Ulysses Moore 8: Der Herr der Blitze (Staffel 2 Band 2) (German Edition)
Dame gehen, die dort drüben am Schalter 15 sitzt und gähnt, und ihr unsere Pässe und Tickets zeigen, damit sie weiß, dass wir auch wirklich mit diesem Flug mitfliegen wollen.«
»Warum? Könnten wir es auch bleiben lassen?«
»Rick!«
Sie reihten sich hinten in der kleinen Schlange ein, die sich vor Schalter 15 gebildet hatte, und holten ihre Pässe heraus.
»Zeig mal dein Foto«, bat Jason.
Rick versteckte seinen Pass schnell hinter dem Rücken. »Auf gar keinen Fall! Nestor hat ein ganz furchtbares Bild von mir gemacht.«
Jason entwand ihm den Pass und sah nach. »Oje, das stimmt. Egal. Wir checken jetzt ein und dann warten wir dort drüben in dem Café auf Anita und gönnen uns eine Tasse heiße Schokolade und ein Stück Kuchen. Was hältst du davon?«
»Ich finde, das ist eine ausgezeichnete Idee.«
»Ich hoffe nur, dass sie Goldmünzen akzeptieren«, sagte Jason grinsend.
Kapitel 3
Flucht aus London
Ich lüge meine Eltern an, dachte Anita Bloom, während ihr Vater das Auto zum Londoner Flughafen Heathrow lenkte. Der Regen fiel so dicht, dass er die Scheinwerfer der vor ihm fahrenden Autos kaum erkennen konnte.
»Dabei ist es noch nicht einmal fünf Uhr morgens!«, schimpfte Anitas Vater leise und kratzte sich die unrasierten Wangen. »Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es hier in ein paar Stunden aussieht.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn das die Zivilisation ist, dann steht ihr Untergang wohl unmittelbar bevor.«
Anita sagte nichts darauf. Sie wusste, dass ihr Vater seinen Gedanken gerne freien Lauf ließ und dabei Selbstgespräche führte. Manchmal machte sie das auch. Aber nicht an diesem Morgen. Wenn sie es getan hätte, hätte sie sich um Kopf und Kragen geredet.
Sie war müde und sie hatte Angst.
Sie hatte die ganze Nacht über wach im Bett gelegen und verzweifelt versucht, all die beunruhigenden Gedanken abzuschütteln, die mit der bevorstehenden Reise zusammenhingen, die sie ohne das Wissen ihrer Eltern unternahm.
Anders als ihr Vater und ihre Mutter glaubten, hatte sie überhaupt nicht vor, nach Venedig zurückzukehren: Anita wollte einen Flug in die französische Stadt Toulouse nehmen.
Und von dort aus…
Flap-flap
machten die Scheibenwischer auf der nassen Scheibe.
»Wir sind fast da«, sagte ihr Vater. »Zu Fuß wärst du wahrscheinlich schneller gewesen.«
Irgendwo wurde gehupt.
»Stau und Regen. Ein typischer Londoner Morgen. Weißt du, ich kann es kaum erwarten, bis meine Versetzung genehmigt wird.«
»In Venedig regnet es auch von Zeit zu Zeit«, sagte Anita.
»Aber wenigstens gibt es da keine Staus«, entgegnete ihr Vater grinsend. Um endlich mal ein Stück weiterzukommen, zwängte er seinen Wagen zwischen zwei Autos auf der Nebenspur, was dazu führte, dass Anita zusammenzuckte und der Autofahrer hinter ihnen einen Wutanfall bekam. Mr Bloom öffnete das Fenster, um sich zu entschuldigen, und fuhr dann im Schritttempo weiter.
Endlich hatten sie die Kurzzeitparkplätze vor der Abflughalle erreicht. Anita streckte sich nach vorn, um ihrem Vater einen Abschiedskuss zu geben, und nahm dann den Rucksack auf die Knie, mit dem sie ein paar Tage zuvor in London eingetroffen war. Sie schaute durch das Fenster auf den nassen, mit Pfützen übersäten Vorplatz des Flughafens und dachte, dass es ihr alles in allem nicht leidtat, London zu verlassen.
Sie fragte sich, ob es wohl auch in Kilmore Cove regnete und ob es Jason und Rick gelungen war, nach London zu kommen. Wenn sie die beiden im Flughafen nicht traf, würde sie ihren Flug nach Venedig nehmen, so als ob nichts geschehen wäre. So als ob die beiden Nachmittage, die sie in Cornwall verbracht hatte, nur ein Traum gewesen wären.
So als ob sie das Notizbuch des Illustrators Morice Moreau nicht gefunden hätte. Doch sie hatte das kleine Büchlein bei sich und fühlte dessen Gewicht in ihrer Manteltasche. Dabei war es ein sehr leichtes Buch mit nur zwanzig Seiten. Nestor hatte ihr erklärt, dass es eine Art Reiseführer war, der ihnen erlauben würde, zum Sterbenden Dorf zu gelangen. Aber es barg noch ein weiteres Geheimnis. Es war auch das Buch, von dessen Seiten aus eine namenlose Frau um Hilfe gerufen hatte.
Aber wovor wollte sie gerettet werden?
Anita kribbelten die Finger, als sie daran dachte, wie sich das Papier angefühlt hatte, als sie zum ersten Mal ihre Hand auf den gezeichneten Rahmen gelegt und in ihrem Kopf die Stimme dieser Frau gehört hatte.
»Gute Reise«, sagte ihr Vater und riss sie aus den
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