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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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gelaufen?«, fragte sie gespannt. »Ist alles in Ordnung?«
    Jason warf rasch einen Blick nach draußen: Der Him mel war von einer grauen Wolkendecke überzogen, und in dem trüben Licht sahen die Schäden an den Gebäuden von Kilmore Cove möglicherweise noch schlimmer aus, als sie tatsächlich waren. Er bedeutete Anita, rasch einzu treten, und berichtete dem Mädchen flüsternd, was er entdeckt hatte.
    »Das ist ja unglaublich!«, rief Anita, als er geendet hatte. »Und jetzt?«
    »Was auch immer wir machen, es muss schnell geschehen«, drängte Jason. »Bevor er zurückkommt.«
    Wie um seine Worte in Taten umzusetzen, durchquerte Jason den Verkaufsraum, blieb unter dem Spiegel an der Decke stehen und schob das Porträt des Apothe kengründers zur Seite. »Er hat alle unsere Schlüssel. Sie befinden sich hier drinnen«, sagte er und zeigte auf den eingemauerten Tresor, der hinter dem Gemälde versteckt gewesen war. »Aber es ist mir nicht gelungen, mir die Kombination zu merken …«
    »Hat er denn noch irgendetwas anderes gemacht, außer dass er den Tresor geöffnet und wieder geschlossen hat?«, wollte Anita wissen.
    In der Apotheke sah es so ordentlich aus, als wäre sie gerade für Fotoaufnahmen aufgeräumt worden.
    »Er hat Nestors Tasche hier hingelegt … und davor hat er in den Dosen im Schrank herumgewühlt.«
    Sie kletterten beide auf den Hocker, stellten sich auf die Zehenspitzen und nahmen die drei Dosen herunter. Sie platzierten sie auf der Ladentheke und sahen sie sich von allen Seiten genau an. Ebenso wie alle anderen Por zellandosen der Apotheke waren sie weiß und mit blauen Ornamenten verziert. Auf den Etiketten stand in Schön schrift geschrieben:
    Wacholder
Johanniskraut
Blutwurz
    Sie öffneten die erste Dose, die mit der Aufschrift »Wacholder«. Sie war mit dunklen, getrockneten Beeren gefüllt. Ohne lange zu zögern, steckte Jason die Hand hinein.
    »Das ist genau dasselbe Geräusch«, sagte er triumphierend. »Ich habe gehört, wie er hier drin nach etwas gesucht hat.«
    Endlich ertasteten seine Finger zwischen den trocke nen Beeren einen anderen Gegenstand. Überrascht zog Jason ein Päckchen aus der Dose: Es war in sehr altes Ölpa pier eingewickelt und enthielt mehrere winzige Gegen stände, die klirrend gegeneinanderschlugen. In seiner fein säuberlichen Handschrift hatte Dr. Bowen auf das Päck chen »Schlaftrank« geschrieben. Innen waren zwei mit einer safrangelben Flüssigkeit gefüllte Ampullen.
    »Schau mal in den anderen nach«, flüsterte Anita.
    In der Dose mit dem Johanniskraut fanden sie vier kleine Fläschchen mit »Blitzaufwachtrank«, während sie in der Dose mit den getrockneten Wurzelstückchen der Blutwurz-Ampullen den »Bauchschmerzen-Bewirkungs trank« entdeckten.
    »Schau mal einer an, der Doktor!«, rief Jason aus. »Hinter der Maske des verantwortungsvollen Arztes ver steckt sich ein gewissenloser Typ, der mit fragwürdigen Drogen umgeht.«
    Anita hielt eine Ampulle mit dem Bauchschmerzen-Bewirkungstrank gegen das Licht. »Glaubst du, dass sie tatsächlich eine Wirkung haben? Solche Sachen gibt es doch nur im Märchen.«
    »Oder an anderen erträumten Orten«, ergänzte Jason nachdenklich. »Wer weiß, wann und wo sie zubereitet wurden. Und wie der Doktor in ihren Besitz gelangt ist …«
    Ein plötzliches Geräusch draußen auf der Straße ließ sie beide zusammenzucken.
    »Wir müssen hier weg«, sagte Anita. »Was machen wir mit den Päckchen?«
    »Wir nehmen sie mit«, schlug Jason vor. »Und die Dosen kommen in den Schrank.« Anita nahm schnell den Hocker und stellte alles wieder zurück. Jetzt blieb nur noch das Problem der im Tresor eingeschlossenen Schlüssel zu lösen.
    Sie durchsuchten sämtliche Schubladen. Aber alles, was sie fanden, waren ein Quittungsblock, der Katalog eines Versandhauses für Gartenmöbel und ein Kreuz worträtselheft.
    »Ich glaube, dass wir hier kein einziges Staubkörnchen finden würden, selbst wenn wir mit der Lupe danach suchen«, meinte Anita, beeindruckt von so viel Ordnung.
    Jason blätterte widerwillig den Quittungsblock, den Katalog und das Rätselheft durch. Er hatte gehofft, irgendwo Ersatzschlüssel für die Apotheke zu finden, um sich ein zweites Mal hineinschleichen zu können und dann vielleicht nochmals zu versuchen, den Tresor zu öffnen. So war ihre gefährliche Aktion zu einem Misserfolg auf der ganzen Linie geworden. Nicht nur, dass sie nicht wussten, wohin der Arzt gegangen war, sie hatten auch noch immer keine

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