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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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so leise zu, dass Jason es nicht hörte: »Es war gut, dass du gestern auch dabei warst, bei dem Feuer.«
    Als er das hörte, wurde Rick rot. Kurz darauf erschrak er, weil auch Julia erschrocken war, als habe sie hinter ihm etwas Bedrohliches gesehen.
    »Hey!«, protestierte Jason, dem das alles zu lange dauerte.
    »Da ist jemand«, flüsterte Julia und löste sich von Rick.
    Sie zeigte auf den Vorplatz. Jason und Rick drehten sich um.
    Mit entschlossenen Schritten näherte sich ein Mann dem Bahnhof.
    »Wer ist das?«
    »Und was will der hier?«
    Die drei wechselten rasche Blicke. Jason sprang vom Dach und Julia tat es ihm nach. Auch Rick kletterte vom Kaminrand hinunter.
    Unten im Rauchfang hatte eine Spinne genug von den ständigen Erschütterungen und verließ ihr Netz. Auf ihren acht Beinen krabbelte sie zu der Spitze der Lanze, die in den Kamin hineinragte, kroch an ihr hinunter und auf die alte Ritterrüstung, die an der Wand lehnte. Zwischen Rüstung und Wand hingen unzählige verstaubte Spinnennetze. Hunderte von kleinen Tieren mit glänzenden schwarzen Augen, pelzigen Pfoten und nackten Schwänzen hatten die Rüstung zu ihrer Festung gemacht. Langsam wanderte die Spinne an den Beinschienen der Rüstung entlang nach unten und dann wieder die Wand hinauf.
    Endlich erreichte sie einen dicken Schlüsselbund, der an einem Nagel hing, und begann zwischen ihm und der Wand ein neues Netz zu weben.



Eine schlanke Frau in einer Motorradkombi aus schwarzem Leder ging barfuß an der Küstenstraße entlang, die nach Kilmore Cove führte. Sie lief schon seit fast zwei Stunden und war furchtbar wütend. Ein Paar Sandaletten mit schwindelerregend hohen Stilettoabsätzen hing ihr über der Schulter. Sie zählte die spitzen Kieselsteine, die sich in ihre Fußsohlen bohrten.
    »Das wirst du bereuen, Manfred! Oh, und wie du das bereuen wirst!«
    Die Sonne brannte unerbittlich auf sie nieder und jeder Tropfen Schweiß, der ihren Kopf und Körper hinunterrann, schien den Krug ihres Zorns nur noch weiter zum Überlaufen zu bringen. Sie war viel zu wütend, um Müdigkeit zu empfinden oder um sich hinsetzen und ausruhen zu können.
    Nur ab und an blieb Oblivia stehen, um nachzusehen, wie weit sie noch vom Ort entfernt war, oder um sich darüber zu beklagen, dass auf dieser Straße kein Auto fuhr, das sie hätte mitnehmen können.
    Sie hatte mit allen möglichen Problemen gerechnet, die sie nach ihrer Rückkehr erwarten würden. Aber nicht damit, dass ihr Chauffeur spurlos verschwinden würde. Sie hatte gedacht, er wäre irgendwo im Haus der Spiegel eingeschlafen oder hätte sich draußen ein schattiges Plätzchen gesucht, um in Ruhe seine Sportzeitung zu lesen.
    Aber da war kein Manfred gewesen, als sie zurückkam, nirgendwo.
    Zuerst hatte sie sich aufs Motorrad gesetzt, entschlossen, die Felgen zu ruinieren, nur um nach Hause zu kommen. Aber dann hatte sie gemerkt, dass ihr der Zündschlüssel fehlte.
    Und deshalb war ihr nichts anderes übrig geblieben, als zu Fuß zu gehen.
    Oblivia glaubte einen Baum wiederzuerkennen, der von ihrem Haus nicht allzu weit entfernt war, und beschleunigte ihre Schritte. Ein Glück, dass sie so gut trainiert war.
    »Der New-York-Marathon! Einfach lächerlich!«, schimpfte sie, als sich hinter der nächsten Biegung am Hang die runde Silhouette ihrer futuristischen violetten Villa abzeichnete.
    Bloß gut, dass sie diesem Trottel nicht auch noch den Hausschlüssel überlassen hatte! Sie erreichte das Gartentor. Das Summen der elektrischen Öffnungsvorrichtung und das Aufblitzen des gelben Warnlichts schenkten ihr neue Energie.
    »Endlich zu Hause«, murmelte Oblivia, als sie den Gartenpfad betrat.
    Gleich darauf merkte sie, dass das Garagentor offen stand.
    »MANFRED!«, rief sie und spürte einen Augenblick lang so etwas wie Erleichterung.
    Dann gewann ihre Wut wieder die Überhand. Die Garage war leer. Der Sportwagen war weg. Das Motorrad war weg und sogar der Strandbuggy.
    »Wo sind denn alle meine Autos? Wo zum Teufel sind ALLE MEINE AUTOS?«
    Sie war so außer sich, dass sie vergaß, vor dem Betreten des Hauses die Alarmanlage abzuschalten. Kaum hatte sie die Küche erreicht und zum Kühlschrank hinübergeschaut, in dem eiskalte Getränke auf sie warteten, nach denen sie sich so sehr gesehnt hatte, ging die Sirene los und rote Laserstrahlen tasteten das Haus ab.
    »Nein, verdammt noch mal! Ich bin es doch!«, brüllte Oblivia. »Geh sofort wieder aus! Geh aus! GEH AUS!«
    Sie kehrte zur Haustür

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