Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
Vom Netzwerk:
hatte er es selbst benutzt. Mal besser, mal schlechter. Ob der Wanderer damit umgehen konnte? Er kam näher an Gotthard heran. Ein Windhauch lupfte die rechte Seite des Bartes. Gotthard glaubte das Gesicht jetzt wiederzuerkennen. Er hatte es nur einmal gesehen. Letzten Mittwoch, als er mit Schwarz auf das Geld gewartet hatte, das sie von Koch erpressen wollten. Koch war aber nicht gekommen. Dafür der Kerl, der jetzt mit dem Bolzenschussapparat vor ihm stand. Gotthard hatte im Gebüsch gesessen und den Auftrag gehabt, den Überbringer des Geldes zu fotografieren und notfalls Schwarz zu Hilfe zu eilen. Als er aber sah, was der Fremde mit Schwarz anstellte, war er wie gelähmt zwischen den Zweigen gesessen und hatte sich vor Angst in die Hosen gemacht. Danach war er abgehauen.
    Auch jetzt wollte er abhauen. Er konnte nicht. War wieder gelähmt. Wie im Gebüsch. Der Bolzenschussapparat war ihm so vertraut.
    Der Wanderer drückte die Mündung gegen seine Stirn. »Wo ist der Stick?«
    Gotthard sagte nichts. Die Zunge klebte ihm wie eine Hostie am Gaumen.
    »Wo ist Britta? Hat sie ihn?«
    Gotthard schüttelte langsam den Kopf. Die Mündung des Schussapparats verschob die Stirnfalten.
    »Ich finde sie«, sagte der Wanderer.
    Gotthard riss ihm den falschen Bart ab und sah in sein Gesicht. Der Wanderer drückte ab.
    *
    »Fahren wir in der Kiste bis nach Berlin?«, fragte Stark und steckte sich eine Zigarette an.
    »Nur bis Freiburg. Dort nehmen wir den Zug.«
    »Im Zug kriege ich Platzangst. Wenn Schewtschenko uns dort erwischt, haben wir keine Chance. Ich bin dafür, dass wir das Auto wechseln. Am besten, wir klauen eins.«
    »Nein. Wir machen es anders.« Kilian zog sein Handy aus der Jackentasche und wählte eine eingespeicherte Nummer. »Salli, Hans. Ich bin’s. Du, ich bräucht ä Schlitte. Am liebschte wär mir ä schnelle Citroën. Am beschte geschtern. Gut. In zehn Minute bin ich bei dir.« Er legte auf.
    »Du sprichst Dialekt?«, fragte Stark und unterdrückte ein Lachen.
    »Ich bin hier aufgewachsen.«
    »Und wer ist der Kerl, der uns das Auto besorgt?«
    »Hans Hilpert, ein alter Freund und Automechaniker. Lange Geschichte.«
    Killians Handy klingelte. Belledin. Er ging dran.
    »Ja? – Wo? – Ich kann nicht. Ich bin kein Bulle. Soll Wagner eben aus dem Archiv kriechen.« Er drückte Belledin weg. Es klingelte wieder. Belledin ließ nicht locker. Killian lauschte den ersten Sätzen, dann drehte er den Lautsprecher auf, dass Stark mithören konnte.
    »Es geht um Kinderpornografie, nicht um Gammelfleisch oder unglückliche Rinder. Dafür hältst du deinen Kopf hin, aber wenn es um eine wirkliche Schweinerei geht, ziehst du den Schwanz ein. Ein Papparazzo, das bist du. Ein feiger Voyeur, der sich rechtzeitig vom Acker macht, wenn es hart auf hart kommt. Jetzt ist mir auch klar, wie du so lange überleben konntest, wenn die anderen immer die echte Arbeit gemacht haben.«
    Killian schwieg. Er dachte an Rohina. Belledin hatte recht. Wäre nicht sie zuerst ins Haus geklettert, wäre sie noch am Leben.
    »Killian, denk an Swintha. Sie war auch mal ein Kind.«
    Das saß. »Ich komme.« Er legte auf.
    Stark sah ihn fragend an.
    »Gotthard ist tot. Er liegt mit einem Bolzenschuss und abgezogenem Gesicht neben der Katharinenkapelle.«
    »Und? Interessiert uns das?«
    »Mich schon. Ich bring dich zu Hans. Du nimmst dort den Citroën und fährst vor. Ich komme nach, sobald die Sache hier erledigt ist.«
    *
    »Können wir ihn wegschaffen?« Selinger zeigte auf den Toten.
    »Nein. Wir warten, bis Killian hier ist. Vielleicht fällt ihm irgendetwas auf.«
    »Killian?«
    »Was dagegen?«
    »Nein. Aber seit wann arbeitet er für uns?«
    »Ausnahmsweise. Personalmangel.«
    »Geht das? Wir sind doch nicht in Texas. Schnell auf die Bibel und die Verfassung schwören und dann den Hilfssheriff geben.«
    »Ich glaube, der Hilfssheriff hat mehr Tote gesehen, als Sie Leichen in Ihren Kühlfächern lagern können.«
    Selinger verzog den Mund. »Ich muss aber los. Der Russe will noch obduziert werden.«
    »Der Russe. Den hatte ich völlig vergessen.« Belledin sah an Selinger vorbei und dachte an Stark. Ob sie tatsächlich was damit zu tun hatte? Musste sie wohl. Warum wäre sie sonst abgetaucht. Oder war sie gar nicht abgetaucht? Hatten die Russen sie erwischt, und Oleg war dabei mit draufgegangen? Diesmal stapfte er in einem zähen Sumpf. Drei Fronten und nur Killian, auf den er zählen konnte. Wo blieb er, verflucht?
    *
    »Er lauft gern

Weitere Kostenlose Bücher