Überwachtes Netz
größer gleich 4096 Bit für RSA
• 512-Bit Hashfunktionen
Ohne volle Schlüsselkontrolle für die Anwender und ohne lesbaren Code und offene Hardware helfen die besten kryptographischen Verfahren natürlich nicht gegen Geheimdiensthintertüren.
Starke Kryptographie als Standardeinstellung
Anbieter von Internet-Dienstleistungen sollten verpflichtet werden, sichere Kryptographie als Standardeinstellung zu nutzen.
Die Enthüllung zum Behördenvorgehen gegen den Mail-Anbieter Lavabit zeigen, wie riskant kryptographisch problematische Einstellungen sind. Es scheint noch nicht bei allen Verantwortlichen angekommen zu sein, aber beim Benutzen der Standardeinstellungen bedeutet die erzwungene Herausgabe von TLS-Schlüsseln die automatische Kompromittierung der gesamten, sicherlich von der NSA aufgezeichneten, Kommunikation aller Kunden.
Der getroffene Mail-Anbieter Lavabit beendete den Geschäftsbetrieb, Kommentatoren schrieben über das »Todesurteil für US-Kryptographie« und für US-Cloudanbieter könnte dies in der Tat das Aus des Nicht-US-Geschäftes bedeuten.
Doch auch hier ist dank kryptographischer Forschung die Lösung nur einen Mausklick entfernt. Perfect Forward Secrecy (PFS) ermöglicht, dass durch eine Kompromittierung eines TLS-Serverschlüssels nicht die gesamte Kommunikation von Unschuldigen betroffen ist. Die Forschung macht keinen Unterschied, ob die Kompromittierung der Schlüssel illegal oder formal gesetzeskonform geschehen ist.
Nach Snowden sollten RSA1024 und RC4 nicht mehr verwendet und die Schlüsselvereinbarung auf Perfect Forward Secrecy umgestellt werden.
Im Oktober 2013 veröffentlichte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) den »Mindeststandard des BSI nach § 8 Abs. 1 Satz 1 BSIG für den Einsatz des SSL/TLS-Protokolls in der Bundesverwaltung«:
»Demnach wird in der Bundesverwaltung das Protokoll TLS 1.2 in Kombination mit Perfect Forward Secrecy (PFS) als Mindeststandard auf beiden Seiten der Kommunikationsbeziehung vorgegeben.«
Diese für die Kundensicherheit notwendigen Änderungen sind durch wenige Mausklicks in der Servereinstellung zu erreichen.
Kryptographische Forschung nutzen!
Kryptographie ist eine notwendige Technologie zum Schutz des freiheitlich demokratischen Gemeinwesens. Trotz der viel diskutierten Angriffe ist es stets die schlechteste Lösung, ungeschützt zu kommunizieren. Werkzeuge wie die Browsererweiterung HTTPS Everywhere der Bürgerrechtsvereinigung EFF unterstützen sicherere Kommunikation ohne weiteres Zutun.
Die kryptographische Forschung entwickelt schon seit vielen Jahren Protokolle, die für die menschliche Gestaltung einer digitalen Gesellschaft hilfreich sein könnten.
So ermöglicht das in viele Jabber-Programme integrierte OTR-Protokoll, soziale Eigenschaften eines privaten Gespräches in der digitalen Welt nachzubilden. Fortschrittliche Kryptographie kann sogar, sich bei oberflächlicher Betrachtung ausschließende, Eigenschaften wie Zurechenbarkeit und Schutz gegen Veröffentlichung miteinander in Einklang bringen.
Auch digitales Geld und anonyme Abstimmungsverfahren können durchaus wünschenswerte Bereicherungen des Zusammenlebens mit sich bringen. Viele neue Ideen aus der Kryptographie warten auf Anwendung. Und die Zeit drängt.
Interviews
Interview mit Johannes Caspar
Prof.Dr.Johannes Caspar ist Hamburgischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit sowie Rechtswissenschaftler mit besonderen Schwerpunkten im Bereich des öffentlichen Rechts und der Rechtsphilosphie
Waren Sie überrascht als sie von den ersten Enthüllungen hörten?
Dass eine erhebliche Überwachung seitens der Geheimdienste erfolgt, war natürlich zu erwarten. Sowohl qualitativ als auch quantitativ hat mich das Ausmaß dann aber doch überrascht. Vorgänge, von denen man lediglich eine eher unscharfe Vorstellung hat, kommen einem naturgemäß weniger nahe, als wenn sie unmittelbar wahrnehmbar dokumentiert werden. Es ist der große Verdienst von Edward Snowden, den Blick hierauf geschärft zu haben: Um unsere digitalen Grundrechte steht es derzeit erdenklich schlecht.
Welche Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft hat die enthüllte Überwachungsmaschinerie im Gesamtbild?
Die 1980er Jahre waren vom Misstrauen gegen einen datenverarbeitenden Nationalstaat geprägt. Die Volkszählung als vergleichbar harmlose Veranstaltung staatlicher Datensammelei hatte aber immerhin genug Sprengkraft, um vielen die Bedeutung des
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