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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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zweitens einer Schülerin, die ihr Stipendium
     an sie abtrat, drittens Mr. Chance, vor allem aber Daisy Nation.
    3.
    Daisy Nation stammte aus der nordwestlichsten Ecke Jamaikas. Ihr Urgroßvater war ein gewisser William Ford, der 1784 aus Irland |243| eingewandert war und auf Jamaika eine Kaffeeplantage erworben hatte. Kurz nach seiner Ankunft kaufte er eine Sklavin und machte
     sie zu seiner Konkubine. Er hatte sie im Hafen von Alligator Pond gesehen, einem Fischerdorf an der Südküste. Sie war eine
     Angehörige der Igbo, einem Volk aus Westafrika. Die beiden hatten einen gemeinsamen Sohn, den sie John tauften. John war in
     der Sprache der damaligen Zeit ein Mulatte, das heißt, er war »farbig«. Damit fielen fortan alle Fords in die Klasse der Farbigen
     auf Jamaika.
    Für einen weißen Großgrundbesitzer im Süden der Vereinigten Staaten wäre es seinerzeit undenkbar gewesen, in aller Öffentlichkeit
     eine Beziehung zu einer Sklavin einzugehen. Sexuelle Beziehungen zwischen Weißen und Schwarzen galten als unmoralisch. Die
     Rassentrennung wurde durch Gesetze festgeschrieben, von denen das letzte erst im Jahr 1967 vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten
     Staaten abgeschafft wurde. Ein Plantagenbesitzer, der offen mit einer Sklavin zusammengelebt hätte, wäre aus der Gemeinschaft
     verstoßen worden, der Nachwuchs wäre automatisch in die Sklaverei gekommen.
    In Jamaika herrschte eine andere Einstellung vor. Die Karibik war zur damaligen Zeit kaum mehr als eine riesige Kolonie afrikanischer
     Sklaven, hier lebten ungefähr zehn Mal so viele Schwarze wie Weiße. Heiratsfähige weiße Frauen waren rar, weshalb die meisten
     weißen Männer auf der Insel eine Geliebte mit schwarzer oder brauner Hautfarbe hatten. Ein britischer Plantagenbesitzer auf
     Jamaika, der genauestens über seine sexuellen Abenteuer Buch führte, schlief in seinen 37 Jahren auf der Insel mit 138 Frauen,
     von denen die meisten Sklavinnen und vermutlich nicht unbedingt willige Partnerinnen waren. In den Mulatten – den Kindern
     aus diesen Beziehungen – sahen die Weißen mögliche Verbündete und einen Puffer zwischen sich und der enormen Zahl der Sklaven
     auf der Insel. Mulattinnen galten als Prinzessinnen, und ihre Kinder, die wiederum eine Schattierung heller waren, standen
     auf der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leiter noch eine Stufe weiter oben. Nur in den seltensten Fällen arbeiteten
     Mulatten auf |244| den Feldern, sie waren stattdessen überwiegend im Haus tätig, hatten ein sehr viel angenehmeres Leben und wurden mit größerer
     Wahrscheinlichkeit freigelassen. Viele »Mulattenprinzessinnen« erbten große Vermögen von weißen Grundbesitzern, sodass sich
     die Kolonialregierung irgendwann genötigt sah, die Erbsumme auf 2 000 Pfund Sterling zu beschränken, was damals allerdings
     immer noch eine gewaltige Summe war.
    »Wenn ein Europäer auf den Westindischen Inseln ankommt und sich dort für eine Weile niederlässt, erkennt er bald die Notwendigkeit,
     sich eine Haushälterin oder Geliebte zu nehmen«, schrieb ein Beobachter im 18. Jahrhundert. »Er hat reichliche Auswahl zwischen
     Schwarzen, Braunen, Mulattinnen oder Mestizinnen, die er für 100 bis 150 Pfund Sterling erwerben kann. Kommt farbiger Nachwuchs
     zur Welt, wird dieser für frei erklärt und von den Vätern, die es sich leisten können, im Alter von drei oder vier Jahren
     nach England zur Schule geschickt.«
    In diese Welt wurde Daisys Großvater John hineingeboren. Vom Sklavenschiff trennte ihn nur eine Generation, und er lebte in
     einem Land, das sich am besten als afrikanische Strafkolonie beschreiben lässt; doch er war ein freier Mann und erhielt eine
     Schulbildung. Er heiratete eine Mulattin, deren Vater Europäer und deren Mutter eine jamaikanische Ureinwohnerin vom Stamm
     der Arawak war. Zusammen hatten sie sieben Kinder.
    »Diese Leute, die Farbigen, hatten einen hohen Status«, erklärt der jamaikanische Soziologe Orlando Patterson. »Im Jahr 1826
     erhielten sie sämtliche bürgerlichen Rechte, zur gleichen Zeit wie die Juden auf Jamaika. Sie durften wählen. Sie hatten die
     gleichen Rechte wie die Weißen, und das innerhalb einer Gesellschaft, die nach wie vor eine Sklavengesellschaft war. Viele
     waren Handwerker. Denken Sie daran, dass Jamaika Zuckerplantagen hat, die sich erheblich von den Baumwollplantagen im Süden
     der Vereinigten Staaten unterscheiden. Baumwollanbau war in erster Linie eine landwirtschaftliche

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