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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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beispielsweise seine Konzerte für Klavier und Orchester, sind überwiegend Neuarrangements der Werke anderer Komponisten. Als
     das erste Meisterwerk, das allein auf Mozart zurückgeht, gilt heute das Klavierkonzert Nr. 9 (KV 271), das Mozart jedoch erst
     im Alter von 21 Jahren schrieb. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits mehr als zehn Jahre lang Konzerte komponiert.
    |41| Der Musikkritiker Harold Schonberg geht sogar noch weiter und bezeichnet Mozart als einen »Spätentwickler«, da er seine größten
     Werke erst geschrieben habe, als er bereits 20 Jahre Kompositionspraxis hatte.
    Auch ein Schachgroßmeister benötigt offenbar zehn Jahre Spielpraxis. (Nur der legendäre Bobby Fischer scheint weniger Zeit
     gebraucht zu haben, um in die Weltelite vorzustoßen, nämlich neun Jahre.) Und was sind diese zehn Jahre? Etwa so viel wie
     nötig ist, um 10 000 Übungsstunden zu absolvieren. 10 000 ist die magische Zahl des Erfolgs.
    So lassen sich auch die merkwürdigen Kader der kanadischen und tschechischen Nationalmannschaften erklären. Auf den ersten
     Blick erscheint es vollkommen unerklärlich, dass kaum einer der Auswahlspieler nach dem 1. September geboren wurde. Man sollte
     doch annehmen, dass auch in der zweiten Jahreshälfte Eishockey- und Fußballstars geboren werden, die so talentiert sind, dass
     sie schließlich trotz der Ungnade der späten Geburt als junge Erwachsene in die Elite vorstoßen.
    Doch Ericsson und andere Wissenschaftler, die dem angeborenen Talent eine geringe Rolle beimessen, wundern sich keineswegs
     über diese Verzerrung. Das spätgeborene Genie spielt als Achtjähriger nicht in der Auswahlmannschaft, weil er zu klein ist.
     Damit qualifiziert er sich auch nicht für das zusätzliche Training. Doch ohne dieses Training hat er keine Chance, auf seine
     10 000 Stunden Spielpraxis zu kommen, ehe sich die Profiteams unter den Jugendmannschaften nach ihren Nachwuchsspielern umsehen.
     Und ohne diese 10 000 Übungsstunden hat er wiederum keine Chance, die Kompetenz zu erwerben, die ein Spitzenspieler benötigt.
     Selbst Mozart, das größte Wunderkind der Musikgeschichte, kam erst in Schwung, nachdem er seine 10 000 Stunden absolviert
     hatte. Man übt nicht erst dann, wenn man schon gut ist. Man übt, um gut zu werden.
    Diese 10 000 Stunden sind natürlich eine lange Zeit. Es ist nahezu unmöglich, als junger Mensch allein auf diese Zahl zu kommen.
     Dazu sind Eltern erforderlich, die ihre Kinder ermuntern und unterstützen |42| . Gesellschaftlich Benachteiligte haben kaum eine Chance, denn wer sich mit einem Teilzeitjob über Wasser halten muss, hat
     kaum genug Zeit zum Üben. Daher kommen die meisten Menschen nur innerhalb eines festen Programms – etwa einer Auswahlmannschaft
     – auf diese Zeiten. Oder wenn sie eine außergewöhnliche Chance bekommen, die es ihnen erlaubt, so viel zu üben.
    3.
    Aber zurück zu Bill Joy. Wir schreiben das Jahr 1971. Bill Joy ist groß, schlaksig und 16 Jahre alt. Er ist ein Mathematikgenie,
     wie sie zu Hunderten an MIT, Caltech oder der University of Waterloo studieren. »Als kleiner Junge wollte Bill immer alles
     über alles wissen, lange bevor er überhaupt hätte wissen sollen, dass er es wissen will«, erzählt sein Vater William. »Wir
     haben ihm geantwortet, so gut wir konnten, und wenn wir es nicht mehr konnten, haben wir ihm ein Buch in die Hand gedrückt.«
     Bei seiner Aufnahmeprüfung an der Universität erhielt Bill die volle Punktzahl für den Mathematikteil. »Es war nicht weiter
     schwer«, erzählt er trocken. »Ich hatte genug Zeit, um alles zweimal nachzuprüfen.«
    Er hat Talent in Hülle und Fülle. Doch das allein reicht nicht. Das reicht nie. Der entscheidende Moment in seiner Entwicklung
     ist der, in dem er in das unscheinbare Gebäude an der Beal Avenue stolpert.
    Anfang der Siebzigerjahre, als Joy das Programmieren lernte, füllten die Rechenmaschinen ganze Räume. Ein Computer (der vermutlich
     weniger Rechenleistung und Speicherkapazität hatte als Ihr Mikrowellenherd) kostete Millionen von Dollar. Computer waren selten.
     Und wenn man einen fand, dann war es schwer, Zugang zu bekommen. Und wenn man schließlich Zugang zu einem Computer bekam,
     kostete es ein Vermögen, Rechenzeit zu mieten.
    Dazu kam, dass das Programmieren selbst ein extrem ermüdender Prozess war. Programme wurden auf Lochkarten geschrieben. Jede
     Programmzeile musste mit einem Locher in eine Pappkarte |43| gestanzt werden. Für ein komplexes

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