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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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überqueren«, erklärte ich ihm, »Ihr zieht Euch zurück. Und wenn sie nicht über die Brücke kommen, gebe ich Euch Nachricht, wann Ihr Euch wieder unseren Einheiten anschließen sollt.«
    »Führt Ihr den Befehl?«, fragte er. »Oder Edward?«
    »Ich führe ihn«, sagte ich, und er sah mich überrascht an.
    Sein Sohn, Sigebriht, war Zeuge dieses Wortwechsels und ritt anschließend mit mir nordwärts, als ich versuchte, mir einen Eindruck von den dänischen Einheiten zu verschaffen. »Werden sie angreifen, Herr?«, fragte er.
    »Ich verstehe in diesem Krieg gar nichts«, erklärte ich ihm, »überhaupt nichts. Die Bastarde hätten schon vor Wochen angreifen sollen.«
    »Vielleicht fürchten sie uns«, sagte er und lachte, was mir seltsam erschien, doch ich schrieb es seiner jugendlichen Torheit zu. Er war wirklich ein Narr, aber ein höchst gutaussehender. Noch immer trug er sein Haar lang, im Nacken mit einem Lederband zusammengenommen, und um seinen Hals hing das rosafarbene Seidenband, auf dem noch schwach der Blutfleck von dem Morgen bei Sceaftesburi zu erkennen war. Sein kostspieliges Kettenhemd war poliert worden, sein goldbesetzter Gürtel schimmerte, und sein Schwert mit dem Kristallknauf steckte in einer Scheide, die mit verschlungenen Drachengestalten aus feingedrehtem Golddraht geschmückt war. Sein Gesicht war kantig, mit strahlenden Augen, und seine Haut von der Kälte gerötet. »Also hätten sie uns angreifen sollen«, sagte er, »aber was hätten wir tun sollen?«
    »Sie bei Cracgelad angreifen.«
    »Warum haben wir es nicht getan?«
    »Weil Edward fürchtete, Lundene zu verlieren«, sagte ich, »und weil er auf Euren Vater gewartet hat.«
    »Er braucht uns«, sagte Sigebriht mit offenkundiger Befriedigung.
    »Was er gebraucht hätte«, sagte ich, »ist eine Versicherung der Gefolgschaftstreue von Cent.«
    »Vertraut er uns nicht?«, fragte Sigebriht hinterlistig.
    »Warum sollte er?«, sagte ich wild. »Ihr habt Æthelwold unterstützt und Boten zu Sigurd geschickt. Da versteht es sich, dass er Euch nicht getraut hat.«
    »Ich habe mich Edward unterworfen, Herr«, sagte Sigebriht demütig. Er warf mir einen Seitenblick zu und beschloss, dass er noch mehr sagen musste. »Ich gestehe alles ein, was Ihr sagt, Herr, aber in der Jugend herrscht Tollheit, nicht wahr?«
    »Tollheit?«
    »Mein Vater sagt, junge Männer werden betört bis zur Tollheit.« Er schwieg einen Moment lang. »Ich habe Ecgwynn geliebt«, sagte er dann wehmütig. »Habt Ihr sie je kennengelernt?«
    »Nein.«
    »Sie war klein, Herr, wie eine Elfe, und so schön wie die Morgenröte. Sie konnte das Blut eines Mannes zum Kochen bringen.«
    »Tollheit«, sagte ich.
    »Aber sie hat Edward gewählt«, sagte er, »und das hat mich irre werden lassen.«
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    »Das Herz kann heilen«, sagte er gefühlvoll, »es bleibt eine Narbe, aber aus meiner Tollheit ist keine Torheit geworden. Edward ist König, und er war gut zu mir.«
    »Und es gibt andere Frauen«, sagte ich.
    »Gott sei es gedankt, ja«, sagte er und lachte wieder.
    Ich mochte ihn in diesem Moment. Ich hatte ihm nie getraut, aber er hatte gewiss recht damit, dass es Frauen gibt, die uns in die Tollheit und in die Torheit treiben, und das Herz kann heilen, auch wenn die Narbe bleibt, und dann beendeten wir die Unterhaltung, weil Finan auf uns zugaloppierte und der Fluss vor uns war und wir die Dänen sehen konnten.
    Die Ouse war an dieser Stelle breit. Die Wolken waren weiter über den windstillen Himmel gezogen, sodass der Fluss grau und flach vor uns lag. Ein Dutzend Schwäne glitt langsam über das träge Wasser. Mir schien es, als sei die ganze Welt verstummt, sogar die Dänen waren still, obwohl sie da waren, zu Hunderten, zu Tausenden, ihre Banner leuchtend unter der dunklen Wolkenbank. »Wie viele?«, fragte ich Finan.
    »Zu viele«, sagte er, und diese Antwort hatte ich verdient, denn es war unmöglich, die Gegner zu zählen, die von den Häusern der kleinen Stadt verdeckt wurden. Weitere hatten zu beiden Seiten der Stadt am Fluss entlang Aufstellung genommen. Ich sah Sigurds Banner mit dem fliegenden Raben auf einer Erhebung inmitten der Stadt und Cnuts Flagge mit der Axt und dem zerschmetterten Kreuz auf der anderen Seite der Brücke. Es waren auch Sachsen dort, denn Beortsigs Keiler wurde neben Æthelwolds Hirsch geführt. Etwas flussabwärts von der Brücke aus lag eine dänische Flotte dicht an dicht am jenseitigen Ufer, aber nur sieben Schiffe

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