und du, Töchterlein, auch nicht. Das ist Sache der Polizei,
wobei die Presse unterstützen wird, so gut sie kann. Ich, hm, sammle ohnehin
Informationen, um zur richtigen Zeit auf den Pudding zu hauen. Aber, wie
gesagt, man steht vor einer Mauer des Schweigens. Angst verschließt alle
Lippen.“
    „Mir tun
die Italiener leid“, sagte Locke.
    Gunter
seufzte abermals. „Deine Leidenschaft, anderen zu helfen, ist bekannt. Eine —
an sich — löbliche Eigenschaft. Aber sie wird zur Dummheit, wenn man damit
Lebensgefahr heraufbeschwört.“
    „Huch!“
sagte Locke. „Ich sehe schon einen Sizilianer mit gezücktem Dolch hinter mir.“
    „Locke, das
ist kein Scherz. Steckt da eure Nasen nicht rein!“

    Sie
lächelte. „Tom ißt neuerdings Spaghetti alla carretiera so gern.“
    „Was ist ‘n
das?“ fragte Tom.
    „Esel!
Kennst du nicht mal dein Leibgericht? Schlanke Teigwaren mit Thunfisch, Pilzen,
Tomaten, Olivenöl, Pfeffer und Knoblauch.“
    „Na gut“,
grinste Tom. „Neuerdings esse ich das gern.“
    Gunter
sagte: „Die Italiener, die als Gastarbeiter zu uns kamen und jetzt eingebürgert
sind, haben unser Leben bereichert. Durch ihr Wesen, durch die Arbeit, die sie
verrichten, nicht zuletzt durch die italienische Küche, die zum Besten zählt.
Auf Sizilien freilich hat das organisierte Verbrechen Tradition: Erpressung,
Menschenraub, Rauschgifthandel, Mord. Ich hoffe nur, die Polente spurt und
sieht nicht zu, wie diese Methoden bei uns eingeschleppt werden.“
    „Sagst du
deinen Freunden bei der Polizei, was wir von Kathie wissen?“ erkundigte sich
Locke.
    Gunter nickte.
„Aber es wird nichts nützen. Auch wenn die Kripo den Emilio Aiano befragt.“
    Locke
rutschte von der Schreibtischkante. „Wer knurrt denn da? Ich dachte, es wäre
Nicki. Aber es ist mein kleiner Magen. Ob er wohl Hunger hat?“
    „Ich
vermute, du wirst jetzt dein Taschengeld verprassen und mit Tom irgendwo essen
gehen. Vergiß bitte nicht, daß im Drei Mohren, unserem Stammlokal, jederzeit
ein Tisch für dich reserviert ist — und die Rechnung an mich geht. Aber im
Moment interessiert dich das nicht?“
    Locke lächelte
wie eine Rosenblüte, auf der Morgentau funkelt.
    „Du hast es
erraten, Papilein. Mein kleiner Magen verlangt nämlich nach einer Pizza mit
Ketchup.“
     
    *
     
    Das
TRASTEVERE lag im ersten Stock über einem Fischgeschäft, das aber schon
geschlossen hatte, denn der Abend senkte sich auf die Stadt.
    Parkplätze
waren genügend vorhanden. Die Straße ruhte sich aus von der Geschäftigkeit des
Tages. Locke glitt von ihrem Roller und bog die Strohhutkrempe nach unten. Der
Fahrtwind hatte sie hochgedrückt.
    Der
Eingang, eine kupferbeschlagene Tür, stand offen. Tom nahm Nickis Leine kurz.
Unterwegs hatten sie bei einem Metzger Station gemacht und den treuen Hund mit
seiner Fleischportion versorgt. Er leckte sich immer noch die Lefzen und sah
zufrieden aus.
    In der
Brusttasche von Toms nato-grünem Strapazierhemd steckte ein Geldschein, von
Gunter gespendet. Natürlich beruhte das auf Freiwilligkeit, der Locke nur ganz
wenig nachgeholfen hatte — mit dem Spruch: „Wenn du heute abend mit Helga
ausgehst, kannst du auch für deine Kinder was tun — für mich, die leibliche
Tochter, und Tom, deinen künftigen Stiefsohn. Nicht wahr?“
    Worauf
Gunter die Brieftasche gezückt hatte.
    Hinter der
Kupfertür führte eine Treppe mit gekonntem Linksschwung hinauf. Sechs Personen,
gute Esser, hätten nebeneinander gehen können. Der Aufgang duftete nach Öl und
Oliven. Ob der Fischgeruch aus dem Geschäft oder von oben kam, blieb ein
Geheimnis der Luft.
    Das
Restaurant war groß. Es gab Nischen auf der Fensterseite. Gemälde zeigten
italienisches Leben. An der Holztäfelung der Wände hingen Knoblauchstränge.
Zwei Dutzend Gäste verteilten sich, so daß genug Platz war.
    Sie setzten
sich an einen kleinen Tisch, unter dem Nicki Platz fand.
    „Haben wir
Gunter eigentlich alles gesagt?“ Tom reichte seiner hübschen Freundin die
Speisekarte.
    „Denke
schon. Oder?“
    „Ich
glaube, wir haben nicht gesagt, daß Carezzo, der Kassierer, jeden Freitagabend
kommt. Nach 19 Uhr.“
    „Haben wir
das vergessen? Tom, ich glaube, wir werden alt und klapperig.“
    Grinsend
blätterte er in der Speisekarte.
    In diesem
Moment kam Kathie durch die Schwingtür, die in die Küche führte: mit einem
Tablett, auf dem Teller und Gläser standen. Sie schuftete schwer, war aber
erholt. Ihr

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