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Ueberflieger

Titel: Ueberflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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theoretische Physik ein. Mit 16 Jahren ackerte er sich durch das für seine Unverständlichkeit berüchtigte philosophische Meisterwerk
Principia Mathematica
von Bertrand Russell und Alfred North Withehead. In seinem Hochschulzugangstest erzielt er die Höchstpunktzahl, obwohl er während der Prüfung ein Nickerchen einlegte.
    Sein Bruder Mark erinnert sich daran, wie Christopher während der Schulzeit die Sommerferien verbrachte. »Er hat eine Stunde Französisch gelernt, dann eine Stunde Russisch. Danach hat er eine Stunde lang Philosophie gelesen. Ohne Ausnahme, Tag für Tag.«
    Sein Bruder Jeff sagt: »Mit 14 oder 15 hat Christopher Sachen gezeichnet, einfach zum Spaß, und die Zeichnungen waren wie Fotos. Mit 15 hat er auf der Gitarre einen Jimi-Hendrix-Riff nachgespielt, Note für Note. Bum-bum-bum. Oft ist er gar nicht in die Schule gegangen. Er ist nur zu den Prüfungen aufgetaucht, und die konnten nichts dagegen machen. Wir haben darüber nur gelacht. Er hat sich zwei Tage lang die Bücher des Halbjahrs angeschaut, hat die Prüfungen mitgeschrieben und dann wieder sein Ding gemacht.« 6
    |66| Auf der Bühne des Fernsehstudios wirkte Langan gelassen und selbstbewusst. Er redete nicht um ein Thema herum, suchte nicht nach Formulierungen und verbesserte sich nicht. Kein Äh, kein Mhm und keiner der üblichen Lückenfüller kam über seine Lippen, und seine perfekt formulierten und klaren Sätze erinnerten an Soldaten, die in Reih und Glied über den Kasernenhof marschieren. Jede Frage, die Saget ihm vorlegte, beantwortete er mit einem Achselzucken, als handele es sich um eine Nichtigkeit. Als er bei 250 000 Dollar angekommen war, schien er kurz im Geiste eine Rechnung anzustellen und zu dem Schluss zu kommen, dass das Risiko, alles zu verlieren, größer war als die Chance, mehr zu gewinnen, wenn er weiter im Rennen blieb. Abrupt beendete er das Spiel. »Ich nehme das Geld«, sagte er, reichte Saget die Hand und ging – natürlich als Sieger, wie es sich für Genies unserer Meinung nach gehört.
    2.
    Kurz nach dem Ersten Weltkrieg lernte Lewis Terman, ein junger Psychologieprofessor der Stanford University, einen bemerkenswerten Jungen namens Henry Cowell kennen. Cowell war in Armut und Chaos aufgewachsen. Da er sich nicht mit anderen Kindern vertrug, war er seit seinem siebten Lebensjahr nicht mehr zur Schule gegangen. Er arbeitete als Hausmeister in einem kleinen Schulhaus in der Nähe des Campus der Stanford University |67| und schlich sich tagsüber oft heimlich davon, um auf dem Schulklavier zu spielen. Er war ein virtuoser Pianist.
    Termans Spezialgebiet waren Intelligenztests; einer der Standardtests, der Stanford-Binet, dem sich Millionen von Menschen in aller Welt seither unterzogen haben, geht auf ihn zurück. Terman beschloss, Cowells Intelligenzquotienten zu ermitteln. Der Junge musste hochintelligent sein, nahm er an, und siehe da, er war es auch. Er hatte einen Intelligenzquotienten von über 140 und damit das Niveau eines Genies. Terman war fasziniert. Wie viele dieser ungeschliffenen Diamanten mochte es wohl noch geben, fragte er sich.
    Also machte er sich auf die Suche. Er entdeckte ein Mädchen, das im Alter von 19 Monaten das Alphabet kannte, und ein anderes, das mit vier Jahren Dickens und Shakespeare las. Er lernte einen jungen Mann kennen, den man der Universität verwiesen hatte – seine Professoren konnten nicht glaubten, dass ein Mensch in der Lage war, auswendig lange Passagen aus Gesetzeskommentaren zu zitieren.
    Im Jahr 1921 beschloss Terman, sich die Erforschung der Begabten zur Lebensaufgabe zu machen. Unterstützt durch großzügige Fördermittel der Commonwealth Foundation schickte er ein Team von Feldforschern an die kalifornischen Grundschulen. Die klügsten Kinder jeder Klasse nahmen an einem Intelligenztest teil. Die besten 10 Prozent der Testteilnehmer erhielten eine weitere Prüfung, und wer dabei auf einen Intelligenzquotienten von mehr als 130 kam, durfte an einem dritten Test teilnehmen. Nach Auswertung sämtlicher Ergebnisse wählte Terman die besten und klügsten Kinder aus. Unter den insgesamt 250 000 Schülern aus der Grundschule und der High School, die sich seinen Tests unterzogen, identifizierte Terman 1 470 Kinder mit einem Intelligenzquotienten von mehr als 140 und zum Teil bis zu 200. Diese Gruppe junger Genies wurde unter dem Namen »Termiten« bekannt und nahm an einer der bekanntesten psychologischen Studien der Geschichte teil.
    |68| Für den Rest seines

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