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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Julia das Häuschen, in das ihn Leonard am Vortag geführt hatte.
    »Hier sind die Unterschriften von allen«, erklärte er. »Und von hier aus hat sich Black Vulcano das allererste Mal abgeseilt, um die Höhle zu erkunden, die wir gerade verlassen haben.«
    »Der Anfang von allem?«, fragte Rick.
    »Vielleicht«, erwiderte Jason. »Aber vielleicht auch das Ende von allem, wenn man bedenkt, wie sich die Sache entwickelt hat.«
    Man hörte deutlich die Verbitterung in seiner Stimme. Im Grunde hatten sie über den Ersten Schlüssel und Black Vulcano so gut wie nichts herausfinden können. Die einzige neue Information bestand darin, dass Black den Ort an Bord »seiner« Lokomotive und durch »seine« Tür zur Zeit verlassen hatte.
    Der Nachmittag ging allmählich in den Abend über und sie hatten Nestors Rat, spätestens in drei Stunden wieder zu Hause zu sein, nicht vergessen.
    »Es gibt einen Pfad, der vom Mausoleum zur Villa Argo führt«, erklärte Jason. »Das ist der kürzeste Weg nach Hause.«
    »Und unser Ruderboot?«, fragte Julia, während sie den Hügel hinuntergingen.
    »In einem Fischerdorf stiehlt niemand Boote«, beruhigte Rick sie.



Kurz vor Ladenschluss hörte Kalypso im Buchladen von Kilmore Cove ein seltsames Geräusch. Sie stellte das Kinderbuch, in dem sie geblättert hatte, ins Regal zurück und lauschte. Es war wie ein rhythmisches Vibrieren, das allmählich lauter wurde. Ein bisschen wie das Geräusch von Schritten oder von kleinen Wellen. Oder als wenn jemand gegen eine Wand klopft, um herauszufinden, ob dahinter Hohlräume sind.
    Als ihr das Geräusch richtig bewusst geworden war, hörte es auf. Kalypso glaubte sich getäuscht zu haben. Sie nahm das nächste Buch aus dem Regal und schlug es auf, als sie wieder etwas hörte. Dieses Mal klang es lauter, drängender und aufgeregter.
    Jetzt war Kalypso sicher, es sich nicht nur eingebildet zu haben. Da klopfte wirklich jemand. Und er klopfte immer lauter, bis das Geräusch im ganzen Buchladen widerhallte.
    Bum, bum!
    Bum, bum!
    Bum, bum!
    Das Hämmern kam aus der Richtung des Hinterzimmers.
    »Das ist doch nicht möglich«, murmelte die Frau und ging zur Ladentheke.
    Aber trotzdem …
    Bum, bum, bum!
    Bum, bum, bum!
    Bum, bum, bum!
    Kalypso fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Angestrengt lauschend ging sie Richtung Nebenraum und schob den Vorhang zur Seite. Das Klopfen musste von der alten Holztür in der hinteren Wand kommen, einer dunklen Tür mit einem glänzenden, komplizierten Schloss.
    Bum, bum, bum!
    Bum, bum, bum!
    Bum, bum, bum!
    Es war eine Tür, die Kalypso noch nie geöffnet hatte. Sie hatte auch gar nicht mehr den Schlüssel dazu. Den hatte sie vor vielen Jahren Leonard anvertraut.
    Es war der Schlüssel mit dem Wal.
    Das Klopfen wurde schneller und noch lauter. Inzwischen hörte es sich an wie eine Trommel, die zu einem wilden Tanz geschlagen wird, oder wie ... Ja, dachte Kalypso schaudernd: wie ein Herz, das rasend schnell klopft. Ein aufgeregtes, erschrockenes Herz. Sie legte ein Ohr an die Holztür. Das Klopfen ging ihr durch und durch, es schüttelte sie regelrecht.
    BUM, BUM, BUM, BUM, BUM, BUM, BUM, BUM!
    »Leonard?«, flüsterte Kalypso an der Tür zur Zeit.
    Schlagartig hörte das Geräusch auf.
    Die Buchhändlerin prallte von der Tür zurück, als habe sie einen elektrischen Schlag bekommen.
    »Nein!«, schrie sie, als sie aus dem Buchladen hinausstürzte. »Nein, nicht Leonard, nein!«
    So schnell sie konnte, rannte sie zum Strand. Sie durchquerte den ganzen Ort, ohne an etwas anderes als das Meer zu denken. Sie kam an der Konditorei vorbei, am Reiterdenkmal, an der Seepromenade und dem windschiefen Gebäude des Windy Inn . Sie erreichte den Strand der Bucht von Whales Call und sah zuerst auf das offene Meer hinaus und dann zum Leuchtturm hinüber.
    Kein Boot. Nichts. Weder auf dem Meer noch am Steg unter dem Leuchtturm.
    Es musste etwas passiert sein. Etwas Unerklärliches, dort draußen auf dem Meer. Ihre Hände kribbelten und ihre Ohren schmerzten, so als seien sie voller Wasser. Sie raufte sich das Haar.
    Was konnte sie nur tun?
    Vor dem Windy Inn , nur wenige Schritte von ihr entfernt, hielt ein Auto an.
    Kalypso sah auf das Wasser, das sich jetzt bei Ebbe zurückzog. Und sie entdeckte ein Ruderboot, das auf den Strand gezogen worden war.
    Die Annabelle .
    »Nein, nicht Leonard!«, jammerte Kalypso und dachte an etwas, das sie nicht hätte aussprechen können.
    »Entschuldigen Sie, aber geht es Ihnen nicht gut?«,

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