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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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auf einem Weg nach Lundene, der in sicherem Abstand zu jeglichem dänischen Vorreiter verlief. Ich fluchte, aber ich hatte König Edward Gefolgschaft geschworen, und mein Schwurherr hatte mir einen Befehl erteilt.
    Also entriegelten wir die Falle, ließen die Dänen am Leben und ritten nach Lundene.
    König Edward war schon in Lundene und überall auf den Straßen wimmelte es von Kriegern, jeder Hof wurde als Stall benutzt, sogar in dem alten römischen Amphitheater drängten sich die Pferde.
    Edward war in dem einstigen mercischen Königspalast. Lundene gehörte eigentlich zu Mercien, stand aber unter der Herrschaft von Wessex, seit ich die Stadt für König Alfred erobert hatte. Ich fand Edward in dem großen Römersaal mit den Säulen, dem Kuppelgewölbe, dem abgeplatzten Wandverputz und dem gesprungenen Fliesenboden. Es wurde eine Ratsversammlung abgehalten, und der König saß zwischen Erzbischof Plegmund und Bischof Erkenwald, und vor ihnen saßen auf Bänken in einem Halbkreis noch mehr Kirchenvertreter und Aldermänner. Die Banner von Wessex hingen hinten im Saal. Als ich hereinkam, war eine lebhafte Unterhaltung im Gange, und die Stimmen erstarben, als ich mit lauten Schritten über den beschädigten Fliesenboden ging. Winzige Fliesenstückchen rutschten unter meinen Tritten weg. Einst hatten sie ein Bild ergeben, aber das hatte sich inzwischen aufgelöst.
    »Herr Uhtred«, grüßte mich Edward warmherzig, wenn ich auch eine leichte Unruhe aus seiner Stimme heraushörte.
    Ich beugte das Knie vor ihm. »Herr König.«
    »Willkommen«, sagte er, »setzt Euch zu uns.«
    Ich hatte mein Kettenhemd nicht reinigen lassen. Angetrocknetes Blut verklebte die Ringelemente, und die Männer sahen es. Aldermann Æthelhelm befahl, dass ein Stuhl neben seinem aufgestellt wurde, und lud mich ein, dort Platz zu nehmen. »Wie viele Männer bringt Ihr uns, Herr Uhtred?«, fragte Edward.
    »Steapa ist bei mir«, sagte ich, »und wenn ich seine Männer mitzähle, haben wir fünfhundert und dreiundsechzig.« Einige wenige hatte ich bei dem Kampf bei Cracgelad verloren, und andere waren auf dem Weg nach Lundene zurückgefallen, weil ihre Pferde lahmten.
    »Bei wie vielen sind wir dann insgesamt?«, fragte Edward einen Priester, der an einem Tisch an der Seite des Saales saß.
    »Dreitausendvierhundert und dreiundzwanzig Männer, Herr König.«
    Offenkundig meinte er nur die Hausmacht, nicht den Fyrd, und es war eine ansehnliche Armee. »Und der Gegner?«, fragte Edward.
    »Viertausend bis fünftausend Männer, Herr, soweit wir es einschätzen können.«
    Diese gekünstelte Unterhaltung wurde offenkundig nur für meine Ohren geführt. Erzbischof Plegmund, das Gesicht wie üblich säuerlich verzogen wie ein geschrumpfter Holzapfel, behielt mich genau im Blick. »Ihr seht also, Herr Uhtred«, wandte sich Edward wieder an mich, »wir hatten nicht genügend Männer, um ein Gefecht am Ufer der Temes zu erzwingen.«
    »Die Männer von Mercien hätten sich Euch angeschlossen, Herr König«, sagte ich. »Gleawecestre ist nicht weit von dort.«
    »Sigismund ist von Irland aus gelandet«, nahm Erzbischof Plegmund den Faden auf, »und hat Ceaster besetzt. Der Herr Æthelred muss ihn in Schach halten.«
    »Von Gleawecestre aus?«, fragte ich.
    »Von wo aus auch immer es ihm passend erscheint«, sagte Plegmund gereizt.
    »Sigismund«, sagte ich, »ist ein Nordmann, der von den eingeborenen Wilden aus Irland vertrieben wurde, und stellt für Mercien wohl kaum eine Bedrohung dar.« Ich hatte nie zuvor von Sigismund gehört und keine Ahnung, warum er Ceaster besetzt hatte, aber es schien mir eine wahrscheinliche Erklärung.
    »Er hat ganze Schiffsmannschaften von diesen Heiden mitgebracht«, sagte Plegmund, »eine Heerschar!«
    »Das ist nicht unsere Angelegenheit«, mischte sich Edward ein, dem der scharfe Ton des letzten Wortwechsels offenkundig nicht behagte. »Unsere Angelegenheit ist es, meinen Cousin Æthelwold zu besiegen. Nun«, er sah mich an, »seid Ihr der Meinung, dass unsere Wehrstädte gut gesichert sind?«
    »Das hoffe ich, Herr.«
    »Und es ist unsere Überzeugung«, fuhr Edward fort, »dass der Feind diese Festungen nicht einnehmen kann und sich daher bald zurückziehen wird.«
    »Und wir werden gegen ihn kämpfen, wenn er auf dem Rückzug ist«, sagte Plegmund.
    »Und warum sollten wir dann nicht südlich von Cracgelad gegen ihn kämpfen?«, fragte ich.
    »Weil die Männer von Cent nicht rechtzeitig genug dorthin gekommen

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