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UFOs über der Erde

UFOs über der Erde

Titel: UFOs über der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schicke die Leute los.«
    »Bist du sicher, daß die drei am Leben sind?«
    »Ich weiß es.«

 
10.
     
    Vorneen schien jetzt zu schlafen, dachte Kathryn. Bestimmt wußte sie es allerdings nicht. In den vier Tagen, die sie ihn bei sich beherbergt hatte, war ihr lediglich eines klargeworden: daß man bei ihm nie wußte, woran man war.
    Sie stand neben dem Bett und beobachtete ihn. Die Augen waren geschlossen. Die Augäpfel bewegten sich nicht unter den Lidern. Langsames, tiefes, regelmäßiges Atmen. Aber obwohl alle Symptome des Schlafes da waren, hatte sie manchmal den Eindruck, daß er sich nur schlafend stellte. Bei anderen Gelegenheiten hatte sein Einschlafen etwas Phantastisches, dann schien er sich einfach abzuschalten, als ob er eine Maschine wäre. Beides wirkte alles andere als menschlich.
    Kathryn war mittlerweile fest davon überzeugt, daß sie Gastgeberin eines Wesens von einer anderen Welt war.
    Es war eine so bizarre Vorstellung, daß es lange gedauert hatte, bis sie sich durchsetzen konnte. Sie hatte schon in der ersten Nacht mit dem Gedanken gespielt, und von Tag zu Tag war er mehr zur Gewißheit geworden.
    Die orangefarbene Tönung seines Blutes. Der seltsame Anzug in ihrem Kleiderschrank. Die fremdartigen Werkzeuge, die herausgefallen waren, wie das kleine, taschenlampenartige Ding, das eine Art Lasergerät war. Die Glätte und Kühle seiner Haut. Die unverständliche Sprache, die er im Delirium gebraucht hatte. Delirium ohne Fieber. Der sonderbare Beinbruch, den sie so leicht wieder hatte einrichten können. Die komische Leichtigkeit seines Körpers.
    Wie könnte sie vorgeben, daß alle diese Dinge bloße Seltsamkeiten seien?
    In vier Tagen hatte er die Bettpfanne nicht einmal benötigt. Er hatte sie leer unter das Bett gestellt, und dort war sie noch immer. Sie schaute von Zeit zu Zeit nach, während er zu schlafen schien. Wie konnte ein Mensch vier Tage leben, ohne etwas auszuscheiden? Er aß regelmäßig und trank eine Menge Wasser, doch er sonderte nichts ab, nicht einmal Schweiß. Kathryn konnte manches Seltsame an diesem Vorneen übersehen, aber nicht das. Wo blieben die Abfallprodukte? Was für eine Art von Stoffwechsel hatte er? Sie hatte nie zu jenen gehört, die sich Spekulationen über andere Welten und andere Lebensformen hingeben; solche Ideen waren nie Bestandteil ihrer intellektuellen Ausrüstung gewesen. Aber es war unmöglich, der Schlußfolgerung auszuweichen, daß Vorneen von weither kam.
    Sie beobachtete den Schlafenden.
    Er sah sehr friedlich aus. Seit sie ihn am ersten Abend in das Bett gelegt hatte, hatte er es nicht verlassen. Kathryn schlief unbequem auf der Wohnzimmercouch, obwohl Vorneen vorgeschlagen hatte, daß sie das Bett mit ihm teile. »Es ist groß genug für zwei, nicht wahr?« hatte er gesagt. Ja, das war es. Sie fragte sich, ob er absichtlich so unschuldig getan hatte, oder ob es ihm, weil er kein Mann der Erde war, nie in den Sinn gekommen war, daß damit eine besondere Bedeutung verbunden sein könnte. Möglicherweise dachte er nicht in Begriffen wie Sexualität.
    Sie hatte sich abgewandt, errötend wie eine alberne Jungfrau, als er mit diesem Vorschlag gekommen war. Ihre Reaktion verwunderte sie. Sie war jetzt seit einem Jahr verwitwet und schuldete Teds Erinnerung nichts. Sie konnte schlafen, wo immer sie wollte, genauso, wie sie es getan hatte, als sie neunzehn und ledig gewesen war. Doch sie war auf eine mysteriöse Weise prüde geworden. In den Monaten ihrer Trauer wäre ein Verhältnis mit einem Mann undenkbar für sie gewesen; sie hatte sich fast vollständig von der Welt zurückgezogen, hatte für sich und Jill ein warmes kleines Nest aus diesem Haus gemacht und war kaum einmal über das lokale Einkaufszentrum hinausgekommen. In letzter Zeit hatte sie sich allerdings öfter gesagt, daß es an der Zeit sei, diese selbstgewählte Isolierung zu durchbrechen und einen neuen Vater für Jill zu suchen. Nun, dieser aus dem Himmel gefallene Mann war kaum ein Kandidat für diese Verantwortung, aber sie sah darin keinen Grund, warum sie sich scheuen sollte, ihm näherzukommen oder auch mit ihm zu schlafen, wenn seine Neigungen in diese Richtung wiesen und sein gebrochenes Bein ihm eine solche Aktivität gestattete. Das Bein schien ohnehin überraschend schnell zu heilen; sie hatte es fest bandagiert, die Schwellung war zurückgegangen, und er klagte nicht mehr über Schmerzen.
    Warum also scheute sie das Bett mit so mädchenhafter Zurückhaltung?
    Kathryn

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