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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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Programm waren Hunderte oder Tausende solcher Karten erforderlich. Wenn Sie Ihr Programm
     endlich fertig gestanzt hatten, mussten Sie die Lochkarten dem Administrator eines Mainframe-Computers übergeben. Da Computer
     immer nur eine Aufgabe nach der anderen ausführen konnten, musste der Administrator Ihrem Programm einen Termin geben. Je
     nach Länge der Warteschlange konnte es Stunden oder auch einen ganzen Tag dauern, ehe Sie Ihre Lochkarten zurückbekamen. Und
     wenn Sie in Ihrem Programm auch nur einen einzigen Fehler hatten – und sei es nur einen Tippfehler –, konnten Sie Ihre sämtlichen
     Karten durchgehen, den Fehler aufspüren und wieder von vorn anfangen.
    Unter diesen Umständen war es ausgesprochen schwer, ein Programmierexperte zu werden. Dass jemand mit Anfang 20 den Status
     eines Experten erreichte, war nahezu ausgeschlossen. Wenn Sie in jeder Stunde, die Sie im Computerraum zubringen, nur ein
     paar Minuten lang tatsächlich programmieren können, wie sollen Sie dann auf Ihre 10 000 Stunden kommen? Ein Computerwissenschaftler
     aus dieser Zeit erinnert sich: »Mit den Lochkarten hat man nicht Programmieren gelernt, sondern Geduld und Korrekturlesen.«
    Erst Mitte der Sechzigerjahre zeichnete sich eine Lösung für das Programmierproblem ab. Computer waren endlich leistungsstark
     genug, um mehr als einen »Termin« gleichzeitig wahrzunehmen. Experten erkannten, dass mithilfe eines überarbeiteten Betriebssystems
     mehrere Nutzer gleichzeitig an einem Rechner arbeiten konnten. Der Computer konnte lernen, Hunderte Operationen gleichzeitig
     auszuführen. Das bedeutete auch, dass die Programmierer nicht mehr mit ihren Kartenstapeln zu einem Administrator gehen mussten.
     Es konnten Dutzende Terminals eingerichtet werden, die über Telefon mit dem Mainframe-Computer in Verbindung standen, und
     die Programmierer konnten gleichzeitig »online« arbeiten.
    Ein Autor beschreibt die Erfindung des Mehrbenutzersystems so:
    |44| Es war mehr als eine Revolution. Es war eine Erleuchtung. Vergessen waren der Administrator, die Kartenstapel und die Warterei.
     Dank der Multiuser-Systeme saßen Sie an Ihrem Terminal, gaben ein paar Befehle ein und bekamen sofort eine Antwort. Das Multiuser-System
     war interaktiv: Ein Programm konnte eine Eingabe abfragen, auf eine Antwort warten, die Berechnung ausführen und Ihnen die
     Antwort ausspucken, alles in »Echtzeit«.
    Hier kommt Michigan ins Spiel, denn Michigan war eine der ersten Universitäten, die auf das Mehrbenutzersystem umstellte.
     Im Jahr 1967 hatte sie einen Prototyp installiert. Anfang der Siebzigerjahre hatte die Universität so viel Rechenleistung,
     dass mehr als einhundert Teilnehmer gleichzeitig im Computerzentrum arbeiten konnten. »Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre
     gab es kaum einen Ort, der die Möglichkeiten von Michigan bot«, berichtet Mike Alexander, einer der IT-Pioniere der University
     of Michigan. »Daneben gab es vielleicht noch das MIT, Carnegie Mellon oder Dartmouth. Aber ich glaube, das war’s auch schon.«
    Dies war die Möglichkeit, die sich Bill Joy bot, als er im Herbst 1971 auf dem Campus von Ann Arbor ankam. Er hatte sich nicht
     wegen des Computerzentrums für die University of Michigan entschieden. In der Schule hatte er nichts mit Computern zu tun
     gehabt. Er hatte sich für Mathematik und Ingenieurwesen interessiert. Doch als ihn in seinem ersten Jahr an der Universität
     der Computerbazillus erfasste, befand er sich durch einen glücklichen Zufall an einem der wenigen Orte der Welt, an dem ein
     17-Jähriger nach Herzenslust programmieren konnte.
    »Wissen Sie, was der Unterschied zwischen Programmieren mit Lochkarten und Programmieren in einem Mehrbenutzersystem ist?«,
     fragt Joy. »Dasselbe wie der Unterschied zwischen Briefschach und Blitzschach.« Programmieren war keine frustrierende Übung
     mehr. Programmieren machte Spaß.
    »Ich habe in einem Wohnheim auf dem Nordcampus gewohnt, und das Computerzentrum war ebenfalls auf dem Nordcampus«, erzählt
     er weiter. »Wie viel Zeit ich da verbracht habe? Oh, viel, sehr |45| viel. Das Computerzentrum war rund um die Uhr geöffnet. Ich war oft die ganze Nacht da und bin erst morgens nach Hause. In
     einer normalen Woche habe ich damals mehr Zeit im Computerzentrum verbracht als mit meinen Kursen. Wir hatten alle diesen
     Albtraum, dass wir völlig vergessen würden, unsere Kurse zu besuchen, oder dass wir vergessen würden, dass wir überhaupt

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