Ulysses
zusammen frühstücken, einfach aber gut, sie beide ganz allein, und bevor er dann ins Geschäft ging, würde er sein teures kleines Weibchen so richtig von Herzen in die Arme nehmen und ihr einen Moment ganz tief in die Augen blicken.
Edy Boardman fragte Tommy Caffrey, ob er endlich fertig wäre, und er sagte ja, und so knöpfte sie ihm die kleinen Knickerbocker zu und sagte ihm, nun solle er laufen und mit Jacky spielen und ja recht artig sein und keinen Streit anfangen. Aber Tommy sagte, er wolle den Ball haben, und Edy sagte nein, weil Baby jetzt mit dem Ball spiele, und wenn er ihn nähme, dann gäbe es Senge, aber Tommy sagte, es wäre sein Ball und seinen Ball wolle er haben, und er stampfte auf den Boden, also war das zu glauben! So ein Racker! Oh, er war bereits ein richtiger Mann, das war der kleine Tommy Caffrey, schon seit er aus den Kinderschürzchen heraus war. Edy aber sagte nein, nein, und jetzt ab mit ihm, und sie sagte zu Cissy Caffrey, sie solle ihm ja nicht nachgeben.
- Du bist nicht meine Schwester, sagte der ungezogene Tommy. Der Ball ist meiner!
Doch Cissy Caffrey sagte zu Baby Boardman, es solle doch einmal hersehen, hier ganz hoch oben, wo ihr Finger wäre, und dann schnappte sie ihm rasch den Ball weg und warf ihn über den Sand, und Tommy sauste in vollem Karacho hinterher und hatte die Schlacht gewonnen.
- So, jetzt haben wir wenigstens Ruhe, lachte Ciss.
Und sie tätschelte dem winzigen Kerlchen die beiden Bäckchen, damit er nicht weiter daran dachte, und spielte mit ihm dies ist der Bürgermeister, dies sind seine zwei Pferde, dies ist seine Pfefferkuchenkutsche, und hier steigt er ein, so tipptopper tipptopper tipptopper fein. Aber Edy wurde doch richtig böse auf ihn, weil er wieder einmal seinen kleinen Kopf durchgesetzt hatte und alle ihn dauernd verwöhnten.
- Ich hätte nicht übel Lust, ihm eins draufzugeben, sagte sie, und zwar wohin, das brauche ich wohl nicht zu sagen.
- Auf den Pipapodex, lachte Cissy lustig.
Gerty MacDowell senkte den Kopf und wurde richtig rot bei dem Gedanken, daß Cissy so laut einen so wenig damenhaften Ausdruck gebrauchte, sie hätte sich selber eher zu Tode geschämt und erglühte tief rosenrot, und Edy Boardman sagte, ganz bestimmt hätte der Herr dort gegenüber gehört, was sie gesagt hatte. Aber das scherte Cissy einen Pfifferling.
- Soll er ruhig! sagte sie und warf schnippisch den Kopf zurück und reckte das pikante Näschen.
Von mir aus kann er sofort dasselbe kriegen, und zwar auf dieselbe Stelle.
Tollkopf Ciss mit ihren krausen schwarzen Puppenlocken. Manchmal mußte man direkt über sie lachen. Zum Beispiel wenn sie einen fragte, ob man noch etwas chinesischen Tee und Hmmbeermarmelade haben wolle, und wenn sie sich mit roter Tinte die Krüge und die Männergesichter auf die Nägel malte, dann konnte man sich glatt totlachen, oder wenn sie mal wo hinwollte, ihr wißt schon, dann sagte sie, sie müßte mal schnell weg und einen Besuch bei Miss White machen. Das war so echt Cissylein. Oh, und werdet ihr je den Abend vergessen, wo sie sich mit ihres Vaters Anzug und Hut verkleidet und sich mit angekohltem Kork einen Schnurrbart gemalt hatte und die Tritonville Road hinunterstolzierte, eine Zigarette paffend? Was solche Späße betraf, nahm es so leicht keiner mit ihr auf. Aber sie war zugleich die Aufrichtigkeit in Person, eins der tapfersten und treuesten Herzen, die der Himmel je erschuf, keins von diesen doppelgesichtigen Dingern, die zu süß sind, um noch bekömmlich zu sein.
Und dann trug der Wind auf einmal den Klang von Stimmen herüber und den schallenden Jubelgesang der Orgel. Es war die Andacht der Temperenzler, geleitet von Seiner Hochwürden dem Missionar John Hughes, S.J., Rosenkranz, Predigt und Segen des Allerheiligsten Sakraments.
Sie waren dort alle versammelt ohne Unterschied der Gesellschaftsklasse (und das zu sehen war schon ein höchsterbauliches Schauspiel), in der schlichten Weihestätte am Gestade des Meers, still nach den Stürmen dieser bösen Welt knieten sie zu Füßen der Unbefleckten, sangen die Litanei Unserer Lieben Frau von Loreto und flehten sie an, ihre Mittlerin zu sein, mit den alten vertrauten Worten, heilige Maria, heilige Jungfrau der Jungfrauen. Wie traurig das arm Gertys Ohren klang!
Wäre ihr Vater nur den Klauen des Dämons Alkohol entronnen, hätte er nur das Gelübde abgelegt oder jene Pülverchen genommen, die zur Heilung der Trunksucht im Pearson’s Weekly standen, dann könnte sie
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