Um die Wurst (German Edition)
mit Schewtschenko. Bei ihm brauchte ich mit Hosen gar nicht zu kommen. Macho-Prägung. Enge kurze Kleider und Stilettos. Er wollte sogar, dass ich mir neue Titten machen lasse. Stell dir das vor. Und weißt du was, ich hätte es getan.«
»Nur für den Job?«
»Nein. Für ihn.«
Er sah sie an. »Würdest du das auch für mich tun?«
Sie zog sich das Kleid an. »Fangen wir erst mal damit an.«
DREIZEHN
Wagner war sich sicher, dass Stark Oleg getötet hatte. Ihre Vergangenheit ließ keine Zweifel offen. Die Russen wollten sich an ihr rächen, und sie hatte sich gewehrt. Tolles Weib. Respekt. Erst hatte er sie nicht gemocht, weil sie sich zwischen ihn und Belledin zu stellen drohte. Jetzt empfand er alle Bewunderung, die er aufbringen konnte. Dem Russen mitten ins Auge.
Wo war sie? Was würde er an ihrer Stelle tun? Abtauchen ins Archiv. Und sich volllaufen lassen. Dann würde er das Archiv verminen und mit Selbstschussanlagen ausrüsten. Und dann würde er alte Kriminalfälle lesen und weitersaufen. Irgendwann würden die Russen aufkreuzen. Ein Dutzend würde seine Anlage wegputzen, den Rest würde er unter den Tisch saufen. Russen schlug er allemal.
Aber Stark konnte nicht so gut saufen. Und sie hatte kein Archiv. Aber sie konnte schießen und rauchen. Mit wem rauchte sie die letzte Zigarette? Sie war hier fremd. Wen kannte sie? Wo konnte sie sich zurückziehen? Wem vertrauen?
Wagner fiel nur einer ein, der Starks Kaliber hatte. Killian.
Eine junge Frau erschien in der Tür. Sie hatte Rastazöpfe und verheulte Augen.
»Ist Kommissar Belledin hier?«, fragte sie.
»Nein. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich rede nur mit Belledin.«
»Dann müssen Sie warten.«
»Es ist aber dringend.«
»Dann reden Sie mit mir.«
Sie trat ein.
»Nehmen Sie Platz.«
Sie kam der Aufforderung nicht nach. Stattdessen sagte sie: »Mein Onkel ist verschwunden.«
»Name?«
»Horst Seibert.«
»Ich meine Ihren Namen.«
»Marlena Dufner.«
Wagner stutzte. Er hatte den Namen eben im Verhör von Koch gehört.
»Sie sind die Freundin von Holger Koch?«
Sie sah durch ihn hindurch. Wagner wurde nervös. Er war plötzlich wieder aktiv an einem Fall. Und Belledin nicht in Sicht. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn.
»Setzen Sie sich«, sagte er noch einmal, und es klang ungewollt streng. Aber solange man saß, war man nicht draußen.
Marlena gehorchte.
»Wann haben Sie Ihren Onkel zuletzt gesehen?«
»Vor drei Stunden. Bei Holger. Als wir Bärbel Engler entführt hatten.«
»Sie waren auch dabei? Warum hat man Sie nicht festgenommen?«
»Wir sind vorher schon weg. Holger sagte, er würde allein mit der Engler fertig. Dann bin ich mit Horst mitgefahren.«
»Wohin?«
»Nach Freiburg.«
»Und wo haben Sie sich getrennt?«
»Er hat mich zu sich nach Hause mitgenommen.«
»Was haben Sie dort gemacht?«
»Mich hingelegt. Versucht zu schlafen. Aber ich konnte nicht. Und dann habe ich gehört, wie er die Wohnung verlassen hat. Ich weiß nicht, aber ich habe Angst um ihn. Ich glaube, es hat was mit dem Fall zu tun.«
»Mit welchem Fall?«
»Mit Holger und Erik.«
»Sie meinen, mit dem Mord an Erik Schwarz, Erdogan und Ginter? Was hat er denn mit dem Fall zu tun? Erklären Sie mir das.« Hinter dem Schreibtisch und mit einer halben Flasche Mirabell intus konnte er richtig gut sein.
»Ich weiß nichts. Ich weiß nur, dass mein Onkel in einer heißen Sache recherchiert hat. Und jetzt ist er weg.«
»Recherchiert?«
»Ja. Er ist Journalist. Er deckt Skandale auf.«
»Ein Breisgau-Wallraff? Aha. Und woran arbeitet er gerade?«
»Ich weiß es nicht.«
Wagner hatte den ganzen Fall nicht im Kopf. Er wusste nur, dass er den Namen Seibert in einem der Berichte bereits gelesen hatte. Er tippte den Namen im Dossier, das er über den Fall angelegt hatte, ein und fand sich bestätigt.
»Ihr Onkel hat die Leiche von Erik Schwarz gefunden.«
»Er hat aber nichts damit zu tun. Er wollte Erik treffen, weil der ihm etwas geben wollte.«
»Etwa die CD über den Pornoring?« Es war Belledins Stimme, die den Raum durchschnitt.
Marlena schrak herum.
Wagner atmete beruhigt durch. Es drohte gefährlich zu werden.
»Kam Ihr Onkel durch Sie an Koch? Wollten Sie sich an Koch rächen für das, was er Ihnen angetan hat?«
Marlena schüttelte den Kopf und schluchzte. »Ich habe ihn geliebt. Immer. Er war nie schlecht zu mir. Nur dass ich ihm nicht gereicht habe, das hat mich wütend gemacht. Und dass er auch was mit der blöden Engler
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