Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
Stimme aus der Bahnhofshalle. »Kommt ruhig rein.«
    Endlich waren Rick, Jason und Julia im Bahnhof von Kilmore Cove! Sie fanden sich in einem großen Saal mit einer hohen Decke wieder, die in der Mitte in die Kuppel aus Glas und Schmiedeeisen überging. Darunter hing ein großer Kronleuchter, auf dessen ausladenden Armen einige Vögel ihre Nester gebaut hatten. Ranken von Kletterpflanzen, die durch Ritzen der Fenster und der Kuppel eingedrungen waren, schaukelten im Luftzug.
    In dem leeren Raum hallten ihre Schritte so laut, dass es schon beinahe unheimlich war. Hier und da hatten Staub und Erde, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten, kleine Haufen gebildet, auf denen gelbe Blümchen blühten.
    Arkaden, von denen runde gläserne Lampen hingen, säumten die beiden langen Seiten des Saals. Auf der einen Seite war der Fahrkartenschalter mit seiner großen Glasscheibe, auf der anderen eine Reihe schmiedeeiserner Bänke, unter denen Pilze wuchsen.
    Gegenüber dem Eingang befand sich die große Tür, durch die man zu den Bahnsteigen gelangte. Über ihr hing eine riesige Tafel mit den Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Züge. Sie war mit geschmiedeten Blumenranken geschmückt. An einer der schmalen Seiten war der Zugang zu den Toiletten, vor der anderen stand ein Kiosk, dessen Eisengitter heruntergelassen waren.
    Einige Minuten lang sahen Julia, Jason und Rick sich schweigend um, während Fred mit seinen auffallend langsamen Schritten auf den Fahrkartenschalter zuschlurfte. Von der schieren Größe des Saals beeindruckt, nahmen Rick und die Zwillinge erst jetzt Einzelheiten wahr: Die Säulen der Arkaden waren aus Marmor und in ihre Kapitelle waren kunstvolle Blattornamente eingearbeitet.
    »Wie unwirklich das doch alles erscheint«, murmelte Jason.
    »Ich wette, dass hier seit Jahren keiner mehr hergekommen ist«, meinte Julia.
    »Niemand außer ihm«, bestätigte Rick.
    Fred hantierte von Neuem mit den Schlüsseln herum. Offenbar suchte er jetzt den passenden für die Tür des Fahrkartenschalters.
    »Wer weiß, was er hier eigentlich macht ...«
    Sie folgten ihm und sahen sich dabei weiter um. In der Saalmitte war es so warm und feucht wie in einem Treibhaus.
    Verglichen mit dem Saal wirkte der Fahrkartenschalter ziemlich gewöhnlich. Hinter der Glasscheibe war ein kleiner Raum mit einem Tresen, einer Druckmaschine für die Fahrkarten und einem Drehstuhl. Auf dem Tresen lag ein dickes Kursbuch.
    »Dedalus«, flüsterte Rick, der auf den ersten Blick erkannt hatte, von wessen Hand die Druckmaschine für die Fahrkarten stammte.
    »Zweifellos«, bestätigte Jason und schaute bewundernd auf die runden Tasten, die so ähnlich angeordnet waren wie bei einer alten Schreibmaschine. Auf jeder Taste standen seltsame Silben und ein, zwei oder drei Ziffern, doch es war nicht erkennbar, nach welchem Prinzip sie angeordnet waren. »Wieder einer dieser rätselhaften Apparate ...«
    Julia, die irgendwo hinter ihnen war, schrie plötzlich auf.
    »Was ist los?«, fragten die beiden Jungen und drehten sich gleichzeitig um.
    Julia stand vor dem Tresen. Neben ihr war das Kursbuch, das mehrere Zentimeter über der Holzplatte zu schweben schien.
    »Nichts«, sagte sie. »Ich bin nur an das Kursbuch gekommen und auf einmal flog es hoch.«
    Rick schaute unter das dicke, verstaubte Buch und sah, dass es auf einer schwarzen Eisenplatte ruhte, die wiederum auf einem mit Gelenken versehenen Träger befestigt war.
    »Es ist einfach nur eine raffiniert ausgeklügelte Buchstütze «, sagte er und stupste das Kursbuch an. Wieder schwebte es ein Stück höher.
    Julia lächelte. »Natürlich. Eine ganz normale Buchstütze.«
    Sie schauten sich nach Fred Halbwach um, doch der war in einem Nebenraum des Fahrkartenschalters verschwunden.
    »An diesem Bahnhof haben früher ganz schön viele Züge gehalten«, meinte Jason und ging näher an das Kursbuch heran. Er blies darauf, sodass eine Staubwolke aufstieg, und las dann laut den Titel vor:
    Ewiges Kursbuch aller Züge
von/nach und durch
Kilmore Cove
gültig seit dem 18. Januar 1936
    Er begann darin zu blättern: Die Seiten waren Spalte um Spalte mit Zeitangaben und den Namen der Orte bedruckt, die von den Zügen angefahren wurden.
    Über den einzelnen Tabellen standen die fett gedruckten Endstationen, die jeweilige Anzahl der Waggons und Angaben wie »Sonderzug«, »Eilzug« oder »nur an Feiertagen«.
    Als er im Nebenzimmer Geräusche vernahm, hörte Jason zu blättern auf und schlug vor nachzusehen,

Weitere Kostenlose Bücher