Ufer des Verlangens (German Edition)
die Mittel für eine Mitgift«, sagte sie traurig, aber entschlossen.
Nun meldete sich Allistair zu Wort. Er beugte sich herüber und nahm Zeldas Hand. »Ich verneige mich in großer Achtung vor dir, Zelda. Du bist bereit, für das Glück deiner Schwester auf das eigene zu verzichten. Es gibt wahrlich nur wenige Menschen, die so von Herzen lieben wie du.«
Joan legte Zelda die Hand auf den Arm, sah ihr in die Augen und sagte nur zwei Worte: »Danke, Schwester.«
Plötzlich klatschte Ian in die Hände, holte vier Becher aus dem Korb, entkorkte den Krug mit Ale, schenkte ein und reichte einem jeden einen vollen Becher: »Ich trinke auf die edle Gesinnung, auf die Schönheit und die Güte meiner Braut. Ich trinke auf Lady Zelda McLain und frage sie hiermit offiziell und vor Zeugen, ob sie meine Frau werden möchte.«
Ian hielt Zelda seinen Becher hin, sah sie fragend an und sagte in aller Form: »Möchtest du meine Frau werden?«
»Ja«, erwiderte Zelda. »Wenn es irgendeine Möglichkeit gäbe, dich zu heiraten, so würde ich es tun. Doch die Mitgift…«
»Pst«, machte Ian und legte ihr einen Finger über den Mund. »Glaubst du wirklich, die Frau des größten Reeders vor Lord Hallberry brauchte eine Mitgift? Nein, Zelda, du bist der größte aller Schätze, bist nicht mit Gold oder Gut aufzuwiegen.«
»Du … du … du bist Reeder? Bist du deshalb jeden Tag im Hafen? Ich … ich dachte …«
Wieder unterbrach Ian sie. »Ich weiß, was du dachtest, mein Herz, und es ist ein weiterer Beweis deiner Liebe, dass du mich trotzdem zum Manne nehmen würdest, auch wenn ich ein Halunke wäre. Aber das bin ich nicht. Lord Ian Laverty hat die Reederei seines Vaters geerbt. Das war auch der Grund, warum er die Tochter seines ärgsten Konkurrenten, Gwyneth Hallberry, nicht heiraten durfte.
Und so Leid es mir tut, dass sie viel zu früh und vollkommen unnötig gestorben ist, so glücklich bin ich, dich gefunden zu haben. Bleib bei mir in Edinburgh als Lady Laverty, und lass Allistair und Joan in den Highlands miteinander glücklich werden.«
»Von Herzen gern«, erwiderte Zelda, umarmte Allistair und Joan.
Dann stießen sie alle vier mit ihren Alebechern an, und Zelda warf einen Blick nach oben zum Himmel, an dem inzwischen die Sterne wie kleine Diamanten funkelten und das silberne Licht des Mondes verstärkten.
»Danke, lieber Gott«, sagte sie.
Epilog
Am Bachelor-See, direkt am Ufer des Verlangens, herrschte hektische Betriebsamkeit.
Knechte und Mägde hatten Tische und Bänke mit Fuhrwerken an den See gebracht. Zwei weitere Fuhrwerke, beladen mit Weinschläuchen, Obst, Gemüse, Pasteten, gebratenem Fleisch, Kuchen und anderen Köstlichkeiten, standen bereit.
Die Frauen waren damit beschäftigt, Leinentücher über die Tische zu legen, andere waren in den Wald geeilt, um Blumen für den Tischschmuck zu pflücken.
An einem schattigen Plätzchen unter einem alten Baum saß Laetitia Dalrumple lächelnd und hielt die Hand auf ihren schweren Leib. Ihr Mann saß neben ihr und stützte mit einer Hand ihren Rücken. Auf der anderen Seite neben Laetitia aber saß Elizabeth, und die Vorfreude hatte ihr die Wangen rosig gefärbt.
Ian Laverry stand zwischen dem alten Lord McLain, Allistair Kingsley und dessen Vater Lord Kingsley.
Er lächelte, stand in entspannter Haltung da und betrachtete das emsige Treiben. Auch die beiden alten Herren strahlten eine tiefe Zufriedenheit aus.
»Hier hat alles angefangen«, sagte Ian. Die anderen drei Männer nickten.
Auch ihre Geschichten waren eng mit dem See verknüpft.
»Der Krieg der Clans hat hier begonnen«, sagte der alte Kingsley und legte seinem ehemaligen Feind eine Hand auf die Schultern.
»Hier habe ich mich von Joan verabschiedet und dachte, es wäre ein Abschied für immer«, teilte Allistair mit.
»Und ich habe hier die Liebe gefunden«, ergänzte Ian.
Die Männer betrachteten den See, der still und unschuldig vor ihnen lag.
Plötzlich hörten sie hinter sich das Klappern von Hufen.
Zelda sprengte auf ihrer neuen Stute heran, die Ian ihr zum Geschenk gemacht hatte. Sie saß wie ein Mann im Sattel, das weiße Brautkleid bis zu den Schenkeln hochgezogen, und lachte über das ganze Gesicht.
Ian eilte ihr entgegen, und Zelda ließ sich kichernd direkt aus dem Sattel in seine Arme fallen.
Er wirbelte sie herum, dann betrachtete er sie in ihrem schönsten Kleid.
»Du siehst wundervoll aus«, sagte er. »Aber entspricht es nicht dem Brauch, dass der Bräutigam die
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