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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Er lächelte und sah mich unglücklich an, als ich sein Lächeln nicht erwiderte. »Und meine Schwester ist hier?«
    »Ja, Herr König.«
    »Sie sollte sich um die Kinder kümmern«, sagte er streng.
    »Versucht ruhig, ihr das zu sagen, Herr König«, sagte ich. »Und sie hat Euch fast einhundertundfünfzig mercische Krieger gebracht«, fuhr ich fort. »Warum hat Æthelred keinen einzigen geschickt?«
    »Er ist wegen der irischen Nordmänner in Sorge«, sagte er und zuckte mit den Schultern, als ich höhnisch die Luft ausstieß. »Warum ist Æthelwold nicht tiefer nach Wessex eingedrungen?«, fragte er.
    »Weil sie keinen Führer haben«, sagte ich, »und weil niemand unter seinem Banner kämpfen wollte.« Edward sah mich fragend an. »Ich glaube, sie hatten geplant nach Wessex zu gehen, Æthelwold zum König zu erklären und darauf zu warten, dass sich die Leute dem neuen König unterstellen, aber das hat niemand getan.«
    »Und was werden sie jetzt machen?«
    »Wenn sie es nicht schaffen, eine Wehrstadt zu erobern«, sagte ich, »werden sie dorthin zurückgehen, woher sie gekommen sind.«
    Edward drehte sich wieder zum Fenster um. Fledermäuse jagten durch die Dunkelheit, zeigten sich manchmal für winzige Momente in dem Lampenlicht, das aus dem großen Raum fiel. »Es sind zu viele, Herr Uthred«, sagte er und meinte die Dänen, »einfach zu viele. Wir müssen sicher sein, dass wir gewinnen können, bevor wir sie angreifen.«
    »Wer im Krieg auf Sicherheit wartet, Herr König«, sagte ich, »der stirbt beim Warten.«
    »Mein Vater hat mich ermahnt, Lundene zu halten«, sagte er. »Er hat gesagt, wir sollten die Stadt niemals aufgeben.«
    »Und stattdessen Æthelwold den Rest überlassen?«, fragte ich säuerlich.
    »Er wird sterben, aber wir brauchen Aldermann Sigelfs Männer.«
    »Und er bringt siebenhundert?«
    »Das hat er versprochen«, sagte Edward, »und damit haben wir mehr als viertausend Mann.« Diese Zahl verschaffte ihm Behagen. »Und, wie sich versteht«, fuhr er fort, »haben wir jetzt auch Eure Männer und noch die Mercier. Wir werden stark genug sein.«
    »Und wer führt bei uns den Oberbefehl?«, fragte ich schroff.
    Edward sah mich überrascht an. »Ich, selbstredend.«
    »Nicht Erzbischof Plegmund?«
    Edward straffte sich und sagte abweisend: »Ich habe Berater, Herr Uhtred, und nur ein närrischer König hört sich nicht an, was seine Berater zu sagen haben.«
    »Nur ein närrischer König«, gab ich zurück, »weiß nicht, welchen Beratern er trauen darf. Und der Erzbischof hat Euch geraten, mir zu misstrauen. Er glaubt, ich bin den Dänen gewogen.«
    Edward zögerte, dann nickte er. »Darüber macht er sich Sorgen, das stimmt.«
    »Allerdings bin ich bis jetzt, Herr König, der Einzige von Euren Männern, der ein paar von den Bastarden getötet hat. Für einen Mann, dem man nicht vertrauen sollte, ist das ein recht merkwürdiges Verhalten, findet Ihr nicht auch?«
    Edward sah mich einfach nur an, dann zuckte er zusammen, weil ein großer Nachtfalter dicht vor sein Gesicht flog. Er rief die Bediensteten, damit sie die Fensterläden schlossen. Irgendwo draußen in der Dunkelheit hörte ich Männer singen. Ein Diener nahm Edward den Umhang von den Schultern, dann hob er ihm die Goldkette über den Kopf und legte sie weg. Hinter dem Eingangsbogen zum Zimmer, dessen Tür offen stand, sah ich ein Mädchen wartend in den tiefen Schatten stehen. Es war nicht Edwards Frau. »Danke, dass Ihr gekommen seid«, sagte er, und damit war ich entlassen.
    Ich verbeugte mich vor ihm und ging.
    Und am nächsten Tag kam Sigelf.

 

    ZWÖLF
    D er Streit begann in der Straße unterhalb der großen Kirche, ganz in der Nähe des alten mercischen Palastes, in dem Edward und seine Gefolgschaft untergebracht waren. Die Männer von Cent waren vormittags gekommen, über die Römerbrücke geströmt und unter dem eingestürzten Torbogen hindurch, der durch Lundenes Wallmauer am Fluss führte. Sechshundert und achtundsechzig Männer, geführt von ihrem Aldermann Sigelf und seinem Sohn, Sigebriht, ritten unter den Bannern, die Sigelfs gekreuzte Schwerter und Sigebrihts Bullenschädel mit den blutigen Hörnern zeigten. Sie führten noch Dutzende anderer Flaggen, die meisten mit Kreuzen oder Heiligen, und die Reiter wurden von Mönchen, Priestern und Karren voller Verpflegung begleitet. Nicht alle Krieger Sigelfs waren beritten, mindestens einhundert kamen ohne Pferde, und diese Männer erreichten die Stadt erst lange nach den

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