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Uebergebt sie den Flammen

Uebergebt sie den Flammen

Titel: Uebergebt sie den Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Prädikanten dem Volk ein Vorbild sind.«
    Jetzt hat euer Wahn auch unser Bett erreicht, den einzigen Ort, den du noch mit mir teilst. Du selbst hast geholfen, diesen Tisch zu decken, hast das goldene Raubtier genährt, jetzt zwingt es dich. »Wann?«
    Wild begehrte Johann auf, schüttelte seine Frau, die ohne Gegenwehr nur dasaß. »Warum weinst du nicht?«, schrie er sie an.
    Stumm blickte sie in den Bart, glitt die Narben entlang. Meine Augen sind leer. Das Salz habe ich unter den Salpeter für eure Kanonen gemengt. Tränen habe ich nicht mehr, lange schon, du hast es nur nicht bemerkt, mein stolzer Gebieter.
    Johann sprang auf, stürmte zum Fenster, riss den Flügel auf. »Seit zwei Tagen rennen die Männer von Haus zu Haus und greifen nach den ledigen Weibern. Selbst Mädchen, die kaum in der Schule sind, selbst die zwingen sie in ihr Bett.« Hinter seinem Rücken drohte er mit den geballten Händen. »Heute Morgen haben sie wieder zwei Mädchen in das Haus der Wundheilerin getragen. Dort liegen die aufgebrochenen Kinder in ihrem Blut, weil sie zu eng für die Wollust waren.«
    Tiefer, immer tiefer zieht uns der Strudel. Wendel legte den Kopf auf die Knie.
    »Mir bleibt keine Wahl«, er schloss das Fenster, »versteh doch, Wendel. Auf dem Domplatz feiert der Scharfrichter sein neues Schützenfest. Das Volk selbst darf Mann oder Frau, die gewagt haben, sich gegen die Verordnung aufzulehnen, Pfeile und Kugeln in den Körper schießen. Ich muss gehorchen.«
    »Wann, Johann?« Wendel sah von unten zu ihm auf.
    Hilflos schlenkerte er die Arme, nur die Samtschaube machte ihn zu einem stattlichen Prädikanten. »Die Magd aus der Küche, die Margaretha. Heute Mittag habe ich sie geheiratet.«
    Es schmerzt nicht einmal, dachte sie. »Ich ziehe mit den Kindern zu deiner Bibel in die Kammer.«
    Das war nicht nötig. Er wollte ins Bett der Magd steigen und dort seine Pflicht erfüllen.
    Spät an diesem Augustabend schlug die Tür auf, und Konrad stand im Raum, er trug ein Licht, schwankte. Trunk und Schwüle trieben den Schweiß in Straßen über das fleckige Gesicht. Sein Anblick stockte ihr Blut. »Friede sei mit dir, Bruder«, stammelte sie und zog hastig die Decke über die nackten Mädchen. Johann, hilf uns. Er war bei seiner Magd. Kein Ausweg, kein Schwert, keine Hakenbüchse, um diesen Kerl zu zerschmettern.
    Gierig grinste der Bruder des Propheten zum Bett hinüber. Ohne Scheu blickten die Kinder ihren Spielgefährten an. Sein Finger wählte, blieb auf Lisabeths Kopf.
    »Die da!« Er fingerte nach dem Gürtel.
    O Herr! Ihre Not schrie: Wo bist du?
    »Lass die Hose«, keuchte Wendel, »hier stören dich nur die Schwestern.«
    Zäh tropften die Gedanken aus dem Schweiß. »Ich will die da zu meinem Weib.«
    Zeit, nur Zeit! Mit einem Mal spürte Wendel, wie Kälte ihr Herz beruhigte. »Geh in deine Gemächer, lieber Konrad. Ich bringe dir deine Braut, lege sie dir ins Bett.«
    Er kicherte vor sich hin, »Das gefällt mir, wenn du folgsam bist.« Seine Trunkenheit wich, die Augen verengten sich. »Aus dem Haus kommst du nicht. Mein Bruder zweifelt an dem Gehorsam seines Prädikanten. Er will den Beweis, und deshalb gibt er mir die da.«
    Schnell erhob sich Wendel, stand im leichten Hemd vor ihm, rieb ihre Brust an seinem Arm. »Du wirst sehen, wie gehorsam meine Tochter ist.«
    Er genoss die Berührung und fiel in den Rausch zurück. »Gleich. Sofort. Ich warte nicht lange. Dass du’s weißt«, damit schwankte er aus dem Zimmer.
    Wendel half Lisabeth aufzustehen. Nein, keine Fragen. Sie streifte der Kleinen den Kittel über, warf sich den Mantel um die Schultern und kniete vor ihrer Tochter.
    »Lisel. Du wirst nicht schreien, nicht weinen.«
    »Werde ich jetzt die Frau von Konrad?«
    Schon hob Wendel die Hand zum Schlag, sie stockte und strich über das Haar des Kindes. »Wir gehen jetzt gemeinsam zu ihm. Du darfst kein Wort sprechen!«
    Lisabeth nickte. Bevor sie das Zimmer verließen, steckte Wendel einen Dolch in die Tasche ihres Umhangs.
    Nackt lag Konrad auf seinem samtbezogenen Bett, beide Hände streckte er ihnen entgegen.
    Langsam, mit dem Lächeln einer Kupplerin, entkleidete Wendel das Mädchen.
    »Gib her«, verlangte er, lallte: »Gib die Liebe.«
    »Geduld, großer Gebieter«, schmeichelte Wendel. Auch wenn ich dieses Tier töte, morgen wird die nächste Bestie über meine Kinder herfallen. Keine Löwen, Menschen herrschen in der Grube. Verlass mich nicht! Wendel zog ihr Hemd über den Kopf.
    Aus seinen

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