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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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leihen?«, fragte er Edward. »Was ist mit den Pferden von der Garnison hier?«
    »Das würde Weohstan nicht gefallen«, sagte Edward bedrückt. Das Pferd eines Mannes war eines seiner wertvollsten Besitztümer und keines, das leichthin einem Fremden ausgeliehen wurde, der damit in den Krieg zog.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte Sigelf schulterzuckend: »Also lasst hundert von meinen Männern bei der Garnisonstruppe hier bleiben, und Euer, wie hieß er, Weohstan, kann hundert von seinen Reitern mitschicken, um sie zu ersetzen.«
    Und so wurde es entschieden. Lundenes Garnison würde der Armee hundert Reiter geben, Sigelfs Männer würden auf den Wällen eingesetzt, und dann würden wir endlich marschieren können. Und so rückte die Armee am nächsten Vormittag durch das Bischop's Gate und das Old Gate von Lundene aus. Wir folgten den Römerstraßen nach Norden und Osten, aber unser Zug konnte kaum eine Verfolgung genannt werden. Einige aus der Armee, die Männer mit Erfahrung, ritten mit leichtem Gepäck, aber zu viele Einheiten hatten Wagen, Diener und Ersatzpferde dabei, und wir konnten von Glück reden, wenn wir in der Stunde drei Meilen hinter uns brachten. Steapa führte die Hälfte der königlichen Truppe als Vorhut, mit dem Befehl, in Sichtweite der Armee zu bleiben, und er murrte, weil man ihn zu solcher Langsamkeit zwang. Mir hatte Edward befohlen, mich bei der Nachhut zu halten, aber ich gehorchte ihm nicht und setzte mich weit vor Steapas Männer. Æthelflæd und ihre Mercier kamen mit mir. »Ich dachte, dein Bruder hat darauf bestanden, dass du in Lundene bleibst«, sagte ich zu ihr.
    »Nein«, sagte sie, »er hat mir befohlen, nach Cirrenceastre zu gehen.«
    »Und warum gehorchst du ihm nicht?«
    »Ich gehorche ihm ja«, gab sie zurück, »aber er hat nicht gesagt, welchen Weg ich nehmen soll.« Sie lächelte mich an, wollte mich dazu herausfordern, sie wegzuschicken.
    »Bleib aber bloß am Leben, Weib«, knurrte ich.
    »Ja, Herr«, sagte sie mit gespielter Demut.
    Ich schickte meine Späher weit voraus, doch alles, was sie entdeckten, waren die Hufabdrücke des dänischen Rückzugs. Nichts von alldem, dachte ich, ergab einen Sinn. Die Dänen hatten eine Armee von vermutlich mehr als fünftausend Mann, sie waren durch ganz Britannien gezogen, waren in Wessex eingefallen, und dann hatten sie nichts getan, als die Dörfer auszuplündern. Jetzt zogen sie sich zurück, aber es konnte kaum ein lohnenswerter Sommer für sie gewesen sein. Alfreds Wehrstädte hatten ihre Aufgabe erfüllt und den größten Teil der Reichtümer von Wessex geschützt, dennoch war es nicht dasselbe, ob man die Dänen abwehrte oder ob man sie besiegte.
    Lundene liegt an der Grenze zu Ostanglien, und so waren wir am zweiten Tag schon tief in das Gebiet Eohrics vorgedrungen, und Edward erlaubte den Streitkräften, Rache zu nehmen. Die Truppen verteilten sich, plünderten Gehöfte, trieben Vieh zusammen und brannten Dörfer nieder. Unser Vorankommen verlangsamte sich zum Kriechgang, und unsere Anwesenheit wurde durch die hohen Rauchsäulen, die von den brennenden Häusern aufstiegen, noch weit in der Ferne verraten. Die Dänen taten nichts. Sie hatten sich weit hinter die Grenze zurückgezogen, und wir folgten ihnen, kamen aus den Hügeln in die weite ostanglische Ebene. Dieser Landstrich war von feuchten Feldern, weitem Marschland, langen Deichen und trägen Flussläufen geprägt, von Röhricht und Wildvögeln, von Morgennebeln und ewigem Morast, von Regen und bitterkalten Winden, die vom Meer hereinwehten. Straßen waren spärlich und die Wege trügerisch. Ich riet Edward ein ums andere Mal, er solle die Armee zusammenhalten, doch er war zu begierig, Eohrics Land zu verwüsten, und so verteilten sich die Truppen in immer größerem Umkreis, und meine Männer, die weiterhin als Späher vorausritten, hatten Mühe, die Verbindung zu den Truppenteilen zu halten, die sich am weitesten entfernt hatten. Die Tage wurden kürzer, die Nächte wurden kälter, und es gab niemals genügend Bäume, um all die Lagerfeuer zu unterhalten, die wir brauchten, sodass die Männer stattdessen Balken und Stroh von den Gebäuden dazu benutzten, und diese Feuer waren nachts weit über den Landstrich verteilt zu sehen, und dennoch taten die Dänen nichts, um einen Vorteil aus der Zerstreuung unserer Streitkräfte zu ziehen. Wir drangen noch weiter in ihr Reich aus Wasser und Schlamm vor, und trotzdem sahen wir keine Dänen. Wir schlugen

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