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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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gar nicht richtig ausstrecken konnte, legte er sich auf die Seite, schob einen Arm unter das Kissen und genoss das Gefühl, fest in das warme Bett eingewickelt zu sein.
    Es war eines dieser Gewitter, die …
    Ein zweiter ohrenbetäubender Knall. Dann das Geräusch eines Aufpralls. Und das Haus schwankte, als sei es aus Sperrholz. Marius Voynich stellte verwundert fest, dass er plötzlich aufrecht auf der Matratze stand, die Bettdecke wie einen Umhang um sich gewickelt.
    Der Knall war verhallt, aber die Gläser, das Geschirr und Besteck in den Schränken und Schubladen der Lehrerin hörten noch lange nicht auf zu klirren.
    Ein Blitz musste das Haus getroffen haben!
    Er kletterte vom Bett herunter und ging, immer noch in die Bettdecke gewickelt, zum Fenster. Er spähte durch die Ritzen in den Fensterläden hindurch und sah Leute über die Straße laufen. Er hörte sie auch rufen, aber weil der Regen so laut war, konnte er nicht hören, was sie sagten. Dann sah er zum gegenüberliegenden Haus hinüber und entdeckte, dass eine Wand eingestürzt war. Aus dem Loch, das sich gebildet hatte, quollen Rauch und Staub heraus.
    »Das ist ja furchtbar …«, murmelte Voynich besorgt.
    Er ließ die Decke zu Boden gleiten und öffnete das Fenster. Das Rauschen des Regens wurde lauter.
    Er stieß auch die Fensterläden auf, wölbte die Hände zum Sprachrohr und wollte »Was ist los?« rufen, als ihm seine Frage im Hals stecken blieb. Feurige Lichtbögen spannten sich über den Himmel, Kanonenkugeln flogen pfeifend durch die Luft und schlugen krachend in Hauswänden ein.
    Vor Schreck verlor Voynich das Gleichgewicht. Er fiel hin und sammelte auf allen vieren seine Kleider ein. Durch das offen stehende Fenster drangen Regentropfen und Schreie herein.
    Voynich zog sich hastig an und wollte schon das Zimmer verlassen, als er im letzten Moment an Morice Moreaus Notizbuch dachte und an sein Manuskript Liebe lässt sich nicht lenken.
    Er steckte das Notizbuch in die Tasche, rollte das Manuskript zusammen und steckte es sich unter den Pullover. Dann taumelte er hinaus auf den Flur.
    Er hatte den Eindruck, dass sich das Haus langsam zur Seite neigte und wie ein Schiff bei unruhiger See schwankte. Die ausgestopften Tierköpfe an den Wänden sahen aus, als gehörten sie lebendigen, eingemauerten Tieren, die sich jeden Moment befreien könnten.
    Über ihm im Treppenhaus tanzte ein schwacher Lichtschein durch die Finsternis.
    »Miss Stella?«, fragte er.
    Ein dritter Knall ließ das Haus erzittern. Ein Pferdekopf fiel von der Wand und rollte die Treppe hinunter.
    »Gütiger Himmel!«, rief Stella Evans verängstigt im Stockwerk über ihm.
    Voynich lief zu ihr. Mit einem Leuchter in der Hand, in dem eine Kerze brannte, hockte sie in einer Ecke des Flurs.
    »Miss Stella! Geht es Ihnen gut? Kommen Sie, stehen Sie auf, ich helfe Ihnen!«
    Die alte Lehrerin hob den Blick und sah ihrem Gast ins Gesicht.
    »Ach, Mister Voynich, was für ein Unglück!«, murmelte sie und zog sich an dem angebotenen Arm hoch. Sie wirkte sehr zerbrechlich und verletzlich, als sie auf wackeligen Beinen vor ihm stand.
    »Geben Sie mir den Kerzenhalter«, sagte Voynich fürsorglich.
    »Ja, sicher …«
    »Und ziehen Sie sich etwas Warmes an. Wir müssen …« Wenn er ehrlich war, hatte Voynich nicht die leiseste Ahnung davon, was sie jetzt als Nächstes tun mussten. Andererseits gefiel ihm die Vorstellung, während eines Bombenangriffs im Haus zu bleiben, ganz und gar nicht. »Wir müssen hier raus.«
    »Sie greifen uns an, nicht wahr?«, fragte die alte Lehrerin, so als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt sei. »Na ja, früher oder später musste es ja so kommen.«
    Voynich öffnete den Mund, war aber über ihre Bemerkung so verblüfft, dass er gar nicht wusste, was er sagen sollte.
    »Möge uns der Himmel gnädig sein«, sagte die Lehrerin. »Wenn doch nur mein Mann noch da wäre …«
    »Wir müssen hier raus!«, mahnte Voynich.
    Die alte Lehrerin nickte. Obwohl sie in Gedanken ganz woanders war, schien sie die Gegenwart eines Mannes doch tröstlich zu finden. »Sie müssen mir einen Gefallen tun, Mister Voynich.«
    »Aber sicher«, sagte er ungeduldig. »Aber …«
    »Glauben Sie mir bitte, es ist sehr wichtig. Es ist wirklich von äußerster Wichtigkeit …«
    »Ja, aber ja doch! Soll ich Ihren Mantel holen?«
    »Ich bin ziemlich langsam, Mister Voynich …«
    »Wenn Sie wollen, trage ich Sie hier raus.«
    »Und ich habe auch meine Ehre zu verteidigen«,

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