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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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diesen Toilettenformalitäten und tat es auch jedermann lauthals kund und zu wissen:
    - Häbää bäääähäbäää bääää!
    Und zwei dicke große liebe Tränen kullerten ihm die Wangen hinunter. Es war ganz zwecklos, das kleine Ding mit na, nana, Baby, na beruhigen zu wollen und ihm vom Hottepferdchen zu erzählen und wo denn die Puffpuffeisenbahn wäre, doch Ciss, die allzeit das Richtige traf, gab ihm den Schnuller der Nuckelflasche in den Mund, und da war der junge Heide ganz schnell wieder friedlich.
    Gerty wünschte inbrünstig, sie würden ihren kleinen Schreihals endlich nach Hause bringen und trockenlegen und ihr nicht weiter auf die Nerven fallen, denn um die Zeit sollten sie wirklich nicht mehr draußen sein, und die kleinen Zwillingsblagen ebenfalls. Sie blickte hinaus aufs weite Meer.
    Es war wie auf den Bildern, die der Mann immer auf das Pflaster malte, mit den vielen Buntkreiden, und das war ja so ein Jammer auch daß man die da so lassen mußte wo sie dann gleich wieder verwischt wurden alle, der Abend und die heraufziehenden Wolken und das Bailey-Licht auf Howth und dazu dann die Musik und der Duft des Weihrauchs den sie in der Kirche verbrannten, wie ein Hauch alles. Und während sie so hinausblickte, schlug ihr Herz auf einmal ticketack. Ja, es war sie, nach der er herüberschaute, und es lag eine Bedeutung in seinem Blick.
    Seine Augen brannten in sie hinein, als wollten sie in ihr forschen, tief, ganz tief, und im Innersten ihrer Seele lesen. Wunderbare Augen waren es, herrlich ausdrucksvolle, doch konnte man ihnen auch trauen? Die Leute waren so seltsam oft. Sie konnte sofort an seinen dunklen Augen und seinem bleichen geistvollen Gesicht erkennen, daß er ein Fremder war, das leibhaftige Ebenbild des Photos von Martin Harvey, das sie hatte, dem Matinée-Idol, bis auf den Schnurrbart was ihr aber sehr lieb war denn sie schwärmte durchaus nicht für die Bühne wie Winny Rippingham die unbedingt wollte daß sie sich beide immer gleichkleiden sollten wegen irgend so einem Stück, aber sie konnte nicht erkennen ob er eine Adlernase hatte oder eine leicht retroussée von da aus wo sie saß. Er war in tiefer Trauer, das konnte sie sehen, und die Geschichte eines quälenden Kummers stand auf seinem Gesicht geschrieben. Welten hätte sie darum gegeben zu wissen, was es war. Er blickte so gebannt hinauf, so still, und er hatte gesehen, wie sie den Ball trat, und vielleicht konnte er auch die funkelnden Stahlschnallen ihrer Schuhe sehen wenn sie die Beine so baumeln ließ, gedankenvoll mit den Spitzen nach unten. Sie war froh, daß irgendetwas ihr gesagt hatte, die durchsichtigen Strümpfe anzuziehen, weil sie doch dachte Reggy Wylie könnte vielleicht draußen sein aber das war jetzt weit weg. Hier war das, von dem sie so oft geträumt hatte. Er war es, auf den es ankam, und Freude erschien auf ihrem Gesicht, weil sie ihn wollte, weil sie instinktiv spürte, daß er ein Mann war wie kein anderer sonst. Das innerste Herz des Mädchenweibes öffnete sich ihm, ihrem Traumgemahl, denn sie wußte im Augenblick, daß er das war. Wenn er gelitten hatte, wenn mehr gegen ihn gesündigt war worden als er selber gesündigt, ja sogar, sogar wenn er selbst ein Sünder gewesen war, ein böser Mensch, es galt ihr nichts. Selbst wenn er Protestant war oder Methodist, dann konnte sie ihn ja leicht bekehren, wenn er sie nur getreulich liebte. Es gab Wunden, die bedurften der Heilung mit Herzensbalsam. Sie war eine frauliche Frau, nicht unweiblich wie die anderen flittrigen Mädchen, die er gekannt hatte, diese Radfahrerinnen, die dauernd zur Schau stellten, was sie nicht hatten, und es verlangte sie nur danach, alles zu wissen, um alles zu verzeihen, wenn sie ihn dazu bringen konnte, sich in sie zu verlieben, dazu bringen, das Vergangene zu vergessen. Dann würde er sie vielleicht ganz zart umarmen, wie ein richtiger Mann, würde ihren sanften Körper an sich pressen und sie lieben, sein teures Herzensmädchen, allein um ihrer selbst willen.
    Zuflucht der Sünder. Trösterin der Betrübten. Ora pro nobis . Gar wohl ist gesagt worden, daß wer da betet zu ihr im treuen beständigen Glauben, nimmer verloren kann werden noch verworfen: und gar zu Recht auch heißt sie ein Hafen der Zuflucht für die Betrübten, wegen der sieben Schmerzen, die ihr doch selber das eigene Herz durchdrungen. Gerty konnte sich die ganze Szene in der Kirche ausmalen, die hell leuchtenden bunten Glasfenster, die Kerzen, die Blumen und die

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