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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Abenddienst hatte eben erst begonnen.
    Locke
winkte, was Kathie lächelnd erwiderte. Sie trug das Tablett an einen Tisch in
der Ecke, wo drei Gäste saßen: ein älterer Herr und zwei schwarzhaarige
Mädchen. Die Mädchen sah Locke nur von hinten.
    Kathie kam
an den Tisch.
    „Halloooh,
ihr zwei beiden. Das ahnte ich ja nicht, daß ihr uns beehrt. Wollt ihr essen?“
    „Das auch“,
sagte Locke. „Wir haben alles meinem Vater erzählt. Er sagt, die Mafia hat sich
hier breitgemacht. Aber der Polizei fehlen Beweise, weil die Erpreßten aus
Angst schweigen.“ Sie sprach gedämpft. „Ob da dein Chef eine Ausnahme macht?“
    Kathie
schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht. Wie ich schon sagte: Er getraut sich
nicht, die Polizei einzuschalten. Er weiß, daß er dann umgebracht wird.“ Ihre
Miene verriet Angst, als sie fragte: „Dein Vater wird doch meinen Namen nicht
nennen?“
    „Dein Name
fiel überhaupt nicht. War dieser Carezzo schon da?“
    „Bis jetzt
nicht. Aber mal was anderes: Wollt ihr euch zu Sabrina und Gina setzen? Sie
sind dort bei Dr. Eichhorn.“
    Sie deutete
zu dem Tisch, wo der ältere Herr mit den schwarzhaarigen Mädchen saß. „Dr.
Eichhorn ist ein pensionierter Studienrat. Irre nett. Ein bißchen ulkig und
verschroben, aber als Mensch echt spitze. Er gibt Sabrina — der Tochter meines
Chefs — Deutschunterricht. Privat. Und Gina, ihrer Freundin, auch. Und ganz
kostenlos. Er macht das nur, damit junge Ausländer eine Chance haben. Damit sie
sich verständigen und wirklich einbürgern können. Ist doch stark! Und dafür
nimmt er keinen Pfennig. Nur einmal im Monat läßt er sich von Emilio einladen.
Wie heute.“
    Lockes
Neugier brannte. „Na, und ob wir dorthin wollen! Nicht wahr, Tom? Aber stören
wir auch nicht?“
    „Nie.
Sabrina habe ich von euch schon erzählt.“
    Locke und
Tom standen auf. Nicki trottete mit. Kathie begleitete sie zum Tisch der drei.
    „Darf ich
vorstellen. Das sind Nina Rehm, genannt Locke, meine Freundin. Bei ihren
Begleitern handelt es sich um Tom und Nicki. Wobei Nicki der Vierbeiner ist.
Tom heißt eigentlich Engelbert Conradi. Aber wer ihn mit dem Taufnamen anredet,
der wird von Nicki gebissen. Habe ich recht, Tom?“
    „Nicht nur
von Nicki“, lachte Tom. „Ich beiße dann auch.“
    „Aber nicht
die jungen Damen“, verbot Kathie. „Du kannst gleich in Spaghetti beißen.
Sabrina Aiano“, sie wies auf die größere der beiden. „Und das ist Gina Marano.
Und das unser Ehrengast: Dr. Eichhorn.“
    Hände
wurden gedrückt. Locke setzte sich neben Sabrina. Tom nahm den Stuhl links
neben dem Studienrat. Nicki kroch unter den Tisch und legte sich über mehrere
Füße. Jene, denen die Füße gehörten, wagten kaum noch, sich zu rühren.
    Sabrina
hatte langes, blauschwarzes Haar und ein zartes Gesicht, in dem sich alle
Gefühle spiegelten. Sie konnte sicherlich vor Heiterkeit explodieren, aber auch
trauriger sein als ein Begräbnis im November.
    Locke kam
sofort mit ihr ins Gespräch, und Gina — ein scheues Reh und Sabrina irgendwie
ähnlich — beteiligte sich. Beide Mädchen interessierten sich für Nicki,
versicherten ihre Tierliebe und fragten, ob sie ihm was aus der Küche holen
sollten. Aber Locke bekundete, er habe schon gefressen.
    Tom
wünschte dem Studienrat Guten Appetit.
    „Den habe
ich“, sagte Eichhorn. „Und Signore Aiano ist ein Meisterkoch. Außerdem liebe
ich die Weine Italiens. Darf man dich noch duzen? Oder bist du schon
volljährig?“
    „Himmel!
Sehe ich so alt aus?“ protestierte Tom. „Ich bin noch nicht mal 16. Vielleicht
arbeite ich in der Schule zuviel und wirke deshalb so überreif.“
    Alle
lachten. Locke bog die Wahrheit zurecht, indem sie sagte: „Glauben Sie kein
Wort, Herr Doktor! Was er nicht aus dem Ärmel schüttelt, läßt er schleifen. In
Religion ist er eine Niete. Und wenn Sie versprechen, daß Sie Ihren ehemaligen
Kollegen vom Goethe-Gymnasium nichts sagen, kann ich verraten: Tom schwänzt die
letzte Stunde am Freitag grundsätzlich. Arbeitszeitverkürzung nennt er das.“
    „Ich
verrate bestimmt nichts“, lächelte der Studienrat. „Ich habe auch oft
geschwänzt. Bis zu meiner Pensionierung. Erst jetzt als Ruheständler nehme
ich’s mit der Pflicht sehr genau.“
    Netter
Oldtimer (altes Modell), dachte Locke. Hat sicherlich Herzensgüte. Und
für sein Gesicht kann er nichts. Möchte wissen, wie in der Penne sein Spitzname
war! Sicherlich haben sie ihn Satan genannt, Mephisto oder Teufelsknochen.
    Diese

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