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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wider.
    Maraguene...
    Für Bruchteile von Sekunden sah ich das Gesicht einer jungen Frau vor mir. Sie hatte ebenmäßige, hübsche Züge, ein glatte helle Haut. Das Haar war blond mit einem deutlich Stich ins Rote.
    Ihre Augen!
    Sie waren vollkommen von einem leuchtenden Blau erfüllt.
    Maraguene...
    Das muss sie sein, durchschoss es mich. Die Druidin...
    In ihren Händen hielt sie einen Totenschädel, auf dem dunkle Schatten tanzten. Es war ein besonderer Totenschädel.
    Er besaß zwei Gesichter...Innerhalb eines Augenaufschlags verwandelte sich dieser Schädel. Er schimmerte bronzefarben, verformte sich und plötzlich hatte die junge Frau eine jener Talketuan-Masken in den Händen, wie sie vom ORDEN DER MASKE benutzt wurden.
    Ein eisiger Schauer überkam mich.
    Mein Puls begann zu rasen.
    "Heh, Patti, was ist los mit dir?", hörte ich Jim. "Du siehst bleich aus, soll ich dir 'nen Schluck Kaffee bringen?"
    "Ja", sagte ich wie automatisch.
    Ich sah, wie die junge Frau die Maske vor ihr Gesicht nahm und anlegte. Es zischte. Ihre Haut verband sich mit dem Metall, das ihre Züge bis in das kleinste Detail nachmodellierte. So fein, wie kein Bildhauer dieser Welt es vermocht hätte. Aber die Verwandlung kam nicht zum Stillstand. Sie schritt weiter voran. Maraguenes Züge lösten sich wieder auf und machten etwas anderem Platz.
    Ich erwartete eine tierhafte Fratze zu sehen, das gespenstische Zerrbild eines menschlichen Gesichtes...
    Ich dachte, dass sie sich in eine Bestie, einen Geist der Sonne verwandelte, so wie ich es nicht zum ersten Mal bei Angehörigen des ORDENS DER MASKE gesehen hatte.
    Aber das geschah keineswegs.
    Statt dessen bildete sich auf der kalten Metalloberfläche der Maske ein durch und durch menschliches Antlitz.
    Das Gesicht eines Menschen, mit dem zusammen Tom Hamilton und ich noch vor kurzem an den Ufern des Titicaca-Sees in den Anden gewesen waren...
    "Dietrich von Schlichten!", stieß ich hervor.
     
    *
     
    "Wer bitte?", fragte Jim und reichte mir dabei einen Pappbecher mit Kaffee. "Hier, vielleicht bringt das deine Lebensgeister zurück."
    Ich nahm den Kaffee, atmete tief durch und nippte dann an der dünnen Brühe. Unser Verlag war bei seinen Mitarbeitern für seine Sparsamkeit berüchtigt. Das schloss den Redaktionskaffee ein. Er war entsetzlich dünn.
    "Danke, Jim", murmelte ich.
    "Was war los?"
    "Muss die Wetterumstellung sein. Mir war plötzlich nicht gut." Ich blickte auf den Datenträger, den er mir auf den Schreibtisch gelegt hatte. "Was soll ich damit eigentlich?"
    "Ach so, hätte ich fast vergessen... Das ist der Bericht einer deutschen Zeitung, den wir übernommen haben. Dalglish hat ihn übersetzt - aber du weißt ja: Er hat exzellente Fremdsprachenkenntnisse, nur seine Muttersprache beherrscht er nicht richtig. Er schreibt grauenhaft, aber Mr. Swann meinte, du kriegst es hin, aus Dalglishs Übersetzung einen richtigen Artikel zu machen..."
    Ich verdrehte die Augen.
    Schließlich wusste ich, wie Dalglishs Übersetzungen aussahen und wie viel Arbeit mir da noch bevorstand.
    Jim grinste.
    "Viel Spaß... Übrigens, der Artikel ist von einem gewissen Peter Schneider. Er hat dasselbe Spezialgebiet wie du: Übersinnliches und Okkultismus!"
     
    *
     
    Die Mittagspause nutzte ich, um im Archiv zu recherchieren.
    Die Informationen, die über die 'Druidin' Maraguene in den großen stählernen Aktenschränken lagerten, waren mehr als spärlich. Ab und zu hatte es mal eine Pressenotiz über sie gegeben. Immerhin bekam ich heraus, dass ihr bürgerlicher Name Sophie Leroc war. Der letzte aus dem Adelsgeschlecht der Guraneaux hatte ihr seinen Familiensitz vermacht, aus Dankbarkeit dafür, dass Maraguene ihn in seinen letzten Lebensjahren von unerträglichen Gelenkschmerzen befreit hatte.
    Vielleicht würden sich in Tante Lizzys Archiv noch nähere Informationen finden.
    Ich hoffte es.
    "Hallo Patti!", ließ mich eine bekannte Stimme aufhorchen.
    Ich schrak regelrecht ein bisschen zusammen.
    "Oh, Tom, ich..."
    "Es war nicht meine Absicht, dir einen Schrecken einzujagen", lächelte er. Der Blick seiner meergrünen Augen musterte mich einen Augenblick lang. Ein Blick, der mir noch immer durch und durch ging. Obwohl wir uns schon so vertraut waren, gab es doch immer noch Geheimnisse aneinander zu entdecken.
    "Ich dachte mir, dass du hier unten bist", meinte er.
    "Ach, ja?"
    "Schließlich kenne ich dich gut genug, um zu wissen, dass dich die Sache mit von Schlichten nicht loslässt..."
    Ich zuckte die

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