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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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angefangen hat. Das kapiere ich überhaupt nicht.«
    »Hat er Ihnen auch gesagt, es wären therapeutische Gründe?«
    Sie sah ihn an. »Woher wissen Sie das?«
    »Koch hat auch eine Frau. Schon vergessen?«
    »Sie tat mir leid. Und die Kinder auch. Aber er kann ja nichts dafür.«
    Belledin sah sie scharf an. »Und Ihrem Onkel haben Sie alles erzählt?«
    »Ich habe doch sonst keinen. Meine Eltern wären ausgeflippt. Horst hatte Verständnis und versprach, mir zu helfen.«
    »Und was mussten Sie dafür tun?«
    »Ihm Hinweise zur Szene geben.«
    »Sie haben also bei Koch geschnüffelt? Hat er nichts gemerkt?«
    »Nein. Ich kann gut mit Computern umgehen. Ich hab seinen Laptop geknackt und mir die Adressliste auf einen Stick gezogen.«
    »Und dann?«
    »Dann wollte ich ihn meinem Onkel geben, damit er die Sache an die Öffentlichkeit bringt. Ich dachte, wenn es erst einmal heraus ist, dann wäre es vorbei. Aber mir ist ein dummer Fehler passiert.« Sie atmete schwer durch.
    Belledin wartete.
    »Auf einem anderen Stick hatte ich Texte für eine Flugblatt-Aktion gegen den Schlachthof. Den sollte ich Schwarz geben.«
    »Und Sie haben die beiden Sticks versehentlich verwechselt.«
    Marlena sah auf den Boden und nickte. »Und jetzt ist Horst verschwunden. Der Einzige, der zu mir gehalten hat. Wenn ihm was passiert, bin ich schuld.«
    »Und was ist mit dem Gammelfleisch?«, fragte Belledin. »Die gemeinsame Sache, die Schwarz mit Ginter angeblich gemacht hat?«
    Sie schlug die Augen nieder. »Das habe ich nur erfunden, um von Holger abzulenken.«
    *
    Gotthard lehnte sich an die Wand der Katharinenkapelle und schnaufte. Er war zu Fuß von der kleinen Rebhütte hierhermarschiert. Britta hatte er in der Hütte zurückgelassen. Sie sollte nicht wissen, dass er den Journalisten traf. Der Mann hatte ihn angerufen und ihm gesagt, dass er etwas für ihn hätte. Etwas, das Schwarz ihm gegeben hätte. Eine CD mit Namen. Der Journalist wollte wissen, was es mit den Namen auf sich hatte. Gotthard hätte gerne gewusst, woher der Mann seine Handynummer hatte. Aber Journalisten wussten eben alles. Wie sollten sie sonst über die Welt schreiben können? Gotthard war nie ein großer Schreiber gewesen. Es hätte auch nicht viel gegeben, worüber er hätte schreiben können. Über Wurst. Ja. Darüber wusste er einiges. Früher hatte er gute Wurst gemacht. Verdammt gute. In seiner Garage, samstags. Die Leute waren sogar aus Freiburg zu ihm gekommen, um seine Blutwurst zu kaufen. Das war ein Extrageschäft gewesen. Schwarz. Bis Nachbarn ihn angezeigt hatten. Dann war es nichts mehr mit dem Extrageschäft und der guten Wurst.
    Ein einzelner Wanderer kam zur Kapelle gestiegen. Das konnte er sein. Aber er sah nicht aus wie ein Journalist. Oder doch? Wie sahen Journalisten aus? Gotthard kannte keinen.
    Der Mann näherte sich. Er nickte und lächelte, ging an Gotthard vorbei und genoss die Aussicht. Es war nicht der Journalist. Der hätte ihn angesprochen. Aber vielleicht wusste er gar nicht, wie Gotthard aussah? Blödsinn. Der Journalist kannte seine Telefonnummer, vielleicht kannte er auch sein Gesicht. Gotthard war ungeduldig. Er hatte nicht viel Zeit. Lange konnte er sich mit Britta nicht mehr in der Rebhütte verstecken.
    »Komme ich hier nach Ihringen?«, fragte der Wanderer.
    »Ist schon noch ein Stück«, mühte sich Gotthard in Hochdeutsch. »Über Eichelspitze und Neunlindenturm sind es etwa sechzehn Kilometer.«
    Der Wanderer kam näher. Gotthard sah auf den dunklen Bart, der sich um dessen Mund und übers halbe Gesicht zog. Der Bart passte nicht zur Farbe der Brauen. Außerdem hing er an einer Seite leicht weg. Das kam vom Schweiß. Gotthard kannte das von der letzten Fastnacht. Da hatte er sich auch einen falschen Bart angeklebt. Und immer hatte er ihn andrücken müssen, weil er sich durch das Schwitzen unter den Scheinwerfern in der Bütt gelöst hatte. Die Leute hatten gelacht. Mehr über den blöden Bart als über seine Kalauer. Einen Tusch gab es trotzdem. Das nächste Mal würde er aber auf den falschen Bart verzichten. Aber jetzt war keine Fastnacht. Also kein Grund, einen falschen Bart zu tragen. Warum tat es der Wanderer?
    Der Wanderer dachte gar nicht daran, sich den Bart ans Gesicht zu drücken. Er nahm seinen Rucksack von den Schultern, bückte sich und kramte darin herum. Schließlich richtete er sich wieder auf.
    Gotthard starrte auf das Werkzeug, das der Wanderer in den Händen hielt. Er kannte es zu gut. Tausende Male

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