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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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     Verwaltungsaufwand bedeuten, doch die Kosten wären mehr oder weniger dieselben, und diejenigen, die heute ohne eigenes Verschulden
     vom Schulsystem stark benachteiligt werden, bekämen eine faire Chance. Anders gesagt können wir den Erfolg selbst in die Hand
     nehmen – nicht nur im Sport, sondern auch in anderen, wichtigeren Bereichen. Doch wir tun es nicht. Und warum? Weil wir uns
     an der Vorstellung festhalten, dass Erfolg das Resultat individueller Leistung ist, auf die weder die Umwelt, in der wir aufwachsen, |35| noch die Regeln, die wir als Gesellschaft aufstellen, einen Einfluss haben.
    6.
    Vor dem Memorial-Cup-Endspiel steht Gord Wasden, der Vater eines Spielers von Medicine Hat, an der Bande und erzählt von seinem
     Sohn Scott. Er trägt eine Mütze und ein schwarzes T-Shirt mit dem Wappen von Medicine Hat. »Als er vier Jahre alt war, hat
     sein kleiner Bruder noch im Laufwägelchen gestanden. Er hat ihm einen Schläger in die Hand gedrückt, und sie haben von morgens
     bis abends in der Küche Hockey gespielt. Von klein auf war Scott ein Eishockeynarr. In der Minor-League war er immer in der
     Auswahlmannschaft. In der Peewee-League, in der Bantam-League, er war immer in der Auswahl.« Wasden ist nervös: Sein Sohn
     steht vor dem wichtigsten Spiel seines Lebens. »Er hat immer hart arbeiten müssen, für alles, was er erreicht hat. Ich bin
     sehr stolz auf ihn.«
    Das sind also die Zutaten des Erfolgs: Leidenschaft, Talent, Fleiß. Aber da gibt es noch einen anderen Faktor. Wann hatte
     Wasden zum ersten Mal das Gefühl, dass sein Sohn etwas Besonderes war? »Wissen Sie, er war immer recht groß für sein Alter.
     Er war stark und hatte schon früh raus, wie man Tore schießt. Er war immer der Auffälligste in seiner Gruppe, er war immer
     Kapitän.«
    Recht groß für sein Alter? Natürlich. Scott Wasden wurde am 4. Januar geboren, drei Tage nach dem perfekten Geburtstag für
     einen Profispieler. Scott hatte Glück. Läge der Stichtag im kanadischen Eishockey einen Monat später, hätte er das Endspiel
     vermutlich von der Tribüne aus verfolgt.
     
1
Das Auswahlverfahren für kanadische Eishockeyspieler ist ein schönes Beispiel für das, was der Soziologe Robert Merton eine
     »sich selbst erfüllende Prophezeiung« genannt hat: eine Situation, in der »eine falsche Ausgangsdefinition … ein Verhalten
     bewirkt, durch das sich diese falsche Ausgangsvorstellung bewahrheitet«. Die Kanadier beginnen mit einer falschen Definition
     der besten neun- und zehnjährigen Eishockeyspieler. Sie wählen ganz einfach Jahr für Jahr die Ältesten aus. Doch die Behandlung,
     die sie den Auswahlspielern geben, lässt den Eindruck entstehen, als sei dieses ursprüngliche Fehlurteil richtig gewesen.
     Um es mit Mertons Worten zu sagen: »Aufgrund der scheinbaren Richtigkeit der sich selbst erfüllenden Prophezeiung setzt sich
     der Irrtum immer weiter fort. Der Prophet verweist auf den Verlauf der weiteren Ereignisse, um zu beweisen, dass er von Anfang
     an Recht hatte.«.
2
In einer typischen US-amerikanischen Stadt bekommt ein körperlich weniger weit entwickeltes Kind mindestens ebenso viel Spielpraxis
     im Basketball wie seine etwas älteren Klassenkameraden, da ausreichend Plätze und Mitspieler vorhanden sind. Um Eishockey
     zu spielen, benötigt man dagegen eine Halle. Aufgrund seiner Offenheit und Verbreitung entgeht Basketball dieser Verteilung.
3
Auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen spielt das Phänomen des relativen Alters eine Rolle. Barnsley und zwei Kollegen
     fanden beispielsweise heraus, dass Schüler, die Selbstmordversuche begehen, mit größerer Wahrscheinlichkeit in der zweiten
     Hälfte ihres Altersjahrgangs geboren wurden. Die Psychologen erklären dies damit, dass schlechtere schulische Leistung Depressionen
     befördern kann. Der Zusammenhang zwischen relativem Alter und Selbstmord ist allerdings bei Weitem nicht so ausgeprägt wie
     der zwischen Geburtsmonat und sportlichem Erfolg.

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|36| Kapitel 2
Die 10 000-Stunden-Regel
    »In Hamburg haben wir acht Stunden am Stück auf der Bühne gestanden.«
    1.
    Im Jahr 1971 eröffnete die University of Michigan ihr neues Computerzentrum, ein Gebäude an der Beal Avenue in Ann Arbor mit
     beigen Ziegelmauern und einer dunklen Glasfassade. Die gewaltigen Mainframe-Computer der Universität standen in der Mitte
     eines riesigen weißen Raumes und erinnerten »an den Schluss des Films
2001: Odyssee im

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