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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Augen, die mich aus der Tiefe heraus anblickten...
    MAQUATLI QUERESEN K'YARAM'NUR...
    Heisere Stimmen riefen diese Worte in einer Art Singsang.
    "Ist dir nicht gut, Patti?", flüsterte Tom mir zu.
    Ich schüttelte den Kopf.
    "Es geht schon", behauptete ich.
    Das war er also, der Zusammenhang, nach dem ich so lange gesucht hatte.
    Professor von Schlichten musterte mich. Seine dunklen Augen waren schmal geworden.
    "Fahren Sie fort, Professor", forderte ich dann.
    "Was sagen die Legenden der Indios über die Götter der Tiefe?"
    "Dass sie durch starke Zauberkräfte herbeigerufen werden können und am Grund des Titicaca-Sees leben. Und wenn man sie nicht durch Opferungen besänftigt, dann kommen sie an die Oberfläche, gehen womöglich sogar an Land und bringen das Unheil..."
    "Solche Legenden sind nicht gerade selten", gab Tante Lizzy zu bedenken. "Weder bei Indios noch in anderen Teilen der Welt."
    "Die Indios schwören bis heute Stein und Bein, dass es die Maquatli noch immer gibt. Ich habe Zeugenaussagen, die diese Wesen gesehen haben wollen... Im Netz eines Fischers verfing sich eigenartiges organisches Material, das keiner bekannten Art zuzuordnen war... Leider kam es nie zu einer Untersuchung, weil das Material zuvor verschwand." Von Schlichten lächelte. "Ich bin auf der Suche nach der Wahrheit - wenn Sie verstehen, was ich meine."
    "Erkläre Sie es mir!", forderte ich.
    "Ich werde nichts von vorn herein für ausgeschlossen halten, nur weil irgend eine angebliche Autorität meint, dass ich auf dem Holzweg bin. Keine Sorge, ich bin trotz allem ein streng wissenschaftlich denkender Mensch. Aber ich werde bei meinen Forschungen keinerlei Rücksicht darauf nehmen, ob sie zu einer gängigen Theorie passen oder nicht..."
     
    *
     
    "Was hast du für einen Eindruck?", fragte ich Tom später am Abend. Wir saßen noch im Salon vor dem Kaminfeuer, während Tante Lizzy mit Dietrich von Schlichten in der Bibliothek weilte, um ihm den Briefwechsel zwischen George Flintworth und Hermann von Schlichten zu zeigen.
    Vermutlich würde die Unterhaltung der beiden sich noch eine ganze Weile hinziehen.
    Tom und ich saßen auf einem zierlichen Sofa. Er hatte den Arm um mich gelegt.
    "Ich weiß nicht, was ich von diesem von Schlichten halten soll", bekannte er. "Ich hoffe nur, dass an dem, was er gesagt auch etwas dran ist..."
    "Tom..."
    "Ja?"
    Er sah mich an. Das Kaminfeuer tauchte sein Gesicht in ein weiches Licht.
    "Ich WEISS, dass dort in den Anden irgend etwas existiert, das..." Ich brach ab.
    Tom verstand auch so.
    "Es hat mit deiner Vision zu tun?"
    "Ja", nickte ich. "Es gibt jetzt keinen Zweifel mehr, dass da eine Verbindung existiert. Von Schlichten erwähnte die Maquatli - die Götter der Tiefe, die in den Legenden der Indios eine Rolle spielen."
    "Das stimmt."
    "Ich kenne dieses Wort. MAQUATLI QUERESEN K'YARAM'NUR..."
    Ich murmelte diese Silben fast wie in Trance dahin. Sie gingen überraschend leicht über meine Lippen, fast wie automatisch.
    "Ich weiß es nicht", sagte ich. "Vielleicht eine Beschwörungsformel oder dergleichen... Aber das werde ich herausfinden."
    Ich legte den Kopf an seine Schulter.
    Für einen kurzen Moment sah ich wieder das dunkle Wasser und das dämonische Leuchten zweier augenartiger Lichtquellen vor mir. Und ich glaubte wieder, jenen unwiderstehlichen Sog zu fühlen, der mich schon einmal beinahe in die Tiefe gerissen hatte... Ein Schauder überkam mich bei dem Gedanken an das, was wir in der Tiefe des Anden-Sees finden würden.
    Die Ahnung eines namenlosen Schreckens stieg in mir auf. Mir fröstelte unwillkürlich.
    "Halt mich fest", flüsterte ich. "Halt mich ganz fest, Tom..."
    Er strich mir mit der Rechten über das Haar, während seine Linke mich an ihn presste. Ich fühlte den regelmäßigen, ruhigen Rhythmus, in dem sein Herz schlug. Und das gab mir zumindest für den Augenblick die Illusion von Sicherheit.
    Was ist das nur für eine Macht, die da in der Tiefe lauert und selbst auf der anderen Seite des Globus für einen entsprechend sensiblen Menschen noch zu spüren ist?, fragte ich mich schaudernd.
     
    *
     
    "MAQUATLI QUERESEN K'YARAM'NUR...", murmelte ich vor mich hin und wiederholte die eigenartige Silbenfolge gleich wieder.
    Es war wie ein innerer Zwang.
    Ich war am nächsten Tag aus der Redaktion nach Hause gekommen. Tante Lizzy hatte den ganzen Tag über recherchiert, und nun saßen wir beide über einem gutem Dutzend dicker Lederfolianten. Die ABSONDERLICHEN KULTE Hermann von

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