Ulysses Moore – Die steinernen Wächter
trug.
»Dieser Unfall ist ja an sich schon verdächtig«, fand Rick, »denn in unserem Meer hier gibt es keine Haie.«
»Ganz genau«, brummelte Jason, der in Wirklichkeit nicht den leisesten Schimmer hatte, wo Haie vorkommen und wo nicht.
Während sich die drei noch nach etwas umsahen, das ihnen nützlich sein konnte, fiel ihnen die Tür am anderen Ende der Fahrgastkabine auf, durch die man zu den hinteren Waggons gelangen konnte, wenn welche angehängt gewesen wären.
»Moment mal«, sagte Jason plötzlich. »Heute muss unser Glückstag sein.«
»Warum?«
»Und damit wären es zwei ...«, antwortete er, kniete sich vor die Tür und fuhr mit der Hand über ihre Oberfläche. »Das hier ist auch eine Tür zur Zeit!«
»Bist du dir da sicher?«, fragte ihn seine Schwester.
»Auf jeden Fall.«
»Ja, zweifellos«, bestätigte Rick, der zur Tür hinübergegangen war und nun versuchte sie zu öffnen. »Sie ist verschlossen. War ja klar. Und natürlich ist der Schlüssel nirgends zu sehen.«
»Das ist die erste bewegliche Tür zur Zeit«, überlegte Julia. »Sie ist nicht wie die anderen in die Wand eines alten Hauses eingefügt. Wenn diese Gleise mit dem Eisenbahnnetz verbunden wären, könnten wir sie überall hinbringen.«
»Ja ... du hast recht«, stimmten die anderen beiden zu.
»Und deshalb hat Black sie so gut versteckt.«
»Damit hätten wir auch die Tür gefunden, durch die Black gegangen ist.«
»Glaubst du wirklich?«
»Aber sicher!«, gab Jason zurück. »Julia, erinnerst du dich, was in dem Aufsatz stand? Dass eine der Türen auf einem Karren war.«
»Das stimmt!«
»Und wie wurden Karren vor der Erfindung der Dampfmaschine angetrieben?«
»Mit Pferden! Sie wurden von Pferden gezogen«, antwortete Rick.
»Genau!«
»Dann ist diese hier die Tür des Pferdes?«, fragte Julia.
Jason nickte. »Es passt zu dem, was Peter erzählt hat. Black hatte den Schlüssel mit dem Pferd. Und dies ist die Tür, die er aufgeschlossen hat. Kurz vor seiner Abreise hat er die letzte Fahrt seiner Lokomotive eingestellt, hat sie auf einem Abstellgleis in den Wäldern von Crookheaven versteckt und ist anschließend durch die Tür gegangen. Zuvor aber hat er dafür gesorgt, dass ein vollkommen unverdächtig wirkender Typ, nämlich Fred Halbwach, alle Spuren beseitigt und die Zahlen wieder auf null stellt. Und selbst wenn jemand so wie wir mit Fred gesprochen und es geschafft hätte, die Lokomotive zu finden, hätte er nur vor einem Abschiedsgedicht und einer verschlossenen Tür gestanden.«
»Auch weil diese Tür erst dann geöffnet werden kann, wenn derjenige zurückgekehrt ist, der durch sie ging.«
Jason klopfte auf das Holz. »Bleibt die Tatsache, dass wir nicht wissen, wo sie hinführt. Und folglich auch nicht, wohin der Hüter der Schlüssel verschwunden ist.«
»Aber vielleicht ...«, überlegte Julia, »finden wir die Antwort auf die Frage, wohin diese Tür führt, genau hier in dieser Lokomotive. Erinnert ihr euch noch an die Haltestellen im Kursbuch?«
»Ja. Sie waren alle durchgestrichen.«
»Seit wir uns auf dieses Abenteuer eingelassen haben, stoßen wir ständig auf durchgestrichene Informationen. Wie im Land Punt!«, rief Julia aus.
»Ja, stimmt! Der Tintenklecks auf der Papyrusrolle im Haus des Lebens«, ergänzte Jason und wurde gleich ein bisschen traurig, weil ihn das an Maruk erinnerte.
»Was sollen wir tun? Was schlägst du vor?«, fragte Rick Julia.
Das Mädchen drehte eine Pirouette. »Wir befinden uns an Bord des fantastischsten Zuges der Welt, der uns vielleicht an Orte bringen könnte, von denen wir noch keine Vorstellung haben ...«
Rick kaute auf seiner Unterlippe herum. »Wohin denn zum Beispiel?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Und wie soll das gehen?«, hakte Julias Bruder nach.
»Wie wäre es, wenn wir einfach etwas ausprobieren?«, schlug sie vor. »Zum Beispiel ...« Sie setzte sich auf den Boden, um sich die Symbole der Hebel genauer anzusehen. Sekunden später schaute sie triumphierend auf.
»Warum grinst du so?«
»Ich freue mich, weil wir jetzt ganz bestimmt auf dem richtigen Weg sind. Es sind keine gewöhnlichen Symbole. Es sind die Zeichen der Scheibe von Phaistos!«
Rick und Jason hockten sich neben sie.
Julia hatte recht: Die Symbole auf den Hebeln waren die Schriftzeichen, mit denen Ulysses Moore seine Botschaften codiert hatte. Die Geheimschrift, die er und seine Freunde verwendet hatten.
»Ja, aber leider haben wir jetzt das Wörterbuch der vergessenen
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