überSINNLICHE Nächte - überSINNLICHE Nächte - Wild Nights
begann, sich unwohl zu fühlen. Unsere Tochter ist eine wunderschöne, tolle junge Frau. Luc ist ein wunderbarer, junger Mann. Er ist der perfekte Seelengefährte für Tia, und du hattest in der Zwischenzeit mit deinem Unternehmen Erfolg. Ich habe dich nicht zerstört, Ric. Das alles hast du nur geschafft, weil ich gestorben bin.
Aber es musste nicht passieren, Camille. Ulrichs Wut wuchs erneut, obwohl er sie doch in diesem Moment eigentlich nur festhalten und sie lieben wollte. Er wollte sich in ihrer Wärme verlieren. Er starrte die Wölfin an. Seine Gefährtin. Camille senkte den Kopf, bis ihre Schnauze fast den Boden berührte. Dann hob sie den Kopf und blickte ihn an.
Aber es ist nun mal passiert, mein Liebster. Ich hatte unrecht, und ich habe einen hohen Preis dafür bezahlt. Ich habe nie an andere gedacht. Ich war selbstsüchtig und habe geglaubt, ich könnte ewig leben. Sie blickte beiseite und schaute zu dem Wald, der sie umgab. Dann seufzte sie. In gewisser Weise habe ich mich selbst dazu verdammt: Ewig zu leben. Ich bin hier gefangen, in dieser Welt zwischen denen der Lebenden und der Toten.
Warum kannst du nicht fortgehen? Was hält dich zurück?
Camille blickte ihn an und schüttelte den Kopf, als müsste sie über seine Dummheit lachen. Dann verwandelte sie sich so plötzlich wieder in eine Frau, dass sie noch mit dem Wolf verbunden war.
Ulrich verwandelte sich ebenfalls und legte sich neben Camille ins Gras. Ihre Körper berührten einander, ohne länger miteinander verbunden zu sein. Er strich ihr das dichte Haar aus den bernsteinfarbenen Augen. »Erzählst du mir, was dich in dieser Welt hält?«
Camille rückte näher und küsste ihn auf die Nasenspitze. »Du hältst mich hier, du Blödmann. Deine Wut, dein Groll und deine Unfähigkeit, mir endlich zu vergeben. Du warst schon immer ein sturer Mistkerl, aber ich fand immer, das gehöre zu deinem besonderen Zauber. Inzwischen ist es überhaupt nicht mehr zauberhaft.«
Sie stand auf und ließ Ulrich liegen. Er starrte ihr mit offenem Mund nach. Er fühlte sich wie ein verfluchter Idiot.
Camille machte eine Handbewegung, und aus dem Nichts tauchte ein Stück Seide auf. Sie wickelte sich in den blassblauen Sarong und lief auf den Wald zu. Erst am Waldrand blickte sie über ihre Schulter zurück und blieb kurz stehen. »Auch wenn ich deine Sturheit, die dem eines Maultiers gleicht, ziemlich süß finde, ist sie verdammt unbequem, wenn sie mich als Geisel an einem Ort festhält, der gar nicht existiert.«
Dann drehte sie sich um und verschwand im Wald.
Ulrich kam auf die Füße. Er sah sich suchend nach seiner Robe um, fand sie aber nicht. Er erinnerte sich jedoch an Camilles Handbewegung. Er fuhr mit der Hand durch die Luft und dachte an eine Hose.
Eine weiche Jogginghose aus Baumwolle fiel in das Gras zu seinen Füßen. Er fühlte sich wie Alice, nachdem sie in den Kaninchenbau gefallen war. Ulrich schlüpfte in die Shorts und folgte Camille. Barfuß joggte er über den Waldweg und hielt nach ihr Ausschau.
»Glaubst du, es geht ihm gut?« Tia drehte sich zu Luc um und blickte zu ihm auf. Es kam ihm vor, als ob sie sich schon seit Stunden an seine Beine lehnte. Noch immer hielt sie den Körper ihres Vaters in den Armen und fragte sich wieder und wieder, an welchen Ort sein Geist gegangen war.
Am meisten aber dachte sie über die wunderbare Begegnung nach, die ihr heute Nacht ermöglicht worden war. Ihre Mutter, die sie umarmte. Die Erinnerungen an eine verlorene Kindheit, die plötzlich in ihr aufstiegen.
Es war eigentlich unglaublich, aber es war alles genau so passiert.
Lucs Hand strich über Tias Haar. Seine Finger verfingen sich in ihren Locken. Sein dunkles Flüstern sandte einen Schauer über ihren Rücken. Sie wünschte, sie wären wieder gemeinsam in ihrem Schlafzimmer. Sie wünschte, sie könnten sich endlich wieder in dem großen Bett lieben, in dem Luc gestern Nacht allein geschlafen hatte.
»Es geht ihm gut. Es ist erst kurz nach Mitternacht. Sie sind doch erst seit drei Stunden fort. Ich gehe fest davon aus, dass dein Dad gegen sechs Uhr zurück sein wird. Kurz vor Sonnenaufgang.«
»Und was ist, wenn er nicht zurückkommt? Was ist, wenn er beschließt, bei Mom zu bleiben?«
»Er kommt zurück. Vertrau deinem Vater. Warum versuchst du nicht, ein bisschen zu schlafen? Die anderen schlafen auch.«
Das stimmte. Tia hatte es bisher nicht bemerkt, aber sie waren die Einzigen, die noch wach waren. Anton war förmlich
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