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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vor Neugier. Tom fand sie sympathisch, zeigte das
mit breitem Grinsen und wunderte sich im Stillen, daß sie erst 18 sein sollte.
Sie wirkte älter. Das blonde Haar war modern geschnitten: kurz und so bürstig
wie das Fell auf Nickis Nacken, wenn er die Wut kriegt. Kathie — mit
Familiennamen Weber — hatte ein hübsches Gesicht mit stark geschminktem Mund
und Müdigkeitsschatten unter den Augen. Sie kleidete sich lässig, besonders
jetzt in der Freizeit. Die Hände waren etwas knochig.
    Locke hob
ihren Korb.
    „Wilde
Früchte! Fast frisch aus dem Wald. Hast du Sahne?“
    „Habe ich.
Hm! Das wird ein Vitamin-Schmaus. Wann habt ihr denn gesucht? Eben seid ihr
doch mit dem Wagen gekommen.“
    „Das ist
wegen des Überfalls“, sagte Locke — und erzählte.
    Sie
hatten sich auf die Bank gesetzt. Kathies Miene verkrampfte. Was sie hörte,
ängstigte sie. War doch der Überfall unweit von hier passiert; und sie wohnte
mutterseelenallein.
    „Eines
Tages ziehe ich in die Stadt“, meinte sie, als Locke geendet hatte. „Mein
Häuschen fordert zum Einbruch gerade zu heraus. Oder ich heirate Will, und er
muß ständig bei mir sein.“
    „Wer ist
Will?“
    Die Ohren
unter Lockes dunkler Mähne schienen sich aufzubäumen.
    Kathie
lächelte verträumt wie eine Vollmondnacht. „Wilhelm Hartmann. Er ist spitze.
Der tollste Typ. Einfach spitze. Sieht gut aus, hat immer Geld und ist tierisch
nett.“
    „Seit wann
kennst du ihn?“
    „Seit
Montag. Er kam ins Trastevere. Ich habe ihn bedient, und er hat mich für abends
in die Disko eingeladen. War riesig nett. Er hat Manieren.“
    „Und er
will dich heiraten?“
    „Darüber
haben wir noch nicht gesprochen.“
    „Wie alt?“
Locke wollte alles wissen.
    „Zweiundzwanzig.“
    „Und was
ist er?“
    „Ich weiß
nicht. Handelsvertreter, glaube ich. Jedenfalls kommt er viel rum. Er sagt, ihm
liege das Abenteuer im Blut. Aber damit meint er nicht Mädchengeschichten,
sondern Abenteuerurlaub und sowas.“
    „Wir
sollten erstmal die Beeren waschen“, schaltete sich Tom ein. „Bevor es Matsch
wird.“
    Sie gingen
ins Haus, das über eine Diele verfügte. Der Wohnraum lag im Parterre, mit der
Küche nebenan und einer verglasten Veranda.
    Locke und
Kathie kümmerten sich um die Beeren. Tom mußte Schlagsahne herstellen, was aber
mit dem Elektroquirl kein Problem war. Einen Rüffel kriegte er dann doch, weil
er den Zucker vergessen hatte.
    Sie setzten
sich wieder ins Freie. Nicki durfte Sahne schlecken auf einem Stück Pappe — und
winselte vor Begeisterung. Er machte dann minutenlang Männchen, bis ihm Tom
noch einen Klitsch bewilligte.
    Die
Waldbeeren schmeckten. Ein Sonnenstrahl ruhte auf Lockes Gesicht. Mehrmals sah
sie Kathie auf fordernd an. Aber die hatte den Kopf gesenkt, in dem sich
offenbar Bedenken bildeten: Bedenken, ob es richtig sei, von ihrer Beobachtung
zu berichten. Angedeutet hatte sie, worum es ging. Bereute sie das? War sie
durch den Überfall zusätzlich verunsichert?
    Locke
furchte die Stirn, schluckte etwas Himbeerpüree und wandte sich an Tom. Was sie
einleitend sagte, wußte er längst. Und sie sagte es auch nur, um Kathie aufs
Thema zu bringen.
    „Was du
wissen mußt, Tom: Kathie arbeitet als Serviererin in einem italienischen
Restaurant. Im Trastevere. Kennst du, ja? Kathie ist zwar gelernter
Einzelhandelskaufmann — oder muß man sagen: Kauffrau —, aber bei dem Job
verdient sie mehr, und ihr jetziger Chef ist sehr nett. Stimmt doch, Kathie?“
    Das Mädchen
nickte. „Ist er. Deshalb tut es mir so leid, daß diese Verbrecher ihn
ausnehmen.“
    „Verbrecher?“
Tom schaufelte Erdbeeren. „Das klingt ja nach Mafia.“
    Kathie
bewegte die Schultern unter ihrer Leinenbluse. „Vielleicht. Deshalb habe ich
auch Muffengang. Zur Polizei gehe ich nicht. Selbst wenn ich darauf bestehe,
als Zeugin ungenannt zu bleiben, kann ja doch was durchsickern, nicht wahr?
Dann riskiere ich, daß die Gangster mir das Gesicht zerschneiden. Die sind
brutal. Schon bei deren Anblick kriege ich Gänsehaut.“
    „Was meinst
du mit Ausnehmen?“ fragte Tom.
    „Das habe
ich beobachtet. Es ist so: Mein Chef heißt Emilio Aiano. Er ist Witwer, hat
aber eine Tochter. Mit Sabrina — sie ist 15 — verstehe ich mich gut. Sie hilft
in der Küche, auch im Restaurant. Wie ich nun feststellen konnte, kreuzt jede
Woche ein Kerl auf, den mein Chef am liebsten anspucken würde. Er heißt
Carezzo, wie ich zufällig hörte. Ein feistes Schwergewicht mit schwarzen
Schmalzlocken. Auf

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