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UFOs über der Erde

UFOs über der Erde

Titel: UFOs über der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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glaubte es zu wissen, obwohl sie dieses Wissen gern mit anderen Erklärungen bemäntelte: Es war nicht, weil sie Angst hatte, mit Vorneen zu schlafen; es war, weil sie sich vor der Stärke ihres eigenen Verlangens fürchtete. Irgend etwas an diesem blassen, schlanken, unwahrscheinlich hübschen Mann übte eine große körperliche Anziehung auf sie aus. Und so war es vom ersten Moment an gewesen. Kathryn glaubte nicht an Liebe auf den ersten Blick, aber Verlangen auf den ersten Blick war eine andere Sache, und es hatte sie ergriffen. Sie war entsetzt über die Intensität dieser Gefühle. Wenn sie die Barriere zwischen sich und ihm nur ein wenig herunterließ, konnte alles geschehen.
    Alles.
    Zuerst mußte sie mehr über ihn erfahren.
    Sie zupfte seine Bettdecke zurecht und nahm den Notizblock vom Nachttisch. ›Ich bin nach Albuquerque einkaufen gefahren‹, schrieb sie. ›Machen Sie sich keine Sorgen; in ein paar Stunden werde ich zurück sein. K.‹ Sie legte die Notiz auf das unbenützte Kopfkissen neben ihm und ging ins Kinderzimmer.
    Jill, die ruhig gespielt hatte, ließ sich ohne Widerstreben den Mantel anziehen und hinausführen. Sie hatte die leichte Anpassungsfähigkeit einer Dreijährigen für Veränderungen der Umgebung und der Umstände. Sie erinnerte sich noch an ihren toten Vater, aber nur vage, und genau genommen beschränkte sich das Gedächtnisbild darauf, daß sie jemanden Papa genannt hatte. Würde Ted plötzlich zur Tür hereinkommen, würde Jill ihn wahrscheinlich nicht wiedererkennen. Das entlaufene Kätzchen verblaßte genauso in ihrer Erinnerung, nur in viel kürzerer Zeit. Was Vorneens ebenso unvermittelte wie unerklärliche Ankunft betraf, so schien Jill sich überhaupt keine Gedanken darüber zu machen. Sie hatte es als ein Phänomen ihrer Umwelt akzeptiert, wie den Wechsel von Tag und Nacht oder das Kommen des Postboten. Für Jill war Vorneen ein Besucher, jemand, der bei der Familie blieb, und nach dem zweiten Tag hatte sie alles Interesse für den Mann im Bett verloren.
    Kathryn brachte Jill über die Straße zu einer Nachbarin, mit der sie eine unbestimmte, distanzierte Freundschaft unterhielt. Die Frau hatte vier Kinder unter zehn Jahren, und es schien ihr nichts auszumachen, ein weiteres zu behüten. »Können Sie Jill bis ungefähr fünf Uhr bei sich behalten?« fragte sie. »Ich muß in die Stadt.« So einfach war es. Jill winkte ihr nach.
    Fünf Minuten später war Kathryn auf der Hauptstraße. Der batteriegetriebene Wagen summte mit achtzig Meilen in der Stunde an Bernalillo vorbei und tauchte in die Vorstadt von Albuquerque ein. Um diese Stunde war der Verkehr noch leicht. Graue Wolkenbänke trieben im winterlichen Himmel, schwer und Schnee verheißend. Kathryn fühlte sich beschwingt und angenehm erregt. Hier in der Stadt gab es Leute, die ihr über Fliegende Untertassen Auskunft geben konnten, und dies war ein guter Tag, um mit ihnen zu reden.
    Als sie den Wagen in der großen Tiefgarage unter dem Rio Grande Boulevard abgestellt hatte, wanderte Kathryn ostwärts in die Altstadt. Im Telefonbuch war die Romero Street als Adresse des Kontaktkultes angegeben. Natürlich wurde er von seinen Anhängern nicht Kontaktkult oder gar UFO-Klub genannt; das waren Zeitungsnamen, und Kathryn konnte verstehen, daß die Leute solche Bezeichnungen verabscheuten. Der offizielle Name der Gruppe lautete »Vereinigung für die Bruderschaften der Welten«. Kathryn fand sie im Telefonbuch unter der Rubrik »Religiöse Organisationen«.
    Eine polierte Bronzetafel neben der Tür eines heruntergekommenen alten Gebäudes zeigte an, daß sie an Ort und Stelle war. Kathryn blieb eine Weile unschlüssig davor stehen. Ihre Wangen wurden plötzlich flammendrot, als sie sich erinnerte, mit welch ätzendem Spott Ted von dieser Vereinigung gesprochen hatte, wie er sich über ihren mystischen Pomp, ihre Séancen in Stonehenge und Mesa Verde und ihre frömmelnde Mixtur aus altertümlichem Ritual und modernem wissenschaftlichem Klimbim lustig gemacht hatte. Ted hatte gesagt, daß die Hälfte der Mitglieder des Kontaktkultes Betrüger und die andere Hälfte ihre willigen Opfer seien, und daß er Frederic Storm, den Vorsitzenden, für den größten Betrüger von allen halte. Kathryn gab sich einen Ruck und ging hinein. Teds Ansichten spielten jetzt keine Rolle. Sie war nicht gekommen, um der Vereinigung beizutreten. Sie wollte bloß Informationen.
    Die kostspielige Inneneinrichtung strafte die schäbige Fassade des

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