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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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Tätigkeit. Das Zeug wurde
     gepflückt und zur Verarbeitung nach Lancashire in England oder in den Norden der |245| Vereinigten Staaten gebracht. Zucker ist dagegen ein agro-industrieller Komplex. Die Fabrik muss an Ort und Stelle sein, weil
     das Zuckerrohr innerhalb weniger Stunden nach der Ernte an Zucker verliert. Die Raffinerie muss sich in unmittelbarer Nachbarschaft
     befinden, und in dieser Fabrik sind eine Menge Berufe gefragt. Es wurden Küfer, Kesselmacher oder Schreiner gebraucht, und
     viele davon waren Farbige.«
    Dazu kam, dass die englische Elite auf Jamaika, anders als die Weißen in den Vereinigten Staaten, nicht an einem großen nationalen
     Projekt interessiert war. Sie wollte Geld verdienen und nach England zurückkehren. Sie hatten wenig Interesse daran, sich
     in einem Land niederzulassen, das ihr feindlich vorkam. Also fiel den Farbigen die Aufgabe zu, die neue jamaikanische Gesellschaft
     aufzubauen, und damit eröffneten sich ihnen neue Chancen.
    »Um 1850 war der Bürgermeister von Kingston [der Hauptstadt Jamaikas] ein Farbiger«, erzählt Patterson weiter. »Genau wie
     der Gründer des
Daily Gleaner
[der größten Tageszeitung des Landes]. Das waren alles Farbige, die von einem frühen Zeitpunkt an die gebildete Schicht des
     Landes ausgemacht haben. Die Weißen waren Unternehmer und Plantagenbesitzer. Die Ärzte und Anwälte der Kolonie waren alles
     Farbige. Sie haben auch die Schulen geleitet. Der Bischof von Kingston war ein brauner Mann. Sie waren zwar nicht die wirtschaftliche,
     wohl aber die kulturelle Elite.«
    Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie sich jamaikanische Anwälte und Abgeordnete Anfang der Fünfzigerjahre auf unterschiedliche
     Hautfarben verteilten. »Weiß und hell« meint Jamaikaner, die entweder vollständig weiß waren oder deren schwarzes Erbe nicht
     mehr erkennbar war. »Olivfarben« befand sich eine Stufe darunter, »hellbraun« wiederum eine Stufe weiter unten (auch wenn
     vermutlich nur Jamaikaner diesen Unterschied erkennen können). Dabei sollten Sie allerdings bedenken, dass die »Schwarzen«
     in den Fünfzigerjahren noch immer rund 80 Prozent der gesamten Bevölkerung ausmachten.
    |246|
    Parlamentsabgeordnete (Prozentanteil) 33
    Sehen Sie sich an, welchen Vorteil die farbige Minderheit durch ihren geringen Anteil weißer Hautfarbe erhielt. Wer einen
     Vorfahr hatte, der im Haus und nicht auf den Feldern gearbeitet und im Jahr 1826 sämtliche Bürgerrechte erhalten hatte, der
     geachtet und nicht versklavt worden war und der eine Möglichkeit bekommen hatte, sinnvolle Arbeit zu tun, statt auf den Zuckerrohrfeldern
     zu schuften – wer einen solchen Vorfahr hatte, der hatte auch noch zwei oder drei Generationen später bessere Aussichten auf
     beruflichen Erfolg.
    Mit anderen Worten: Wenn Daisy Ford große Hoffnungen in die Zukunft ihrer Töchter setzte, dann kam das nicht von ungefähr.
     Sie stand in der Tradition eines privilegierten Erbes. Ihr älterer Bruder Rufus, bei dem sie als Kind lebte, war Lehrer und
     ein gebildeter Mann. Ihr Bruder Carlos lebte eine Zeitlang auf Kuba und eröffnete nach seiner Rückkehr nach Jamaika eine Textilfabrik. |247| Ihr Vater Charles Ford war Lebensmittelhändler. Ihre Mutter Ann war eine geborene Powell und stammte damit aus einer weiteren
     aufstiegsorientierten farbigen Familie – zwei Generationen später sollte diese Familie Colin Powell hervorbringen. Ihr Onkel
     Henry war Großgrundbesitzer. Ihr Großvater John – der Sohn von William Ford und seiner afrikanischen Konkubine – wurde Prediger.
     Nicht weniger als drei Mitglieder der erweiterten Familie Ford erhielten Rhodes-Stipendien. Wenn meine Mutter William MacMillan,
     den Unruhen des Jahres 1937 und Mr. Chance zu Dank verpflichtet war, dann stand Daisy in der Schuld von Rufus, Carlos, Ann,
     Charles und John.
    4.
    Meine Großmutter war eine bemerkenswerte Frau. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass der stetige Aufstieg der Fords mit einem
     moralisch nicht ganz unproblematischen Akt begann: Auf dem Sklavenmarkt von Alligator Pond betrachtete William Ford meine
     Ur-Ur-Ur-Großmutter voller Begierde und kaufte sie.
    Die Sklaven, die nicht zu den Auserwählten gehörten, hatten ein kurzes und unglückliches Leben. Den Plantagenbesitzern auf
     Jamaika erschien es sinnvoll, das meiste aus ihrem menschlichen Besitz herauszuholen, solange dieser noch jung war. Sie trieben
     die Sklaven an, bis sie entweder nutzlos oder tot waren, und kauften sich dann

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