Ufer des Verlangens (German Edition)
Kingsley, ihren zukünftigen Gemahl, der sich neben ihre Schwester setzte, den Arm um ihre Schulter legte und sie liebevoll an sich zog. Und sie betrachtete mit derselben Verwunderung Joan, die zu Allistair aufsah und ihm einen Blick voller Liebe und Vertrauen schenkte.
»Was ist hier los?«, fragte sie noch einmal.
Ian zog sie an sich, küsste sie behutsam auf die Schläfen und sagte: »Gleich wirst du alles erfahren. Aber vorher musst du versprechen, dass du mich niemals wieder in deinem ganzen Leben verlässt!«
Zelda sah auf und erwiderte ernsthaft und voller Entschlossenheit: »Ich liebe dich, Ian, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als für den Rest meines Lebens an deiner Seite zu sein. Doch ich habe einen Schwur geleistet, und ich wäre keine Highlanderin, würde ich diesen Schwur verraten.«
»Ich weiß, Liebste. Aber ich möchte, dass du mir vertraust. Bitte, Zelda, vertraue mir genau so wie damals am Ufer des Verlangens. Versprich mir, dass du mich niemals mehr verlässt, und ich verspreche dir, dass du deinen Schwur einlösen wirst.«
Zelda musste nicht lange überlegen. Als sie ihn tot am Boden geglaubt hatte, -war ihr mit aller Deutlichkeit bewusst geworden, wie groß und allumfassend die Liebe war, die sie für ihn empfand. Ian Laverty, das wusste sie mit aller Sicherheit, war die Essenz ihres Lebens. Keinen Tag mehr wollte sie ohne ihn sein. Lieber tot als allein.
Und sie vertraute ihm. Die Liebe gab ihr die Kraft dazu, die Liebe gab ihr den Glauben an ihn.
»Ja, Ian, ich werde für immer bei dir bleiben«, sagte sie. »Und auch, wenn ich nicht weiß, wie das möglich sein sollte, verspreche ich es dir. Ich verspreche es dir beim Leben meiner Schwester Joan.«
Ian küsste sie, und als sie beide wieder zu Atem kamen, hob er an: »Ich möchte dir, Zelda, eine Geschichte erzählen, die so schön, so romantisch ist, wie nur das Leben sie schreiben kann. Ich möchte dir die Geschichte einer Liebe erzählen, die so groß ist, dass sie selbst den Tod nicht scheut. Eine Liebe, wie ich sie mir mit dir wünsche.
Sie beginnt am Ufer des Verlangens. Es ist Nacht, und eine junge Frau nimmt Abschied von ihrem Geliebten. Der Vater hat verfügt, dass sie in ein Kloster gehen soll. Der Liebste aber ist der Schwester versprochen.
›Ich werde eine Lösung finden‹, ruft ihr der Liebste hinterher, als sie, noch einen letzten Blick auf ihn werfend, im Dunkel des Waldes verschwindet, dem sie von ihrer Trauer berichten will.
Der Liebste kann sie nicht lassen, kann nicht ertragen, sie im Kloster zu wissen. Ein Leben ohne sie wäre für ihn kein Leben. Er sinnt nach einem Weg, der sie wieder zu ihm führt. Dabei fällt ihm ein Freund ein, mit dem er Seite an Seite im Rosenkrieg gekämpft hat. Er hat diesem Freund einst das Leben gerettet, und nun hofft er, dass dieser Freund aus Kriegstagen ihm hilft, sein Leben und seine Liebe zu retten. Er schickt einen Boten mit einer Nachricht. Er hat Glück, denn der Freund weilt gerade in den Highlands. Schon bald darauf betritt er das Haus des unglücklich Liebenden. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, der verhindern soll, dass die Liebste ins Kloster gehen muss. Er ist bereit, auf alles zu verzichten, was ihm je etwas bedeutet hat: sein Name, seine Ehre, seine Freunde, die Familie und der Besitz, der seit vier Jahrhunderten in den Händen dieses schottischen Clans liegt.
Die beiden Freunde beschließen, das Mädchen zu rauben und es nach Edinburgh zu bringen, denn von dort aus will der Liebste mit ihm nach Frankreich gehen und ein neues Leben aufbauen.
Er bittet den Freund, das Mädchen für ihn aus dem Vaterhaus zu entführen und in die schottische Hauptstadt zu bringen. Der Freund soll dies tun, um den Verdacht auf eine Mädchenräuberbande zu lenken. Aufkeinen Fall wollen sie vor der Abreise nach Frankreich gefunden werden.
Er schreibt der Liebsten einen Brief, und in der Nacht, als der Fremde sie holen will, liest sie die Zeilen. Sie entscheidet sich sofort, dem Freund zu folgen, in Edinburgh auf ihren Liebsten zu treffen und mit ihm Schottland zu verlassen. Sie weiß, dass sie die Heimat, die geliebte Schwester und den Vater niemals wieder sehen wird. Doch ihre Liebe ist so groß, dass es keine andere Möglichkeit zu geben scheint, sie leben zu können.
Einen Tag vor der Flucht unternimmt der Freund aus Kjriegstagen einen Ausflug zum Bachelor-See. Er sucht die Stille, doch am See trifft er ein Mädchen. Niemals hätte er gedacht, dass er sich noch einmal
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