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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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sagen hörte: »Ich glaube es einfach nicht. Küsst Hannah Granger da einen Mann?«
    Hannah schreckte zurück und sah hoch. »Hallo, Dylan«, sagte sie.
    Dylan lachte. »Ich hoffe, ich störe nicht.«
    »Also, eigentlich«, sagte Hannah, »wollten Harrison und ich gerade nach Hause gehen und richtig wilden Sex haben. Möchtest du mitkommen?«
    Dylan blinzelte und versuchte offensichtlich, diese neue Information zu verarbeiten. »Entweder versuchst du, komisch zu sein«, sagte er, »oder du bist total irre. Da ich weiß, was für einen Sinn für Humor du nicht hast, versuchst du wahrscheinlich nur, komisch zu sein.« Er schien eindeutig sehr zufrieden mit seiner schlagfertigen Antwort zu sein, denn er bedachte sie mit einem selbstgefälligen Lächeln, ehe er den Pub verließ.
    »Igitt!«, sagte Hannah. »Ich verstehe einfach nicht, dass jemand, der so nett ist wie Tony, einen so abscheulichen Sohn wie Dylan haben kann.«
    »Vielleicht ist er ja ganz nett, wenn man ihn richtig kennt«, sagte Harrison wohlwollend.
    »Ich kenne ihn richtig «, entgegnete Hannah und fragte sich gleich darauf, ob das denn stimmte.
    »Sag«, fragte Harrison höflich, »gehen wir wirklich nach Hause und haben wilden Sex?«
    Hannah wurde rot. »Ich dachte, du musst noch arbeiten?«
    »Ich dachte, du musst noch arbeiten.«
    »Wenn du die Wahrheit wissen willst«, sagte Hannah, »mir ist meine Arbeit total egal.«
    Harrison legte ihr die Hand auf die Stirn. »Hannah«, sagte er mit übertriebener Fürsorge, »bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    »Jetzt ja. Weißt du was? Meine Mutter hat immer gesagt, dass du auf mich stehst.«
    »Deine Mutter«, sagte Harrison, »ist eine sehr scharfsinnige Frau.«
    Hannah nickte ernsthaft. »Das ist sie«, sagte sie und lehnte sich vor, um ihn wieder zu küssen. »Das ist sie wirklich.«
    Um neun Uhr am Donnerstagmorgen wollte Alberta gerade am Bahnhof Paddington in den Zug einsteigen, als sie eine Stimme hinter sich rufen hörte: »Ed! Hier bin ich!«
    Alberta blickte nach rechts, und ein Schauer des Erkennens durchlief sie. Ein groß gewachsener, dunkelhaariger junger Mann mit einem ihr wohlbekannten karierten Schal winkte und rannte auf sie zu. Als der Mann an ihr vorbeilief, atmete Alberta aus. Er sah am Ende doch nicht aus wie Ed, und die Farben seines Schals waren ganz anders als die des Schals, den Ed immer getragen hatte.
    Alberta stieg ein, suchte sich einen Platz und schaute aus dem Fenster, als der Zug langsam aus dem Bahnhof glitt.
    Das Gedächtnis war etwas Seltsames. Warum wusste man manche Dinge ganz genau, während man andere so leicht vergaß? An den Tag, als sie Ed das erste Mal sah, erinnerte sie sich so deutlich, als wäre es gestern gewesen, was umso erstaunlicher war, als sie zwei Jahrzehnte lang versucht hatte, jeden Gedanken an ihn auszublenden.
    Ed war einer der ersten Gäste gewesen, die auf der Cocktailparty ihrer Eltern eintrafen. Pa stellte sie einander vor, doch beinahe im selben Moment unterbrach ein dicker MP mit einem lächerlichen Schnurrbart sie: »Nur auf ein Wort«, sagte er, und sie sah konsterniert zu, wie Ed für mindestens zehntausend Worte abgelenkt wurde. Als sich der Raum füllte, führte Alberta ein langweiliges Gespräch nach dem anderen. Sie redete mit einem freundlichen jungen Mann, der nur höflich zu der Tochter war, weil er hoffte, der Vater würde es bemerken; sie sprach mit einem älteren Minister, der ganz harmlos mit ihr flirtete, und mit einigen stadtbekannten Lüstlingen, deren Absichten ganz und gar nicht harmlos waren. Und jedes Mal, wenn sie sich nach Ed umschaute, ertappte sie ihn dabei, wie er sich nach ihr umsah.
    Als die Gäste endlich langsam aufbrachen, sah sie mit Verzweiflung, dass er seinen Schal umgelegt hatte, und sie hörte betrübt der gut gepolsterten Baroness zu, die sich endlos darüber ausließ, wie dringend das zwanzigste Jahrhundert ambitionierte Frauen brauchte. Und dann, auf einmal, war er da, entschuldigte sich bei der Baroness dafür, dass er ihre Gesprächspartnerin entführte, und sagte bedauernd, dass sie noch eine Verabredung hatten.
    »Aber ich habe keine Verabredung«, flüsterte Alberta, als er sie wegführte. »Ich gehe nirgendwo hin.«
    »Doch«, beharrte Ed. »Ich habe deiner Mutter Bescheid gesagt. Ich führe dich zum Essen aus. Es sei denn«, er hielt inne und schaute sie an, »du würdest lieber hierbleiben und dein Gespräch mit der Baroness fortführen. Sie kennt ein paar beeindruckende Statistiken über das

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